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Die Rolle inhibitorischer Neurone im Gehirn

    Die neuronalen Netzwerke in unserem Gehirn befinden sich in einem fein abgestimmten Gleichgewicht. Dieses wird durch die Wechselwirkung von anregenden und hemmenden Nervenimpulsen aufrechterhalten, welche gemeinsam stabil regulierte Netze bilden. Diese Netze dienen der Speicherung von Information und der Kontrolle von Emotionen und Körperfunktionen. Eine Störung dieser fein abgestimmten Balance kann zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Epilepsie oder Autismus führen. Obgleich die genaue Rolle der hemmenden oder auch inhibitorischen Neuronen in neuronalen Netzwerken sowie die Ursachen für deren dysfunktionale Tätigkeit bei zahlreichen neurologischen Erkrankungen bis heute ungeklärt sind, werden diese Fragen aktuell in einem Projekt (Cluster of Excellence „Neuronal Circuits in Health and Disease“) von mehreren Seiten beleuchtet.

    Die Rolle der inhibitorischen Neuronen wird aktuell in einem Projekt (Cluster of Excellence „Neuronal Circuits in Health and Disease“) von mehreren Seiten beleuchtet. Dabei sollen drei wesentliche Fragen beantwortet werden: Wie finden inhibitorische Neuronen ihren Platz während der Gehirnentwicklung? Welcher Funktion kommen sie im ausgereiften Gehirn nach? Des Weiteren stellt sich die Frage, wie genetische Mutationen die Funktion der inhibitorischen Neuronen beeinträchtigen und auf diese Weise zu Erkrankungen des Menschen führen können.

    Zu diesem Zweck wird in Axolotls – das sind mexikanische Schwanzlurche, die praktisch jedes Organ vollständig regenerieren können – sowie in Mäusen, Nematoden und in sogenannten Organoiden aus menschlichen Neuronen geforscht. Diese organähnlichen Zellverbände wachsen in der Petrischale und imitieren die Entwicklung des menschlichen Gehirns. Inhibitorische Neurone haben sich im Verlauf der Evolution stark entwickelt und sind beim Menschen in höherer Frequenz und wahrscheinlich auch in höherer Funktionalität vorhanden als in anderen Säugern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, auch gezielt menschliche Neuronen zu untersuchen.

    Die Frage nach der Funktion hemmender Nerven im menschlichen Gehirn ist von großem Interesse, da sie eine zentrale Rolle in einem Jahrzehnte alten Dogma der Gehirnforschung einnimmt, welches kürzlich verworfen wurde. Die Annahme, dass die Bildung neuer Neuronen und die Knüpfung neuer Verbindungen ausschließlich während der Entwicklung des Gehirns stattfindet, muss revidiert werden. Auch in einem erwachsenen Gehirn ist die Bildung neuer Neuronen und die Knüpfung neuer Verbindungen möglich. Dies ist insbesondere relevant für die Regeneration nach mechanischen Verletzungen oder einer Blutung und Durchblutungsstörung im Gehirn, beispielsweise einem Schlaganfall. Inhibitorische Neurone können in erwachsenen Mäusen neu gebildet und in bestehende Netzwerke integriert werden. Allerdings ist bislang unklar, ob sie auch im Menschen dazu beitragen können, eine Schädigung des Gehirns zu reparieren.




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