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Neue Einsichten in menschliche Entscheidungsprozesse

    Entscheidungsfindung gilt traditionell als ein Prozess, bei dem Menschen und Tiere optimale Handlungen basierend auf vergangenen Erfahrungen auswählen. Dieses Paradigma der optimalen Nutzenmaximierung prägt viele klassische kognitive Modelle. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass diese Annahme der Optimalität die Realität nur unzureichend abbildet. Stattdessen sind Entscheidungsstrategien häufig suboptimal, aber systematisch und durch kleine, interpretierbare künstliche neuronale Netzwerke (KNN) erklärbar (Mattar & Lengyel, 2022). Diese neuronalen Netzwerke sind klein genug, um verstanden zu werden, jedoch leistungsstark genug, komplexe Entscheidungsprozesse… Weiterlesen »Neue Einsichten in menschliche Entscheidungsprozesse

    Kulturelle Unterschiede im Belohnungsaufschub: Selbstkontrolle als Schlüssel zum Lebenserfolg

      Die Fähigkeit, kurzfristigen Verlockungen zu widerstehen und auf eine größere Belohnung zu warten, ist mehr als nur eine psychologische Tugend – sie ist eng mit Gesundheit, Bildungserfolg, beruflicher Laufbahn und allgemeiner Lebenszufriedenheit verbunden. Seit den Marshmallow-Tests des Psychologen Walter Mischel, in denen Kinder die Wahl zwischen einer sofortigen oder einer späteren, größeren Belohnung hatten, gilt der sogenannte Belohnungsaufschub als zentrale Kompetenz für ein gelingendes Leben. Die spätere Lebensentwicklung der Versuchskinder bestätigte dies eindrucksvoll: Wer früh Selbstkontrolle zeigte,… Weiterlesen »Kulturelle Unterschiede im Belohnungsaufschub: Selbstkontrolle als Schlüssel zum Lebenserfolg

      Neurohormone fördern Kooperation und Feindseligkeit gleichzeitig

        Stress ist eine allgegenwärtige menschliche Erfahrung – und doch bleibt seine Wirkung auf das soziale Verhalten widersprüchlich. Lange wurde Stress mit dem klassischen „fight-or-flight“-Muster assoziiert, einer instinktiven Reaktion, bei der entweder der Kampf gesucht oder die Flucht ergriffen wird. Neuere psychologische Theorien ergänzen dieses Bild um das sogenannte „tend-and-befriend“-Verhalten, bei dem Individuen unter Stress prosozial auf ihre soziale Umgebung reagieren, um Schutz und Unterstützung zu erhalten. Eine aktuelle Studie von Dashti et al. (2025) liefert nun wichtige… Weiterlesen »Neurohormone fördern Kooperation und Feindseligkeit gleichzeitig

        Strategien gegen Bore-out im Berufsleben

          Langeweile und Monotonie im Arbeitsalltag gelten landläufig oft als Luxusprobleme – doch chronische Unterforderung kann schwerwiegende Folgen haben. Der Begriff Bore-out beschreibt einen Zustand beruflicher Leere, der sich durch anhaltende Langeweile, Sinnverlust und Frustration äußert. Obwohl Bore-out keine medizinisch anerkannte Diagnose ist, bezeichnen Fachleute das zugrunde liegende Phänomen als Erleben von Monotonie. Die psychischen und physischen Symptome ähneln denen eines Burn-outs – trotz gegensätzlicher Ursachen. Besonders anfällig für Bore-out sind leistungsorientierte Menschen, die aus ihrer Arbeit Sinn… Weiterlesen »Strategien gegen Bore-out im Berufsleben

          Wie das Gehirn aus Schattierungen die dreidimensionale Welt formt

            Die menschliche Fähigkeit, dreidimensionale Strukturen aus zweidimensionalen Abbildungen zu erschließen, ist eine der bemerkenswertesten Leistungen des visuellen Systems, wobei Schattierungen eine zentrale Rolle spielen, die dabei helfen, Tiefe, Form und Volumen zu erkennen. Bisherige Theorien gingen davon aus, dass das Gehirn ähnlich wie ein Computer die Lichtquellen und Objektgeometrie rückwärts berechnet, um aus Schattierungen auf Formen zu schließen. Diese Annahme erweist sich jedoch als problematisch, nicht nur, weil selbst moderne Rechner mit dieser Aufgabe Schwierigkeiten haben, sondern… Weiterlesen »Wie das Gehirn aus Schattierungen die dreidimensionale Welt formt

            Alison Gopnik und der Paradigmenwechsel in der Entwicklungspsychologie: Kinder als kognitive Entdecker

              Alison Gopnik hat das wissenschaftliche Verständnis kindlicher Kognition grundlegend transformiert, indem sie nachwies, dass schon sehr junge Kinder über ausgeprägte Fähigkeiten zum logischen Denken, zur Kausalitätsanalyse und zur Perspektivenübernahme verfügen. Traditionell galten Kinder in der Psychologie lange Zeit als defizitäre Denker, deren kognitive Fähigkeiten sich erst im Laufe der Entwicklung allmählich dem Niveau Erwachsener annähern. Gopnik stellte diese Annahme radikal infrage. In zahlreichen empirischen Studien belegte sie, dass Kinder in vielen Bereichen sogar flexibler und offener denken… Weiterlesen »Alison Gopnik und der Paradigmenwechsel in der Entwicklungspsychologie: Kinder als kognitive Entdecker

              Im Urlaub sinkt die Intelligenz & Kaugummikauen steigert geistige Leistungsfähigkeit

                Langes Faulenzen ist nach Siegfried Lehrl von der Universität Erlangen Gift für die Intelligenz, d.h., wer zum Beispiel im Urlaub wochenlang nichts tut, muss mit einem drastischen Absinken seines Intelligenzquotienten rechnen. Denn auch das Gehirn braucht Training, um eine volle Leistung erbringen zu können. Da reicht es nach Untersuchungen schon aus, hin und wieder ein Kreuzworträtsel oder Sudoku zu lösen. Zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit hilft auch Kaugummikauen, denn dadurch wird das Gehirn kontinuierlich mit Sauerstoff versorgt,… Weiterlesen »Im Urlaub sinkt die Intelligenz & Kaugummikauen steigert geistige Leistungsfähigkeit

                Populärwissenschaftliche Chronobiologie: Löwe, Bär, Wolf und Delfin

                  Die Einteilung von Menschen in die Schlaftypen Löwe, Bär, Wolf und Delfin basiert auf einem populärwissenschaftlichen Konzept des amerikanischen klinischen Psychologen und SchlafexpertenMichael Breus, das er in seinem Werk The Power of When (2016) vorstellt. Dieses Modell beruht lose auf Erkenntnissen der Chronobiologie, die sich mit inneren biologischen Rhythmen und ihrer Synchronisation mit der Umwelt beschäftigt, stellt jedoch keine klinisch validierte oder in der Schlafforschung etablierte Typologie dar. Vielmehr handelt es sich um ein alltagstaugliches System zur… Weiterlesen »Populärwissenschaftliche Chronobiologie: Löwe, Bär, Wolf und Delfin

                  Die Entwicklung der Theory of Mind im Kindesalter

                    Lange galt das Kleinhirn vornehmlich als Steuerzentrale für menschliche Bewegungen, also zuständig für Gleichgewicht, Koordination und feinmotorische Abläufe. Doch Manoli et al. (2025) zeigten in einer Untersuchung, dass das Kleinhirn nicht nur als Mitspieler, sondern als aktiver Treiber in der Herausbildung der Theory of Mind fungiert, also jener Fähigkeit, die es Menschen erlaubt, sich in andere hineinzuversetzen, ihre Absichten zu verstehen und emotionale Reaktionen nachzuvollziehen. Diese Theory of Mind entsteht im Alter von etwa drei bis fünf… Weiterlesen »Die Entwicklung der Theory of Mind im Kindesalter

                    Neue Nervenzellen im Erwachsenengehirn

                      Lange galt in der Neurowissenschaft die Überzeugung, dass die Neubildung von Nervenzellen – die Neurogenese – mit dem Erwachsenenalter endet. Die Konsequenzen dieses Dogmas waren weitreichend: Wenn das Gehirn keine neuen Neuronen mehr bildet, so die Annahme, bleiben degenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder psychiatrische Leiden wie Depressionen schwer behandelbar. Doch eine Studie von Dumitru et al. (2025) stellt diese Grundannahme in Frage und liefert  Belege dafür, dass selbst im reifen menschlichen Gehirn neue Nervenzellen entstehen – mit… Weiterlesen »Neue Nervenzellen im Erwachsenengehirn

                      Wie das KI-Modell Centaur menschliches Verhalten entschlüsseln kann

                        Die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) menschliches Verhalten vorhersagen kann, ist eine der zentralen Herausforderungen der aktuellen Forschung an der Schnittstelle zwischen Psychologie, Informatik und Ethik. Mit dem Sprachmodell Centaur haben Binz et al., (2025) einen vielversprechenden Schritt unternommen, um genau dieser Frage auf den Grund zu gehen. Das Modell wurde auf Grundlage eines offenen KI-Sprachmodells von Meta AI entwickelt und mit Daten aus insgesamt 160 psychologischen Experimenten trainiert, an denen über 60.000 Versuchspersonen teilgenommen hatten. Diese… Weiterlesen »Wie das KI-Modell Centaur menschliches Verhalten entschlüsseln kann

                        Gehirnstimulation verbessert Mathematiklernen bei neurobiologisch benachteiligten Personen

                          Neurowissenschaftliche Forschung zeigt, dass die mathematische Lernfähigkeit stark mit der funktionellen Konnektivität bestimmter Hirnareale – insbesondere des dorsolateralen präfrontalen Cortex (dlPFC), des posterioren parietalen Cortex (PPC) und des Hippocampus – zusammenhängt. In einer randomisierten, doppelt-verblindeten Studie stimulierten Zacharopoulos et al. (2025) das Gehirn von 72 jungen Erwachsenen während eines fünftägigen Mathematiktrainings mit transkranieller Random-Noise-Stimulation (tRNS). Die elektrische Stimulation des dlPFC verbesserte dabei signifikant die Rechenleistung – jedoch nur bei Personen mit anfangs schwacher Konnektivität im frontoparietalen Netzwerk.… Weiterlesen »Gehirnstimulation verbessert Mathematiklernen bei neurobiologisch benachteiligten Personen