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Egozentrismus

Wer permanent im Mittelpunkt stehen will,
steht meist allen im Weg.

Egozentrismus ist ein entwicklungspsychologischer Begriff und erklärt, dass vor allem Kleinkinder Schwierigkeiten haben die Sichtweise eines anderen einzunehmen und dabei unabhängig vom eigenen Standpunkt zu urteilen. Am klarsten zeigt sich Egozentrismus beim Baby, das nicht einmal die eigenen Hände und Füße als Teile seines Körpers empfindet. Gegenstände existieren nicht, wenn sie außerhalb des Gesichtsfeldes sind (vgl. die Redewendung „aus den Augen – aus dem Sinn“). Egozentrisches Denken besteht während der gesamten Kindheit. Andere Gesichtspunkte als die eigenen werden nicht begriffen.

1.    Definition
„Nach j. Piaget eine Phase in der (Denk-)Entwicklung des Kindes, in der es noch nicht fähig ist, die Sichtweise des anderen einzunehmen und dabei unabhängig vom eigenen Standpunkt zu urteilen; insofern sachlich wertneutraler Begriff.“ (Lexikon-Institut Bertelsmann, 1995, S. 77)

2.    Definition
„Bez. Für das wenig bewegliche und nicht differenziertanschauliche Denken des Kleinkindes, das sich nur auf wenige Dimensionen der Wirklichkeit zentriert. Es ist noch unfähig, Standpunkte und Betrachtungsweisen von anderen zu übernehmen. (vgl. Becker-Carus, Bergins, Graichen, Häcker, Kaminski, Mikula, Mittenecker, Mühle & Roth, 1976, S. 138)

3.    Definition
„Egozentrismus bedeutet totale bzw. überwiegende Ich-Bezogenheit. Abgesehen von krankhaften Ausformungen des Egozentrismus ist vor allem das frühkindliche Denken durch ihn bestimmt. Er äußert sich hier ganzheitlich im Selbstbewusstsein, in der Wahrnehmung, im Denken und in der Sprache. Das Selbst steht für das Kleinkind im Mittelpunkt aller Beziehungen, und alles Existierende hat seiner Meinung nach Sinn und Zweck auf dieses sein Selbst hin.“ (Köck & Ott, 1994, S. 155)

4.    Definition
„E. ist eine vom Ich bestimmte Haltung gegenüber der Umwelt und meint im Gegensatz zum Egoismus nicht ein auf Selbstbehauptung oder Selbstverteidigung ausgerichtetes Verhalten, sondern eine selbstbezogene Haltung, die die sachgerechte Erfassung der Umwelt und die soziale Interaktion erschwert. E. ist charakteristisch für Kleinkindalter. Im Denken zeigt sich E. an dem hohen Anteil egozentrischer Sprache bei Kindern bis zum 6. Lj. (j. Piaget).“ (vgl. ABC Frankl, 1970, S. 322)

5.    Definition
„Im Kleinkindalter eine phasentypische Art der Gegenstanderfassung, die aus dem noch geringen Entwicklungsstand der kognitiven Funktionen resultiert. Er geht mit gedanklicher Fixierung an überwertige Motive und parallel dazu an unverarbeiteten Erlebnisstoff einher und ist durch Tendenz zu Fehldeutungen und Unterstellungen gekennzeichnet. Egozentrisches Verhalten des Kleinkindes wird unter normalen Erziehungsbedingungen im Laufe der weiteren Entwicklung vor allem durch die aktive Einbeziehung in kollektive Tätigkeiten allmählich überwunden.“ (Clauß, 1976, S. 116)



Literatur
Lexikon-Institut Bertelsmann (1995). Lexikon der Psychologie. Gütersloh: Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, S. 77
Becker-Carus, R. Bergins, J.Graichen, H. Häcker, G. Kaminski, G. Mikula, E. Mittenecker, G. Mühle & E. Roth (1976). Dorsch Psychologisches Wörterbuch. BerN. Verlag Hans-Huber, S. 138
Köck, P. & Ott, H. (1994). Wörterbuch für Erziehung und Unterricht. Donauwörth: Verlag Ludwig Auer, S. 155
ABC Frankl (1970). Lexikon der Pädagogik. Freiburg: Verlag Herder KG, S. 322
Clauß G. (1976). Fachlexikon ABC Psychologie. Köln: Pahl-Rugenstein Verlag, S. 116

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