Häufig hört man das Argument, dass Menschen mit starkem Glauben seltener unter Angst und Depressionen leiden. Wissenschaftler der Universität Zürich und der Ruhr-Universität Bochum haben nun einige hundert Kirchgänger befragt, die in den letzten vier Jahren ein belastendes Erlebnis wie eine schwere Krankheit, ein Trauma oder einen Trauerfall zu verarbeiten hatten. Es zeigte sich aber, dass ein negatives Gottesbild zu psychischen Problemen führen kann. Entscheidend dafür, ob der Glaube Heil oder Unheil bringt, ist das Gottesbild der Gläubigen, denn sehen sie Gott positiv als gütigen, vergebenden Vater, der ihnen in schweren Zeiten zur Seite steht, dann hilft das, in der Belastung einen Sinn zu finden, wer aber ein negatives Gottesbild hat und Gott als Rächer sieht, der den Menschen für seine Sünden straft, tut sich schwerer, mit Belastungen umzugehen.
Studien zeigen auch, dass Angst häufig in Aggression umgewandelt wird, vor allem wenn Menschen die Schuld an den Umständen bei anderen suchen und weniger glauben, dass sie sich selbst ändern sollten, um der Angst zu begegnen. Diese Tatsache erklärt auch, dass viele religiöse Gruppierungen aus Angst – nicht zuletzt einem strafenden Gott gegenüber – dazu neigen, anderen Gruppen mit einer anderen Glaubensrichtung mit Aggression zu begegnen. Die Ursachen zahlreicher Religionskriege kann daher der permanenten Angst religiöser Gesellschaften begründet liegen, wobei die Gegner oft auf grausamste Weise bekämpft werden.
Siehe dazu den Beitrag Religion, Schuldgefühle und Angst
Quelle: Zürcher TagesAnzeiger vom 1.3.2009
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