In wiederholten Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass visuell präsentierte Reize durch ihre Assoziation mit affektiven Reizen eine zusätzliche Bedeutung erlangen können. Für Menschen stellen etwa Stimmen und Gesichter bedeutsame Quellen sozialer und emotionaler Informationen dar. Des Weiteren wird die Wahrnehmung durch situative Faktoren und mit ihnen verknüpfte Inhalte beeinflusst. In ihrer Studie untersuchten Ziereis & Schacht (2023), wie erlernte emotionale Kontextreize die Wahrnehmung von Gesichtern auf verschiedenen Verarbeitungsstufen beeinflussen. Im ersten Schritt wurden die Versuchsteilnehmenden instruiert, zu Hause am Computer verschiedene Gesichter und Stimmen mit negativen, positiven und neutralen Ausdrücken zu studieren und die Paare einander richtig zuzuordnen. Im Anschluss daran untersuchten die Forscherinnen die erlernten Assoziationen der Teilnehmenden mit zwei Aufgaben im Labor. Dabei kam eine neurophysiologische EEG-Messmethode zum Einsatz, die eine detaillierte Untersuchung der zeitlichen Dynamik dieser Prozesse ermöglichte. Die Befunde legen nahe, dass Menschen dazu in der Lage sind, emotionale Aspekte automatisch zu integrieren und zu verarbeiten. Dies wird durch die Ergebnisse gestützt, welche zeigen, dass bereits relativ früh in der neuronalen Verarbeitung von Gesichtern negative Reize zu Emotionseffekten führen, unabhängig davon, welche Aufgabe die Versuchsteilnehmenden im Experiment bearbeiteten. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Aufmerksamkeit in einer späteren Verarbeitungsphase eine entscheidende Rolle spielt. Dies wurde deutlich, als die Versuchsteilnehmenden die assoziierten Gesichter in positive, negative oder neutrale Kategorien einteilen sollten. Dabei zeigten sich die assoziierten Emotionseffekte länger anhaltend und auch für positive Reize erkennbar. Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der neuronalen Grundlagen der emotionalen Gesichtsverarbeitung und der Rolle von motivationaler Aufmerksamkeit in diesem Prozess.
Literatur
Ziereis, A. & Schacht, A. (2023). Motivated attention and task relevance in the processing of cross-modally associated faces: Behavioral and electrophysiological evidence.Cognitive, Affective & Behavioral Neuroscience, 23, 1244–1266.
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