Die Frage, ob Pflanzen über Intelligenz verfügen, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Die Forschung belegt, dass Pflanzen trotz des Fehlens eines Gehirns in der Lage sind, Risiken abzuschätzen, Strategien zu entwickeln und sich gezielt zu verteidigen. In diesem Zusammenhang stellt sich jedoch die Frage, ob diese Fähigkeiten ausreichen, um Pflanzen als intelligent zu betrachten. Pflanzen zeigen intelligentes Verhalten, das dem vieler Tiere ähnelt. Delfine sind in der Lage, abstrakt zu denken, Raben nutzen Werkzeuge und Tintenfische können sogar zählen. Wie aus Studien hervorgeht, sind einige Pflanzen in der Lage, auf Umweltreize zu reagieren und sich zu verteidigen. Ein Beispiel für die Wahrnehmung und Abwehr von Feinden durch eine Pflanze ist die Goldrute, die benachbarte Artgenossen erkennen und entsprechend reagieren kann.
Der Begriff der Intelligenz ist vielschichtig definiert, wobei das Vorhandensein eines zentralen Nervensystems häufig als Maßstab herangezogen wird. In Bezug auf Pflanzen wird die Möglichkeit diskutiert, dass das Gefäßsystem und chemische Signale eine ähnliche Funktion wie das zentrale Nervensystem erfüllen könnten. Diese Theorien finden in der aktuellen Forschung jedoch noch wenig Belege, obwohl elektrische Signale in Pflanzen beobachtet werden können. Die Auswertung von Umweltreizen und das zielgerichtete Problemlösen werden gemeinhin als typische Merkmale von Intelligenz betrachtet.
Im Rahmen einer Studie wurde die Goldrute als Modellpflanze verwendet, um die Umsetzung intelligenter Abwehrstrategien durch Pflanzen zu erforschen. Dabei wurde festgestellt, dass die Pflanze chemische Stoffe gegen Schädlinge einsetzt und dadurch auch benachbarten Pflanzen Gefahr signalisiert. Das Verhalten der Goldrute ist zudem durch eine hohe Anpassungsfähigkeit gekennzeichnet, was sich darin äußert, dass sie schneller wächst, wenn sie von Artgenossen umgeben ist. Diese Fähigkeit zur Umweltwahrnehmung und Reaktion kann als Anzeichen von Intelligenz betrachtet werden, ohne eine zentrale Koordination wie bei einem Nervensystem. Daher wird davon ausgegangen, dass das „Gehirn” der Goldrute die gesamte Pflanze ist, basierend auf einer chemischen Signalübertragung statt elektrischer Signale. Sogar einzelne Pflanzenzellen nehmen ihre Umgebung wahr und kommunizieren über chemische Signale, um gemeinsame Reaktionen hervorzurufen. Die Erkenntnisse über pflanzliche Intelligenz könnten die Debatte über die Definition von Intelligenz neu beflügeln, insbesondere im Hinblick auf den Vergleich mit künstlicher Intelligenz.
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Psychologen :::