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Entwicklungspsychologie

Die Entwicklungspsychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie. Ihr Gegenstand ist die Beschreibung und Erklärung zeitlich überdauernder, aufeinander aufbauender Veränderungen menschlichen Erlebens und Verhaltens über die gesamte Lebensspanne.

Alison Gopnik und der Paradigmenwechsel in der Entwicklungspsychologie: Kinder als kognitive Entdecker

    Alison Gopnik hat das wissenschaftliche Verständnis kindlicher Kognition grundlegend transformiert, indem sie nachwies, dass schon sehr junge Kinder über ausgeprägte Fähigkeiten zum logischen Denken, zur Kausalitätsanalyse und zur Perspektivenübernahme verfügen. Traditionell galten Kinder in der Psychologie lange Zeit als defizitäre Denker, deren kognitive Fähigkeiten sich erst im Laufe der Entwicklung allmählich dem Niveau Erwachsener annähern. Gopnik stellte diese Annahme radikal infrage. In zahlreichen empirischen Studien belegte sie, dass Kinder in vielen Bereichen sogar flexibler und offener denken… Weiterlesen »Alison Gopnik und der Paradigmenwechsel in der Entwicklungspsychologie: Kinder als kognitive Entdecker

    Die Entwicklung der Theory of Mind im Kindesalter

      Lange galt das Kleinhirn vornehmlich als Steuerzentrale für menschliche Bewegungen, also zuständig für Gleichgewicht, Koordination und feinmotorische Abläufe. Doch Manoli et al. (2025) zeigten in einer Untersuchung, dass das Kleinhirn nicht nur als Mitspieler, sondern als aktiver Treiber in der Herausbildung der Theory of Mind fungiert, also jener Fähigkeit, die es Menschen erlaubt, sich in andere hineinzuversetzen, ihre Absichten zu verstehen und emotionale Reaktionen nachzuvollziehen. Diese Theory of Mind entsteht im Alter von etwa drei bis fünf… Weiterlesen »Die Entwicklung der Theory of Mind im Kindesalter

      Neurobiologische Grundlagen des sozialen Wandels in der Adoleszenz

        Die Adoleszenz ist eine Phase tiefgreifender Veränderungen, und zwar nicht nur in körperlicher und emotionaler Hinsicht, sondern auch auf neurobiologischer Ebene. Eine Studie von Abrams et al. (2022) zeigte, dass sich die Aktivierungsmuster im Gehirn Heranwachsender bei der Wahrnehmung von Stimmen deutlich von denen jüngerer Kinder unterscheiden. Während bei Kindern unter zwölf Jahren die Stimme der Mutter spezifische Reaktionen in Hirnarealen auslöst, die für Belohnungsverarbeitung, emotionale Bewertung und soziale Bindung zuständig sind, kehrt sich dieses Muster bei… Weiterlesen »Neurobiologische Grundlagen des sozialen Wandels in der Adoleszenz

        Evolutionäre Ursprünge der Bindung

          In der psychologischen Forschung ist seit langem bekannt, dass die frühe Bindung zwischen Kindern und ihren primären Bezugspersonen maßgeblich die soziale, emotionale und psychische Entwicklung eines Menschen beeinflusst. Der Bindungstheorie zufolge entwickeln Kinder unterschiedliche Bindungstypen, die sich in drei Hauptformen gliedern lassen: sichere, unsicher-vermeidende und unsicher-ambivalente Bindungen – wobei letztere als „organisierte“ Bindungen gelten, da sie adaptive Bewältigungsstrategien darstellen. Zusätzlich existiert der Bindungstyp der desorganisierten Bindung, der typischerweise auf traumatische oder widersprüchliche Erfahrungen mit Bezugspersonen zurückgeführt wird… Weiterlesen »Evolutionäre Ursprünge der Bindung

          Die frühe Entwicklung mentaler Karten im Gehirn

            Die kognitive Fähigkeit, sich in großen Umgebungen zu orientieren, basiert auf einer „mentalen Karte“, einem internen Abbild der Umwelt, in dem markante Orientierungspunkte gespeichert sind. In dieser Karte spielen verschiedene Hirnregionen eine entscheidende Rolle: Die Rasterzellen bilden ein neuronales Koordinatensystem, die Ortszellen im Hippocampus kodieren bestimmte Orte, und der RSC speichert Informationen zu Landmarken wie Bergen, Kirchen oder Seen. Diese kartographische Kodierung erlaubt es Menschen, Distanzen zu überblicken und zielführende Routen zu planen. Lange galt die Annahme,… Weiterlesen »Die frühe Entwicklung mentaler Karten im Gehirn

            Wie Gene und Umwelt das menschliche Musikerleben formen

              Musik spielt für viele Menschen eine zentrale Rolle in ihrem Leben – sei es als Mittel zur Entspannung, zur emotionalen Regulation oder zur Förderung sozialer Bindung. Doch nicht alle Menschen empfinden Musik in gleicher Weise. Die Freude an Musik, ihre Wahrnehmung und die Intensität, mit der sie erlebt wird, variieren stark von Person zu Person. Bignardi et al. (2025) haben nun herausgefunden, dass diese Unterschiede nicht nur auf persönliche Erfahrungen zurückzuführen sind, sondern auch tief in den… Weiterlesen »Wie Gene und Umwelt das menschliche Musikerleben formen

              Neugier, Spiel und Lernen

              Der Text befasst sich mit den Lernprozessen, die bereits im frühesten Kindesalter stattfinden. Der Mensch weist ein ähnliches Muster wie die Organisation und Entwicklung des Gehirns des Säugetiers auf, weshalb in diesem Artikel unter dem Begriff Säugetier auch der Mensch mit eingeschlossen ist. Die Verhaltensentwicklung, welche im Neugierverhalten und spielerischen Lernen ihren Anfang findet, wird durch ein entspanntes Feld, genetische Vererbung, Interaktionen mit Artgenossen, sozialen Beziehungen und Erfahrungen beeinflusst.

              Geschlechtsunterschiede bei der Gehirngröße schon vor der Geburt

                Eine Studie der University of Cambridge unter der Leitung von Yumnah Khan hat mithilfe von MRT-Scans die Gehirne von über 500 Neugeborenen untersucht und signifikante Geschlechtsunterschiede in der Gehirnstruktur bereits in den ersten Lebenstagen festgestellt. Dabei wurde herausgefunden, dass männliche Säuglinge im Durchschnitt ein größeres Gehirnvolumen als weibliche besitzen. Nach Berücksichtigung der Gesamthirngröße zeigen weibliche Gehirne jedoch eine höhere Konzentration an grauer Substanz, die aus Nervenzellkörpern und Dendriten besteht und entscheidend für Wahrnehmung, Lernen, Sprache und Gedächtnis… Weiterlesen »Geschlechtsunterschiede bei der Gehirngröße schon vor der Geburt

                Männliche und weibliche Gehirn unterscheiden sich schon bei der Geburt

                  Eine aktuelle Studie des Autism Research Centres der Universität Cambridge zeigt, dass es bereits bei der Geburt signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gehirnstruktur von Neugeborenen gibt. Diese Ergebnisse basieren auf der Analyse von MRT-Gehirnscans von über 500 Säuglingen und stellen die bisher größte Untersuchung dieser Art dar. Die Entdeckung wirft neue Fragen zu den biologischen Grundlagen der Gehirnentwicklung und deren Einfluss auf die Neurodiversität au, denn man fand heraus, dass männliche Neugeborene tendenziell ein größeres Gesamtvolumen im… Weiterlesen »Männliche und weibliche Gehirn unterscheiden sich schon bei der Geburt

                  Theory of Mind gibt es in zwei Formen

                    Die Theory of Mind befähigt Menschen, über die Gedanken und Überzeugungen anderer Menschen nachzudenken, kennzeichnet die komplexe soziale Interaktion zwischen Menschen. Bisher nahm man an, dass diese Fähigkeit sich im Alter von vier Jahren herum entwickelt, wenn Kinder beginnen, explizit über andere zu denken. Grosse Wiesmannet al. (2020) haben angesichts der Tatsache, dass bei einer nonverbalen Testung auch Säuglinge bereits vor dem Alter von zwei Jahren Handlungserwartungen zeigen, die mit den Überzeugungen anderer kongruent sind, sich die… Weiterlesen »Theory of Mind gibt es in zwei Formen

                    Früheste Erinnerungen

                    Die Annahme, dass das autobiografische Gedächtnis, welches die Fähigkeit umfasst, persönliche Erfahrungen aus der Vergangenheit zu erinnern, sich typischerweise um das vierte Lebensjahr entwickelt, ist weit verbreitet. Es besteht die Möglichkeit, dass frühere Erinnerungen durch nachfolgende Gespräche mit Eltern, Betreuern, Fotos oder andere externe Einflüsse modifiziert werden. Die Forschung belegt, dass das autobiografische Gedächtnis bereits ab einem Alter von drei Jahren vorhanden ist, jedoch in dieser Altersgruppe noch eingeschränkt. Eine interessante Studie demonstrierte, dass Vierjährige in der… Weiterlesen »Früheste Erinnerungen

                    Wie Empathie weitergegeben wird

                      Eine 25-jährige Langzeitstudie von Stern et al. (2024) belegt, dass Frauen ihre Empathiefähigkeit an ihre Kinder weitergeben können. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass der Nachwuchs das Einfühlungsvermögen im Jugendalter bereits im Freundeskreis praktiziert. Laut der Studienleiterin können empathische Kinder gezielt durch direkte Erfahrungen und unterstützende Beziehungen zu Gleichaltrigen erzogen werden. Die Adoleszenz gilt dabei als entscheidende Phase für die Entwicklung des sozialen Gehirns. Während der mehr als zwei Jahrzehnte dauernden Studie wurde beobachtet, wie sich die Empathie der… Weiterlesen »Wie Empathie weitergegeben wird