Die Replikationskrise in der Psychologie bezieht sich auf eine Phase, in der viele experimentelle Ergebnisse in der Psychologie nicht erfolgreich repliziert werden konnten. Ausgelöst wurde die Krise durch eine Reihe von Studien, die die Ergebnisse früherer Studien nicht replizieren konnten. Eine der bekanntesten Studien ist die der Open Science Collaboration, die 2015 versuchte, die Ergebnisse von 100 psychologischen Studien zu replizieren. Dabei wurde versucht, 100 bekannte Experimente aus der allgemeinen und Sozialpsychologie zu replizieren. In den Originalstudien bestätigte sich die Hypothese in 97 Prozent der durchgeführten Tests, in den Replikationsstudien nur in 36 Prozent.
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die zur Replikationskrise beitragen können:
- Methodische Mängel: Psychologische Studien sind oft komplex und schwierig durchzuführen, so dass methodische Fehler zu falschen Ergebnissen führen können.
- Publikationsbias: Psychologische Fachzeitschriften sind oft nur an der Veröffentlichung positiver Ergebnisse interessiert, was dazu führen kann, dass negative Ergebnisse nicht veröffentlicht werden und somit nicht in Replikationsstudien einfließen.
- Forschungskultur: In der Psychologie herrscht oft ein Druck, neue und innovative Ergebnisse zu publizieren, was dazu führen kann, dass Forschende voreilige Schlüsse ziehen oder Ergebnisse überinterpretieren.
Die Replikationskrise hat zu einer Reihe von Konsequenzen geführt. Erstens hat sie das Vertrauen in die psychologische Forschung untergraben. Zweitens hat sie dazu geführt, dass neue Richtlinien für die psychologische Forschung entwickelt wurden, um die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen zu verbessern. Die Replikationskrise hat die psychologische Forschung grundlegend verändert, das Bewusstsein für die Bedeutung der Reproduzierbarkeit von Ergebnissen geschärft und zu einer Reihe von Initiativen zur Verbesserung der wissenschaftlichen Praxis geführt.
- Vorregistrierung von Studien: Forscher sollen ihre Studien vor der Durchführung in einer Datenbank registrieren, um zu verhindern, dass Forscher ihre Ergebnisse nachträglich an ihre Hypothesen anpassen.
- Open Science: Forscher sollen ihre Daten und Codes offen zugänglich machen, damit andere Forscher die Studien replizieren und überprüfen können.
- Bessere Ausbildung in Forschungsmethoden: Forscher sollten in Forschungsmethoden geschult werden, um methodische Fehler zu vermeiden.
Literatur
Mede, N. G., Schäfer, M. S., Ziegler, R., & Weißkopf, M. (2020). The “replication crisis” in the public eye: Germans’ awareness and perceptions of the (ir)reproducibility of scientific research. Public Understanding of Science, doi:10.1177/0963662520954370.
Stangl, W. (2015). Stichwort: ‚Replizierbarkeit‚. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https:// lexikon.stangl.eu/15774/replizierbarkeit/ (2015-09-14)
Stangl, W. (2018, 29. Jänner). Replikationskrise. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/26466/replikationskrise
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Psychologen :::