Liebesgefühle gehören zu den wichtigsten menschlichen Phänomenen, denn Liebe prägt die Bildung und Aufrechterhaltung von Paarbeziehungen, die Bindung zwischen Eltern und Kindern und beeinflusst die Beziehungen zu anderen Menschen und sogar zur Natur. Über die neuronalen Mechanismen der Liebe, die über die romantische und mütterliche Liebe hinausgehen, ist jedoch nur wenig bekannt. In einer Studie haben Rinne et al. (2024) die Gehirnareale untersucht, die an der Liebe zu sechs verschiedenen Objekten beteiligt sind: zum Liebespartner, zu den eigenen Kindern, zu Freunden, zu Fremden, zu Haustieren und zur Natur. An der Studie nahmen 55 Personen im Alter von 28 bis 53 Jahren teil, die alle mindestens ein Kind hatten und in einer Beziehung lebten. Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie hat man die Gehirnaktivität gemessen, während man versuchte, mit Hilfe von Kurzgeschichten Liebesgefühle bei den Versuchspersonen auszulösen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die neuronale Aktivität während eines Liebesgefühls sehr von seinem Objekt abhängt, wobei zwischenmenschliche Liebe die Hirnareale der sozialen Kognition im temporoparietalen Übergang und in den Mittellinienstrukturen signifikant stärker aktivierte als die Liebe zu Haustieren oder zur Natur. Bei Tierbesitzern aktivierte die Liebe zu Haustieren dieselben Regionen signifikant stärker als bei Teilnehmern ohne Haustiere. Liebe in engeren Bindungen war mit einer signifikant stärkeren und stärkeren Aktivierung im Belohnungssystem des Gehirns verbunden als Liebe zu Fremden, Haustieren oder zur Natur.
Man vermutet, dass die Erfahrung von Liebe sowohl von biologischen als auch von kulturellen Faktoren geprägt ist, die ihren Ursprung in grundlegenden neurobiologischen Mechanismen der Bindung haben. Die Forscher betonen aber, dass Liebe ein komplexes Phänomen ist, das sowohl biologisch begründet als auch kulturell beeinflusst wird.
Literatur
Rinne, Pärttyli, Lahnakoski, Juha M, Saarimäki, Heini, Tavast, Mikke, Sams, Mikko & Henriksson, Linda (2024). Six types of loves differentially recruit reward and social cognition brain areas. Cerebral Cortex, 34, doi:10.1093/cercor/bhae331
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