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Kokainkonsum und Belohnungserwartungen

    Einige Erklärungen des Suchtverhaltens gehen davon aus, dass Veränderungen des adaptiven Verhaltens auf dopaminerge Vorhersagefehler zurückzuführen sind, die eine Diskrepanz zwischen tatsächlicher und erwarteter Belohnung signalisieren. So ist beispielsweise bekannt, dass Kokainkonsum durch eine kurzzeitige Erregung des mesolimbischen Systems im Gehirn zwar aufheiternd und euphorisierend wirkt, dass aber bei häufigerem Konsum die Überstimulation im Alltag das Gegenteil bewirkt, indem angenehme Erlebnisse und soziale Interaktionen immer weniger Glücksgefühle auslösen. Möglicherweise ist dies auf eine Diskrepanz zwischen den aus früheren Erfahrungen abgeleiteten Erwartungen und dem tatsächlichen Belohnungserleben zurückzuführen.

    Konova et al. (2023) haben nun untersucht, wie Kokainabhängigkeit die dopaminerge Signalübertragung im Gehirn beeinflusst und welche Folgen dies für das Belohnungssystem hat. Es zeigte sich, dass die Droge die Erwartung positiver Erfahrungen zwar nicht verändert, die Dopamin-Neuronen aber viel schwächere Belohnungssignale aussenden, wenn diese tatsächlich eintreten. Es wird vermutet, dass diese Veränderung es Abhängigen erschwert, ihr Suchtverhalten zu ändern. Diese Ergebnisse zeigen, dass Sucht die positive Signalgebung grundlegend stören kann, und weisen auf die unterschätzte Rolle des wahrgenommenen Belohnungswertes in diesem Mechanismus hin. Interventionen, die die Wahrnehmung erhaltener Belohnungen verbessern, könnten daher ein wertvoller Bestandteil der Suchtbehandlung sein.



    Literatur

    Konova, Anna B., Ceceli, Ahmet O., Horga, Guillermo, Moeller, Scott J., Alia-Klein, Nelly & Goldstein, Rita Z. (2023). Reduced neural encoding of utility prediction errors in cocaine addiction. Neuron, doi: 10.1016/j.neuron.2023.09.015.


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