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Wahrnehmung und Gedächtnis sind gegensätzliche Prozesse im Gehirn

    Steel et al. (2024) haben untersucht, wie Wahrnehmung und Gedächtnis in Bezug auf die visuelle Kodierung zusammenhängen. Konventionelle Ansichten über die Organisation des Gehirns gehen davon aus, dass Regionen an der Spitze der kortikalen Hierarchie intern orientierte Informationen mit Hilfe eines abstrakten amodalen neuronalen Codes verarbeiten. Neuere Berichte haben jedoch die Existenz einer retinotopischen Kodierung – d.h. gemäß dem Lichteinfall auf die Netzhaut des Auges – an der Spitze der kortikalen Hierarchie beschrieben, einschließlich des Default-Mode-Netzwerks, d.h. die mit dem Gedächtnis zusammenhängenden Hirnareale kodieren die Umgebung wie eine Art Negativ im Raum. So hat man festgestellt, dass bei visuellen Reizen nicht nur die visuellen Areale aktiv sind, sondern auch die Gedächtnisareale weniger aktiv werden, d.h. wenn man etwas im Blickfeld sieht, werden die Neuronen im visuellen Kortex aktiviert, während die Neuronen im Gedächtnissystem gebremst werden. Schließt man die Augen und erinnert sich an Visuelles im selben Raum, dreht sich das Verhältnis um, d.h. das Gedächtnissystem ist aktiv und bremst die Neuronen der Wahrnehmungsregionen. Diese funktionell verbundenen retinotopischen Neuronenpopulationen in den mnemonischen und perzeptuellen Arealen zeigen sowohl bei der Bottom-up-Wahrnehmung als auch bei der Top-down-Erinnerung räumlich spezifische Gegenreaktionen, was darauf hindeutet, dass diese Areale in einer wechselseitig hemmenden Dynamik miteinander verbunden sind.



    Literatur

    Steel, Adam, Silson, Edward H., Garcia, Brenda D. & Robertson, Caroline E. (2024). A retinotopic code structures the interaction between perception and memory systems. Nature Neuroscience, doi:10.1038/s41593-023-01512-3.


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