Steven Reiss hat in den 1990er Jahren das Reiss Motivation Profile entwickelt, eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung dessen, was Menschen antreibt und motiviert. Durch eine Reihe von empirischen Studien identifizierte Steven Reiss 16 grundlegende Bedürfnisse von Menschen und entwickelte dazu ein Diagnosetool mit 128 Aussagen zu verschiedenen Lebensbereichen. Anhand eines wissenschaftlich-statistischen Verfahrens werden daraus die individuellen Ausprägungen der sogenannten Lebensmotive eines Menschen ermittelt. Beim Reiss Profile handelt es sich um keinen Persönlichkeitstest im klassischen Sinn, sondern es geht darum herauszufinden, nach welchen Kriterien jemand im Leben seine Entscheidungen trifft, wobei diese Kriterien oft unbewusst oder nur schwach reflektiert sind, was dazu führt, dass man ohne eine Motivationsanalyse gar nicht so genau sagen kann, warum man sich so verhält wie man sich verhält.
Inzwischen findet das Reiss Motivation Profile weltweite Verbreitung und wird in unterschiedlichen Praxisfeldern angewendet, unter anderem im Bereich Human Resources, der Führungskräfteentwicklung und -ausbildung, der Selbstreflexion, in der Konfliktlösung, der Beratung, im Coaching, im Sport, im Bereich der Familien- und Paarberatung, im Marketing sowie im Gesundheits- und Wellnessbereich.
Macht | Das Lebensmotiv Macht gibt Auskunft darüber, ob jemandem das Führen/Verantworten oder eher das Übernehmen von Dienstleistung wichtig ist. |
Unabhängigkeit | Das Lebensmotiv Unabhängigkeit macht eine Aussage darüber, wie jemand seine Beziehungen in den Aspekten Autonomie oder Verbundenheit zu anderen Menschen gestaltet. |
Neugier | Das Lebensmotiv Neugier macht eine Aussage darüber, welche Bedeutung das Thema „Wissen“ für jemanden im Leben hat und wozu er Wissen erwerben möchte. |
Anerkennung |
Anerkennung ist eine Pflanze, die vorwiegend auf Gräbern wächst. Das Lebensmotiv Anerkennung macht eine Aussage darüber, durch „wen“ oder durch „was“ jemand sein positives Selbstbild aufbaut. |
Ordnung | Die Ausprägung im Lebensmotiv Ordnung zeigt an, wie viel Strukturiertheit oder Flexibilität jemand in seinem Leben benötigt. |
Sammeln/Sparen | Das Lebensmotiv Sparen/Sammeln kommt in seiner evolutionären Entsprechung aus dem „Anlegen von Vorräten“. Die Ausprägung zeigt an, wie viel es jemandem emotional bedeutet, Dinge zu besitzen.
Steinhart & Jiang (2019) haben untersucht, wann und warum eine Bedrohung des Selbstbildes Sparabsichten beeinflusst, wobei Daten aus sieben Studien, einer Umfrage und sechs Experimenten zeigen, dass Menschen, die eine Bedrohung ihres Selbstbildes erfahren, negative Erwartungen an ihre Zukunft erzeugen. Daher zeigen diese Menschen eine größere Bereitschaft, Geld zu sparen, als nicht bedrohte. Menschen, die sich Sorgen um ihre Lebensumstände machen, fangen daher an zu sparen, weil sie mit einer möglichen Notsituation rechnen und ihre Zukunft absichern wollen. Hinzu kommt, dass Menschen mit mehr sozialen Kontakten und einer größeren Zufriedenheit mit ihrem Sozialleben dazu tendierten, weniger Geld zu sparen, d. h., Freunde können Geld als psychologische Ressource ersetzen und Individuen die Angst vor ihrer Zukunft nehmen. Eine gefühlte Unsicherheit erhöht die Bereitschaft zum Geldsparen, doch wer von vertrauten Menschen umgeben ist, denkt seltener an Geld als Reserve. |
Ehre | Bei dem Lebensmotiv Ehre geht es darum, ob jemand nach Prinzipientreue strebt oder eher zweckorientiert ist. |
Idealismus | Das Lebensmotiv Idealismus betrachtet den altruistischen Anteil der Moralität und gibt Auskunft darüber, wie viel Bedeutung Verantwortung in Bezug auf Fairness und soziale Gerechtigkeit hat. |
Beziehungen | Bei dem Lebensmotiv Beziehungen wird die Bedeutung von sozialen Kontakten dargestellt. Hierbei spielt die Quantität der Kontakte eine entscheidende Rolle. |
Familie | Das Lebensmotiv Familie gibt Auskunft darüber, welche Bedeutung das Thema Fürsorglichkeit für jemanden hat (bezogen auf die eigenen Kinder). |
Status | Beim Lebensmotiv Status geht es um den Wunsch, entweder in einem elitären Sinne „erkennbar anders“ oder aber unauffällig und wie die anderen zu sein. |
Wettkampf/Rache | Bei dem Lebensmotiv Rache/Kampf geht es insbesondere um den Aspekt des Vergleichens mit anderen. Dazu gehören auch die Themen Aggression und Vergeltung einerseits sowie Harmonie und Konfliktvermeidung andererseits. |
Eros | Eros als Lebensmotiv gibt Auskunft über die Bedeutung von Sinnlichkeit im Leben eines Menschen. Dazu gehören neben der Sexualität auch alle anderen Aspekte von Sinnlichkeit (z.B. Design, Kunst, Schönheit). |
Essen | Das Lebensmotiv Essen fragt nach der Bedeutung, die Essen als Selbstzweck für jemanden hat, d.h. wie viel der Genuss an Essen zu der Lebenszufriedenheit beiträgt. |
Körperliche Aktivität | Das Lebensmotiv Körperliche Aktivität fragt nach der Wichtigkeit, die körperliche Aktivität (Arbeit oder Sport) für die Lebenszufriedenheit hat. |
Emotionale Ruhe | Das Lebensmotiv Emotionale Ruhe kann auch mit emotionaler Stabilität umschrieben werden und fragt nach der Bedeutung stabiler emotionaler Verhältnisse für die Lebenszufriedenheit. |
Literatur
Steinhart, Y. & Jiang, Y. (2019). Securing the Future: Threat to Self-Image Spurs FinancialSaving Intentions. Journal of Personality and Social Psychology, doi:10.1037/pspa0000159.
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Psychologen :::
Vielen Dank für die Einbindung der Kurzbeschreibung der 16 Lebensmotive nach Steven Reiss und die Literaturhinweise. Jedes Lebensmotiv ist eine starke Kraftquelle. Die Kombination der Lebensmotive zueinander ergibt die Kraftquellen des Erfolgs für das tägliche Leben, sofern man weiss, wie man diese zu LEBEN hat.