Der Einfluss von Gewohnheiten auf alltägliches Verhalten und ihre Bedeutung für Verhaltensänderungen
Die meisten menschlichen Handlungen im Alltag beruhen weniger auf bewusster Entscheidung als vielmehr auf routinemäßigen Gewohnheiten. Eine aktuelle Studie von Rebar et al- (2025) verdeutlicht, dass rund zwei Drittel des täglichen Handelns automatisch ablaufen. Man befragte dazu 105 Personen über eine Woche hinweg, wobei die Teilnehmenden sechs Mal pro Tag per Smartphone Auskunft darüber gaben, was sie gerade taten und weshalb. Die Auswertung ergab, dass 65 % der Aktivitäten auf Gewohnheiten zurückzuführen waren, die ohne bewusstes Nachdenken initiiert und ausgeführt wurden. Zudem zeigte sich, dass nahezu die Hälfte der Tätigkeiten zwar von Gewohnheiten angestoßen wurde, jedoch zugleich im Einklang mit den Absichten der Befragten stand. Dies weist darauf hin, dass Menschen Routinen entwickeln, die ihre Ziele unterstützen, während Verhaltensweisen, die diesen Zielen widersprechen, häufiger aufgegeben werden.
Offenbar sind gerade häufig wiederholte Handlungen besonders stark durch Gewohnheiten bestimmt, d. h. Verhalten wird zwar oft von bewussten Absichten begleitet, seine Umsetzung aber automatisch geschieht. Gewohnheiten können daher als wirksame Grundlage dienen, um gewünschte Ziele zu erreichen – beispielsweise durch die Etablierung „guter Routinen“ wie regelmäßiger sportlicher Aktivität oder gesunder Ernährung. Praktisch bedeutet dies, dass Motivation allein nicht ausreicht, um nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Vielmehr sei es sinnvoll, Handlungen gezielt an bestimmte Tageszeiten oder Alltagssituationen zu koppeln, um sie zu stabilen Routinen zu machen. Umgekehrt können schädliche Gewohnheiten wie Rauchen nur schwer durch Willenskraft überwunden werden. Effektiver sei es, die Auslöser solcher Routinen zu meiden und alternative Verhaltensmuster zu entwickeln, etwa nach dem Essen bewusst zu einer anderen Handlung wie Kaugummikauen zu greifen.
Gewohnheiten prägen offenbar das alltägliche Verhalten maßgeblich und damit sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Gesundheitsförderung und Verhaltensänderung bieten. Für Interventionen bedeutet dies, dass sie sowohl die Förderung neuer Routinen als auch die Unterbrechung bestehender, unerwünschter Muster berücksichtigen sollten. Damit wird deutlich, dass Gewohnheiten keine bloßen Automatismen sind, sondern entscheidend dazu beitragen, ob gewünschte Ziele im Alltag tatsächlich erreicht werden.
Literatur
Rebar, A. L., Vincent, G., Kovac Le Cornu, K., & Gardner, B. (2025). How habitual is everyday life? An ecological momentary assessment study. Psychology & Health, 1–26.
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