Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das maßgeblich an der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt ist und vor allem in der Zirbeldrüse produziert wird. Seine Synthese wird durch Licht gehemmt und bei Dunkelheit gesteigert, was es zum „Hormon der Dunkelheit“ macht. Neben der Schlafregulation wirkt Melatonin auch auf andere physiologische Prozesse wie den Blutzuckerspiegel. Mit zunehmendem Alter nimmt die Melatoninproduktion ab, was häufig mit Schlafproblemen einhergeht.
Die therapeutische Anwendung von Melatonin erfolgt vor allem bei Schlafstörungen, Jetlag, Schichtarbeit sowie bei bestimmten neurologischen Erkrankungen im Kindesalter, etwa bei Autismus-Spektrum-Störung oder dem Smith-Magenis-Syndrom. Studien zeigen, dass Melatonin die Einschlafzeit verkürzen und die Schlafdauer leicht erhöhen kann, insbesondere bei Menschen mit verzögertem Schlafphasensyndrom oder blinden Personen. Auch bei Jetlag zeigt sich ein Nutzen, insbesondere bei Reisen über mehrere Zeitzonen nach Osten. Trotz seiner positiven Effekte ist die Anwendung nicht risikofrei: Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Verdauungsprobleme oder verminderte Reaktionsfähigkeit treten dosisabhängig auf, insbesondere bei höheren Dosen über 3–5 mg. Neuere Tierstudien deuten zudem auf potenzielle kognitive Vorteile hin, insbesondere auf eine mögliche Verbesserung des Langzeitgedächtnisses, doch ist die Übertragbarkeit auf den Menschen bislang unklar. Insgesamt erscheint Melatonin in bestimmten Fällen sinnvoll, jedoch sollte es verantwortungsvoll und möglichst ärztlich begleitet eingesetzt werden, da es sowohl Nutzen als auch Risiken birgt.
Literatur
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