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Checkliste für Entscheidungen

    Lache nicht vorschnell über jemanden,
    der einen Schritt zurückgeht!
    Er nimmt vielleicht nur Anlauf.
    Hieronymus

    Es ist gut, etwas Langsames zu tun,
    bevor man im Leben eine wichtige Entscheidung trifft.
    Paulo Coelho

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Wenn man sich zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten entscheiden muss, dann geht man einfach folgende Checkliste für jede der Entscheidungsmöglichkeiten durch:

    • Diese Entscheidungsmöglichkeit wird mich langfristig glücklicher und zufriedener machen?
    • Diese Entscheidungsmöglichkeit macht mein Leben reicher, besser, angenehmer und schöner?
    • Durch diese Entscheidungsmöglichkeit bekomme ich mehr von dem, was mir wichtig ist?
    • Diese Entscheidungsmöglichkeit bringt mich näher an eines meiner Ziele?
    • Durch diese Entscheidungsmöglichkeit wird mein Gefühlsleben ruhiger und ausgeglichener?
    • Durch diese Entscheidungsmöglichkeit bekomme ich mehr von dem, was ich will?
    • Diese Entscheidungsmöglichkeit hat wahrscheinlich wenig negative Folgen auf andere Bereiche meines Lebens, die mir auch wichtig sind?
    • Ich habe ein gutes Gefühl für den Preis, den ich bei dieser Entscheidungsmöglichkeit bezahlen müsste?
    • Ich bin bereit diesen Preis zu zahlen?
    • Bei dieser Entscheidungsmöglichkeit muss ich verhältnismäßig wenig faule Kompromisse eingehen?

    Pontius Pilatus und das Händewaschen

    Das Leben ist voller Entscheidungen und wer die Qual der Wahl hat, hadert auch dann noch mit sich, wenn die Entscheidung längst getroffen ist – und zwar unbewusst. kognitive Dissonanz entsteht, weil man auf beiden Seiten der Entscheidung gute oder schlechte Argumente sieht. Man löst solche Konflikte normalerweise dadurch, dass man sich überzeugt, dass man das Richtige gewählt hat. d.h., man redet sich die eigene Entscheidung ein schön. Dieser Vorgang ist eine kognitive Arbeit, mit der man sich selber zurechtlegt, dass die getroffene Entscheidung richtig war. Eine Entscheidung zwischen zwei ähnlich attraktiven Optionen, etwa nach Rom oder nach Paris zu fahren, hinterlässt also bei vielen Menschen oft ein lang anhaltendes Gefühl des Unbehagens. Um dieses Gefühl los zu werden, versuchen viele, ihre Entscheidung langatmig und penetrant irgendwie zu rechtfertigen. Spike Lee und Norbert Schwarz (University of Michigan) zeigten, dass man dieses Bedürfnis, die eigene Entscheidung im Nachhinein vor sich selbst zu rechtfertigen, dadurch reduzieren kann, indem man durch Händewaschen die Zweifel an seiner getroffenen Entscheidung beseitigen kann. Man kann also sozusagen die Dissonanz wegwaschen und sich die kognitive Arbeit der Rechtfertigung sparen.

    Wie Charles Darwin sich entschied

    Als es um die Frage ging, ob er nun heiraten sollte, hat sich auch der 29-jährige Charles Darwin an diese bis heute bewährte Methode der Entscheidungsfindung gehalten: Er nahm ein Blatt Papier, teilte es mit einem senkrechten Strich in zwei Hälften und notierte auf einer Seite die Gründe, die aus seiner Sicht für eine Heirat sprachen, und auf der anderen Seite die Gründe dagegen. Als Argumente für das Heiraten nannte er unter anderem „Kinder (so Gott will)“, „dauernde Begleiterin (und Freundin im Alter)“ oder „ein Haus und jemand, der es versorgt“. An Verlusten fürchtet er etwa den von „Zeit“ und der „Freiheit, dahin zu gehen, wo man will“, was ihn letztlich zum „indolenten, unproduktiven Narren“ degradieren könnte. Darwin entschied sich 1838 für die Heirat. Übrigens schon Benjamin Franklin beschrieb dieses von ihm oft praktizierte Verfahren der gründlichen Abwägung von „Pros“ und „Cons“ erstmals in einem Text aus dem Jahr 1772 und nannte es „moralische Algebra„.

    Informations-Overkill bei Entscheidungen

    Die neuen Medien führen bei vielen Menschen zu einer Flut von Informationen, die ihnen helfen sollen, Entscheidungen zu treffen. Allerdings ist in vielen Fällen diese Fülle an Informationen eher hinderlich bzw. in manchen Fällen sogar kontraproduktiv und hemmend. Denn wer für komplexe Entscheidungen zuvor nicht alles weiß und eher den unbewussten Weg geht, der kann durchaus treffsicherer und in vielen Fällen auch zufriedener mit seiner Entscheidung sein. Zur Entscheidung bei komplexen Sachverhalten sind oft jene Personen besser fähig, die weniger bewusste Gedanken in ihre Entscheidung investieren. Bekanntlich können Vernunft, Bewusstsein und Verstand maximal sieben Informationen gleichzeitig verarbeiten, was etwa 40 bis 60 Bit pro Sekunde oder der Umsetzung der Buchstaben beim Lesen entspricht. Die Stärke der Vernunft ist jedoch nicht ihre Schnelligkeit, sondern ihre Präzision, d.h., der Verstand analysiert Fakten und kann Ergebnisse in Worte fassen, doch das ist gleichzeitig seine Schwäche, denn er ist dabei rasch überfordert. Das Unbewusste hingegen kann große Mengen an Informationen aus Umfeld und Umwelt gleichzeitig verarbeiten, wobei die Geschwindigkeit der Verarbeitung bei über zehn Millionen Bit pro Sekunde liegt, wobei das Unbewusste durch das rasche Wiedererkennen von Mustern entscheidet und meist dabei die nachweisbar beste Entscheidung trifft.

    Münzwurf besser als keine Entscheidung

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Menschen treffen eine Vielzahl von grundlegenden Lebensentscheidungen unter großer Unsicherheit, wobei meist völlig unklar ist, wie die Zukunft wird, was sie nur begrenzt rational zugänglich macht. Levitt (2016) ließ  unentschlossene Menschen online zu einer wichtigen Lebensentscheidung eine Münze werfen, wobei sich zeigte, dass die Unentschlossenen die Zufallsempfehlung ernst nehmen und diejenigen, die sich für eine Veränderung entschieden, ein halbes Jahr später glücklicher als diejenigen waren, die sich vorerst gegen eine Veränderung entschlossen hatten. Welche Entscheidung auch getroffen wird, viel wichtiger ist es vermutlich, überhaupt Entscheidungen zu treffen, denn keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung und vielleicht die schlechteste von allen Alternativen. Statt den Zufall entscheiden zu lassen, empfiehlt Levitt den Unentschlossenen, wenn man sich nicht entscheiden kann, das Neue zu wählen (Specht, 2016).

    Psychisches Immunsystem zum Schutz nach falschen Entscheidungen

    Es gibt bekanntlich auch Menschen, die sich auf Grund ihrer Persönlichkeitsstruktur mit Entscheidungen prinzipiell schwer tun, aber man muss lernen, dass man sich im Leben mit jeder Entscheidung für etwas sich zugleich gegen etwas anderes entscheidet. Menschen besitzen eine Art psychisches Immunsystem, das es ihnen ermöglicht, selbst objektiv negativee Folgen eigener Entscheidungen im Nachhinein vor sich selbst in Erfolge umzudeuten. Entscheidungen sind letztlich immer emotional besetzt, wie lange man sie auch abgewogen hat, und selbst rationale Argumente wirken auf eine Entscheidung nur über die mit ihnen verbundenen Emotionen, also Hoffnungen und Befürchtungen. Menschen sind mit ihren Entscheidungen stets nur dann zufrieden, wenn sie ihren Grund in den tiefer liegenden limbischen Ebenen der Persönlichkeit haben, da das limbische System für emotionale Bewertungen von Entscheidungen verantwortlich ist. Zwar ist in der Großhirnrinde der obere, dorsolaterale Teil des vorderen Stirnlappens aktiv, wenn Argumente und Programme rational erfasst werden sollen, aber im ventromedialen vorderen Stirnlappen werden die längerfristigen Folgen von Handlungen geprüft. Im entwicklungsgeschichtlich älteren limbischen System des Gehirns bewertet die Amygdala emotionale Signale, im Hippocampus werden diese Bewertungen sodann abgespeichert. Dabei fließen in all diese Prozesse Persönlichkeitsstruktur und Vorerfahrungen des Einzelnen ein, die bewusste und unbewusste Einstellungen prägen.

    Pupillen werden bei unsicheren Entscheidungen größer

    Pupillen zeigen übrigens an, ob jemand bei einer Entscheidungsfindung unsicher ist oder nicht, wobei sich die Pupillen erweitern, wenn Menschen beim Treffen einer Entscheidung unsicher sind. Das geschieht noch, bevor sie eine Rückmeldung über die Richtigkeit der Entscheidung bekommen.

    Linktipp: Weblog zum Thema „Keinen Fehler machen

    Nicole Alps, Coach und Bildungswissenschaftlerin sowie Autorin beim Online-Magazin Zeit zu leben, hat eine Internetsite mit Weblog zum Thema „Keinen Fehler machen“ begonnen, auf der sie Menschen dabei helfen möchte, gute Entscheidungen zu treffen.
    Auf dieser Site finden sich konkrete Übungen, Tipps und praktisches Wissen für gute Entscheidungen. Schon zum Start gibt es 19 Tipps für gute Entscheidungen, wobei von konkreten Beispielen ausgegangen wird, die man leicht nachvollziehen kann. In den Tipps geht es nicht um die „einfachen“ Entscheidungen im Leben, ob man ins Kino oder Spazieren gehen soll, sondern um solche, die den weiteren Lebensweg maßgeblich beeinflussen können: Trennung vom Partner, Leben mit oder ohne Kinder, Vorsorgeuntersuchung ja oder nein. Die einzelnen Beiträge im Weblog können mit der Autorin diskutiert werden.
    Link: http://keinen-fehler-machen.de/ (16-12-16)


    Susanne Schumann nennt in einem Beitrag für BRIGITTE ihre Regel, um eine gute Entscheidung treffen zu können: „Wenn mir etwas wichtig ist, bin ich bereit, dafür zu bezahlen.“


    Literatur

    Levitt, S. D. (2016). Heads or tails: The impact of a coin toss on major life decisions and subsequent happiness. the National Bureau of Economic Research, Working Paper 22487.
    Specht, J. (2016). Über schwere Entscheidungen und glückliche Zufälle.
    WWW: http://blog.psychologie-heute.de/ueber-schwere-entscheidungen-und-glueckliche-zufaelle/ (16-11-09)
    Zeit zu leben-Newsletter Ausgabe 405 vom 18.11.2007
    http://www.welt.de/die-welt/wissen/article7512643/Haendewaschen-gegen-Zweifel.html (10-05-07)
    http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/teamarbeit-im-gehirn/8829056.html (13-09-23)
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1179392/ (10-05-08)
    http://www.iposs.de/ (10-12-15)




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