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Psychopathologie

Der Begriff Psychopathologie bezeichnet die Lehre von den psychischen Erkrankungen.

Warum die Psychodiagnostik neu gedacht werden sollte

    Psychische Störungen werden bisher immer nach dem Vorbild körperlicher Erkrankungen eingeteilt:, d. h., Symptome werden gebündelt, erhalten einen Krankheitsnamen und bestimmen die Behandlung. Experten und Expertinnen kritisieren jedoch, dass dieses System psychische Probleme nur scheinbar klar voneinander abgrenzt, denn während körperliche Diagnosen meist auf nachweisbaren biologischen Ursachen beruhen, beschreiben psychische Diagnosen lediglich beobachtetes Erleben und Verhalten, ohne dass diese Kategorien eindeutig mit biologischen Merkmalen verknüpft wären. Hinzu kommt, dass viele Symptome wie Erschöpfung, Antriebslosigkeit oder Angst alltägliche… Weiterlesen »Warum die Psychodiagnostik neu gedacht werden sollte

    Hirnstimulation als Behandlung schweren Stotterns

      Stottern zählt zu den komplexesten Redeflussstörungen und betrifft etwa ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Die Betroffenen kämpfen häufig mit erheblichen Einschränkungen im Alltag und ihrer sozialen Teilhabe. Obwohl genetische, anatomische und neurophysiologische Faktoren bekannt sind, bleibt die genaue Ursache weitgehend ungeklärt. Neurowissenschaftliche Befunde zeigen, dass bei stotternden Personen die linke Hörrinde weniger mit der motorischen Rinde interagiert, die für die Steuerung der Sprachmuskulatur zuständig ist. Möglicherweise übernimmt deshalb die rechte Hemisphäre kompensatorisch Aufgaben, die sie aufgrund der… Weiterlesen »Hirnstimulation als Behandlung schweren Stotterns

      Neue Perspektiven auf Phantomschmerz und Therapie

        Lange Zeit herrschte in der Neurowissenschaft die Auffassung, dass sich die kortikale Repräsentation im Gehirn nach einer Amputation grundlegend verändert. Demnach würden benachbarte Körperareale, wie die Lippen, die zuvor für die amputierte Hand reservierte Region des somatosensorischen Kortex übernehmen. Diese sogenannte kortikale Reorganisation galt als maßgebliche Erklärung für das Auftreten von Phantomschmerzen, die bei bis zu 90 % der Amputierten auftreten. Doch eine aktuelle Längsschnittstudie von Schone et al. (2025), veröffentlicht in Nature Neuroscience, stellt diese Annahme… Weiterlesen »Neue Perspektiven auf Phantomschmerz und Therapie

        Orientierungsstörungen bei subjektivem kognitiven Abbau

          Segen et al. (2025) haben jüngst gezeigt, dass ältere Menschen mit subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen (Subjective Cognitive Decline, SCD) subtile Störungen in ihrer räumlichen Orientierung aufweisen können – selbst dann, wenn klassische neuropsychologische Tests noch unauffällig bleiben. Da subjektive kognitive Beeinträchtigungen als Risikofaktor für eine spätere Alzheimer-Demenz gilt, deuten die Ergebnisse auf ein mögliches präklinisches Stadium der Erkrankung hin. Die Untersuchung basierte auf einem Virtual-Reality-Experiment mit 102 Teilnehmenden im Alter von 55 bis 89 Jahren, darunter 30 mit… Weiterlesen »Orientierungsstörungen bei subjektivem kognitiven Abbau

          Kriminelles Verhalten bei neurodegenerativen Erkrankungen

            Neurodegenerative Erkrankungen beeinflussen unterschiedliche Bereiche des Gehirns – vom Gedächtnisverlust bei Alzheimer über Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen bei frontotemporaler Demenz bis hin zu motorischen Einschränkungen bei Parkinson. Mit diesen Veränderungen kann auch das Risiko einhergehen, dass Betroffene soziale und rechtliche Normen verletzen. Besonders in frühen Krankheitsstadien zeigen sich bei manchen Patientinnen und Patienten erstmals im Leben Handlungen wie Verkehrsdelikte, Diebstahl, Belästigung oder aggressives Verhalten. Solche Verhaltensweisen stellen Familien, das soziale Umfeld und nicht zuletzt das Rechtssystem vor große… Weiterlesen »Kriminelles Verhalten bei neurodegenerativen Erkrankungen

            Gibt es genetischen Ursachen von Geräuschempfindlichkeit?

              Misophonie ist eine psychische Störung, bei der bestimmte Geräusche wie Kauen, Schmatzen oder Kratzen auf dem Teller starke negative Gefühle wie Wut, Angst oder Ekel auslösen. Schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Eine Studie hat nun die genetischen Faktoren dieser Geräuschempfindlichkeit untersucht und dabei gezeigt, dass es genetische Überschneidungen mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen gibt. Das bedeutet, dass Menschen mit einer genetischen Veranlagung für Misophonie möglicherweise auch ein erhöhtes Risiko für… Weiterlesen »Gibt es genetischen Ursachen von Geräuschempfindlichkeit?

              Neurowissenschaftliche Perspektiven auf Psychopathie und antisoziales Verhalten

                Lange Zeit galten Versuche, das „Böse“ im Menschen biologisch zu erklären, als Ausdruck pseudowissenschaftlicher Fantasien. Insbesondere die Phrenologie des 19. Jahrhunderts versuchte, anhand von Schädelformen auf Charaktereigenschaften zu schließen – ein Irrweg mit weitreichenden Folgen. Doch mit dem Fortschritt moderner bildgebender Verfahren hat sich die Forschung in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Statt grober Mutmaßungen stehen heute hochauflösende MRT-Bilder, differenzierte psychologische Diagnostik und offene Datensätze wie der Julich-Brain-Atlas zur Verfügung. Auf dieser Grundlage haben Pieperhoff et al.… Weiterlesen »Neurowissenschaftliche Perspektiven auf Psychopathie und antisoziales Verhalten

                Die Beziehung zwischen Autismus und Kreativität

                  Die Beziehung zwischen Autismus und Kreativität ist ein vielschichtiges und zunehmend erforschtes Thema, das sich nicht auf einfache Kausalitäten reduzieren lässt. Lange Zeit wurde Autismus primär mit Defiziten in sozialen, kommunikativen und kognitiven Bereichen assoziiert, während kreative Fähigkeiten als eher eingeschränkt galten. Neuere Forschung zeichnet jedoch ein differenzierteres Bild, das zeigt, dass viele autistische Menschen über besondere kreative Potenziale verfügen, insbesondere im Bereich der divergenten Denkweise, Detailwahrnehmung und nonverbalen Ausdrucksformen wie Musik, Kunst oder Mathematik. Kreativität ist… Weiterlesen »Die Beziehung zwischen Autismus und Kreativität

                  Wie Bewegungsmangel und genetische Faktoren das Demenzrisiko beeinflussen

                    Zwei wissenschaftliche Arbeiten beleuchten das Risiko von Alzheimer-Demenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln: einerseits über die alltägliche Lebensweise, andererseits durch genetische Prädispositionen. Bewegungsmangel als Risikofaktor für Demenz Demenz ist eine komplexe neurodegenerative Erkrankung, deren Entwicklung durch zahlreiche Faktoren beeinflusst wird. Neben bereits bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Adipositas, ungesunder Ernährung und sozialer Isolation zeigt eine aktuelle US-amerikanische Studie, dass auch langes Sitzen im Alltag eine bedeutsame Rolle spielen kann – selbst regelmäßiger Sport scheint diesen Effekt nicht vollständig ausgleichen zu… Weiterlesen »Wie Bewegungsmangel und genetische Faktoren das Demenzrisiko beeinflussen

                    Tipps zur Kommunikation mit an Demenz Erkrankten

                      Demenzkrankheiten wie Alzheimer beeinträchtigen nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Kommunikationsfähigkeit. Im Verlauf der Erkrankung verlieren Betroffene zunehmend die Fähigkeit, sich sprachlich mitzuteilen. Dies erschwert Gespräche und kann zu Isolation führen, sowohl für Erkrankte als auch für Angehörige. Die Alzheimer Forschung Initiative betont, dass Veränderungen im Gehirn – insbesondere in sprachrelevanten Arealen – Wortfindungsstörungen, Verständnisprobleme, Satzabbrüche und einen Rückzug in eine eigene Realität verursachen. Ein Perspektivwechsel ist nötig, um in Kontakt zu bleiben. Die sogenannte Validation… Weiterlesen »Tipps zur Kommunikation mit an Demenz Erkrankten

                      Amok und Selbstmordattentäter

                      Menschen sind nicht prinzipiell ausgerichtet auf eine direkte gewalttätige Konfrontation sondern sie neigen dazu, sich zu arrangieren, was vermutlich fester Bestandteil unserer emotionalen Intelligenz ist. Darum ist es so schwer, in einer gewaltsamen Konfliktsituation zu handeln, wenn die andere Person einem direkt gegenüber steht. Damit Gewalt ausgeübt werden kann, müssen vom Einzelnen Barrieren überwunden werden. Es gibt im Wesentlichen drei Möglichkeiten. Die erste besteht darin, Gewalt aus der Ferne auszuüben (Bomben, Artillerie), um die direkte Gegenüberstellung mit… Weiterlesen »Amok und Selbstmordattentäter