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Triacylglyceride als weitere Energiereserven im Gehirn

    Das menschliche Gehirn ist das komplexeste und energiehungrigste Organ des Körpers. Obwohl es lediglich rund 2 % der gesamten Körpermasse ausmacht, beansprucht es einen beachtlichen Anteil von etwa 20 % der täglich aufgenommenen Energie. Diese immense Anforderung ist notwendig, um die kontinuierliche synaptische Aktivität und die Aufrechterhaltung der neuronalen Integrität zu gewährleisten. Über Jahrzehnte hinweg galt die Glucose (Traubenzucker) als die fast alleinige Energiequelle für das Gehirn. Die klassische neurologische Lehrmeinung besagte, dass Neurone Glucose primär durch Glykolyse abbauen, um Adenosintriphosphat (ATP), den universellen Energieträger der Zelle, zu gewinnen. Fette, insbesondere Triacylglyceride (Triglyceride), wurden lange Zeit nur als Speicherstoffe in Gliazellen oder als strukturelle Komponenten in Membranen betrachtet, nicht aber als direkte Brennstoffe für Neurone.

    Neuere Untersuchungen, wie die Arbeit von Lützenkirchen (2025), stellen dieses Dogma in Frage, denn es zeigte sich, dass Triacylglyceride eine deutlich aktivere Rolle im neuronalen Stoffwechsel spielen, als bisher angenommen. Es konnte nachgewiesen werden, dass diese Fettmoleküle als Reservoirs direkt in Neuronen dienen. Diese neuronalen Triacylglycerid-Reservoirs können in Zeiten erhöhten Energiebedarfs oder bei schwankender Glucose-Versorgung mobilisiert werden. Ihr Abbau und die daraus resultierende Energiebereitstellung können somit essentiell synaptische Funktionen unterstützen und zur allgemeinen Energiehomöostase des Gehirns beitragen. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die metabolische Flexibilität des Gehirns und eröffnet vielversprechende Wege für die Forschung, insbesondere im Hinblick auf neurodegenerative Erkrankungen, bei denen Stoffwechselstörungen eine zentrale Rolle spielen.

    Literatur

    Lützenkirchen, F. (2025). Energiewende im Gehirn? BIOspektrum, 31(6), 650–650.

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