Wie verstehen und reagieren Fledermäuse auf ihre Umgebung? Fledermäuse sind hochgradig soziale Wesen. Sie leben in Gruppen und haben untereinander Freundschaften, aber auch Tiere, mit denen sie weniger gut auskommen. Wenn ein Feind in ihr Revier eindringt, beginnen bestimmte Bereiche in ihrem Gehirn besonders stark zu aktivieren. Omer et al. (2023) haben herausgefunden, dass die Nervenzellen im Gehirn von Fledermäusen unterschiedlich aktiv werden, je nachdem ob sie Freunde oder Feinde wahrnehmen.
Um das Gehirn der Fledermäuse zu erforschen, haben die Wissenschaftler ein eigenes System entwickelt. Da man Fledermäuse nicht mit verkabelten Köpfen umherfliegen lassen kann, haben sie ein winziges, kabelloses System konstruiert, das sie den Tieren aufsetzen können. So können sie die neuronale Aktivität vieler Fledermäuse gleichzeitig aufzeichnen, ohne dass Kabel im Weg sind. Zusätzlich wurden Kameras installiert, um die Tiere zu beobachten, und jede Fledermaus erhielt einen individuellen QR-Code zur Identifikation. Im Hippocampus, einem evolutionär sehr alten Hirnbereich, zeigt sich, dass die Nervenzellen genau abbilden, wo sich die anderen Fledermäuse jeweils befinden. Die Beobachtungen zeigen, dass die Aktivität und Position der Neuronen Informationen über das Geschlecht, die hierarchische Stellung und Bekanntschaft eines Fledermaus-Individuums in der Gruppe enthalten. Diese Art von „sozialer Landkarte“ bildet sich im Gehirn ab.
Diese Erkenntnisse könnten auch für das Verständnis von Erkrankungen wie Alzheimer wichtig sein. Bei Alzheimer sterben die Nervenzellen im Hippocampus, was dazu führt, dass Menschen nach und nach die Orientierung in Zeit und Raum verlieren und schließlich sogar die Identität einzelner Personen vergessen. Die Studie legt nahe, dass diese Informationen an bestimmten Orten im Hippocampus gespeichert sind, was weitere Einblicke in den Verlauf von Alzheimer-Erkrankungen geben könnte.
Literatur
Omer, D. B., Las, L. & Ulanovsky, N. (2023). Contextual and pure time coding for self and other in the hippocampus, Nature Neuroscencei, 26, 285-294.
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