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Gesundheitsrisiken bei Unternehmern

Die eigene Gesundheit wird von vielen Unternehmern vernachlässigt, obwohl eine Beeinträchtigung dieser oft ein Existenzproblem für das gesamte Unternehmen bedeuten kann. Um Effekte von Arbeitsmerkmalen auf die Gesundheit zu prüfen, eignet sich das international anerkannte Job-Demand-Modell von Karasek, in dem aus der Kombination von Arbeitsintensität und Handlungs-/Entscheidungsspielraum unterschiedliche Beanspruchungsfolgen abgeleitet werden. Laut diesem Modell ist ein Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (Bluthochdruck, Herzinfarkt) oder psychische Erkrankungen (Depression, Angstzustände) sehr hoch, wenn die Arbeit eine hohe Arbeitsintensität bei gleichzeitig niedrigem Handlungs-/Entscheidungsspielraum erfordert. Für die erfolgreiche Bearbeitung der vorliegenden Studie müssen zu den beiden Arbeitsmerkmalen laut dem Job-Demand-Modell zusätzliche Variablen erfasst werden, die sich potenziell aus der Funktion des Unternehmers ergeben. Dazu zählen die Anzahl der Mitarbeiter, die Dauer der Arbeitszeit und des Urlaubs, die Wettbewerbssituation am Markt, die erwartete Auftragslage oder der Erfolg des Unternehmens. Zum Testen der Ergebnisse werden vier Hypothesen aufgestellt. Es wird angenommen, dass Gesundheitsbeeinträchtigungen

  • 1. umso stärker auftreten, je höher die Arbeitsintensität und je geringer der Handlungs-/Entscheidungsspielraum ist,
  • 2. je mehr extensive Arbeit in Form von langen Arbeitszeiten vorliegt,
  • 3. je höher der Konkurrenzdruck am Markt ist und
  • 4. je erfolgreicher Unternehmer sind (vgl. Rau et al., 2008, S. 115f).

Für die Studie wurden 53 potenzielle Unternehmer des Hotel-/Gaststättengewerbes und der IT-Branche ausgewählt, deren Unternehmen im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien angesiedelt ist, zum Untersuchungszeitpunkt zwischen fünf und 50 Mitarbeiter beschäftigt sind und seit mindestens dreieinhalb Jahren als selbst gegründetes Unternehmen am Markt existiert. Zunächst wurden die Unternehmer mithilfe unserer oben angeführten Variablen ausführlich zu ihrem Unternehmen interviewt und mussten an einem normalen Arbeitstag an einem 24-stündigen ambulanten Blutdruckmonitoring teilnehmen, das den Blutdruck der jeweiligen Person automatisch kontrolliert und überwacht. Zur statistischen Auswertung wurden Regressionsanalysen durchgeführt. In jede Regressionsanalyse wurden drei Blöcke einbezogen. Der erste Block beinhaltet die soziodemografischen Variablen, der zweite Block die Arbeits- und Unternehmensmerkmale und der dritte Block besteht aus Variablen, die den Unternehmenserfolg beschreiben (vgl. Rau et al., 2008, S. 118).

Die Interkorrelation der unabhängigen Variablen zeigt einen Zusammenhang zwischen der wöchentliche Arbeitszeit und der Arbeitsintensität, d.h., es wird umso länger gearbeitet, je mehr Arbeitsintensität erlebt wird. Die Höhe der Arbeitszeit hängt außerdem signifikant positiv mit dem Handlungs-/Entscheidungsspielraum zusammen. Der Umfang des Mitarbeiterwachstums steht in signifikantem Zusammenhang mit dem erlebten Unternehmenserfolg (vgl. Rau et al., 2008, S. 119). Die Bewertung der Gesundheitsdaten der Unternehmer hinsichtlich ihres Gesundheitsrisikos sowie im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung zeigt, dass die hier untersuchten Unternehmer häufiger von Schlafstörungen, Angst, Depression und Bluthochdruck betroffen sind. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen zur Vorhersage psychischer Beeinträchtigungen zeigen, dass das Auftreten von Schlafstörungen stark von der Art des Unternehmens abhängt. So geben die Unternehmer des Hotel-/Gaststättengewerbes mehr Schlafbeeinträchtigungen an als Unternehmer der IT-Branche. Die vitale Erschöpfung ist umso geringer, je erfolgreicher Unternehmer ihr Unternehmen einschätzen und desto mehr Urlaubstage sie sich nehmen (vgl. Rau et al., 2008, S. 120).
Zur Analyse des Blutdruckmonitoring kann man sagen, dass sich der systolische Blutdruck während der Arbeit mit steigendem Body-Mass-Index und wachsender Arbeitszeit erhöht. Das Mitarbeiterwachstum steht mit sinkendem systolischem Blutdruck während der Arbeit in Beziehung. Der systolische Blutdruck während der Freizeit wird nur von dem Arbeitsmerkmal Konkurrenz am Markt vorhergesagt, wobei mit steigender Konkurrenz eine höhere systolische Aktivierung in der Freizeit besteht. Der nächtliche systolische Blutdruck ist danach umso höher, je mehr Konkurrenz am Markt besteht und desto länger die Unternehmer am Tag arbeiten (vgl. Rau et al., 2008, S. 121).

Ziel der Studie war es zu prüfen, welche Merkmale der Arbeit in Beziehung zur Unternehmergesundheit stehen. Die hier untersuchte Studie zeigt deutlich, dass Unternehmer in allen erfassten Gesundheitsparametern häufiger ein Gesundheitsrisiko aufweisen als bevölkerungsrepräsentative Stichproben. So gaben mehr Unternehmer Schlafstörungen an und waren auf Depression und Angst, sowie hypertone Blutdruckwerte häufiger auffällig als die Allgemeinbevölkerung. Im Rückblick auf die aufgestellten Hypothesen, muss festgestellt werden, dass nur Hypothese 3 und 4 vollständig bestätigt werden. Hypothese 2 konnte nur zum Teil bestätigt werden, wobei Hypothese 1 zur Gänze abgelehnt werden muss (vgl. Rau et al., 2008, S. 122ff).



Literatur
Rau, R., Hoffmann, K., Metz, U., Richter, P.G., Rösler, U. & Stephan, U. (2008). Gesund-heitsrisiken bei Unternehmern. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 52, 115-125.


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2 Gedanken zu „Gesundheitsrisiken bei Unternehmern“

  1. This study has a good interpretation. It has been proven that the more pressured the work you encounter, it will also affect your health. People under stress are proven to deal with different health problems.

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