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Welche Funktion haben Träume?

    Theorien über die Funktion von Träumen gehen davon aus, dass Träume den evolutionären Selektionsdruck der Vergangenheit und die Verbesserung der Fitness durch veränderte Bewusstseinszustände widerspiegeln. Solche Annahmen wurden bisher aber noch nicht in kulturübergreifenden Populationen getestet, zu denen auch kleine Sammlergesellschaften gehören. Samson et al. (2023) analysierten nun den Inhalt von Träumen in kulturübergreifenden Vergleichen zwischen den BaYaka (Republik Kongo) und den Hadza (Tansania), die auf Nahrungssuche sind, und Populationen des Globalen Nordens, um die Hypothese zu testen, dass Träume in Gruppen, die auf Nahrungssuche sind, aufgrund ihrer starken sozialen Normen und hohen zwischenmenschlichen Unterstützung eine effektivere Funktion der Emotionsregulierung haben.

    Mithilfe eines Modells mit linearen gemischten Effekten analysierte man 896 Träume von 234 Personen aus diesen Populationen, die in Traumtagebüchern aufgezeichnet wurden, wobei die Traumtexte mit Hilfe des Wörterbuchs Linguistic Inquiry and Word Count zu vier psychosozialen Konstrukten verarbeitet wurden. Es zeigte sich, dass die BaYaka mehr gemeinschaftsorientierte Trauminhalte zeigten, sowohl die BaYaka als auch die Hadza zeigten vermehrt bedrohliche Trauminhalte, während die Hadza gleichzeitig wenig negative Emotionen in ihren Träumen aufwiesen. Die Gruppe mit der Alptraumstörung des globalen Nordens wies dabei einen erhöhten Gehalt an negativen Emotionen auf, und die kanadische Studentenstichprobe während der COVID-19-Pandemie zeigte den höchsten Gehalt an Angstträumen.

    Diese Studie unterstützt die Annahme, dass Träume in nicht-klinischen Populationen Emotionen effektiv regulieren können, indem sie potenzielle Bedrohungen mit angstfreien Kontexten verknüpfen und so Angst und negative Emotionen durch emotionale Entspannung oder Katharsis reduzieren. Dabei scheint es mehr als eine Art von funktionalen Träumen zu geben, denn diese Studie zeigt, dass es eine starke Verbindung zwischen dem soziokulturellen Leben und der Funktion von Träumen gibt, d. h., es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Funktion von Träumen und den gesellschaftlichen Normen und Werten der jeweiligen untersuchten Gesellschaft.



    Literatur

    Samson, David R., Clerget, Alice, Abbas, Noor, Senese, Jeffrey, Sarma, Mallika S., Lew-Levy, Sheina, Mabulla, Ibrahim A., Mabulla, Audax Z. P., Miegakanda, Valchy, Borghese, Francesca, Henckaerts, Pauline, Schwartz, Sophie, Sterpenich, Virginie, Gettler, Lee T., Boyette, Adam, Crittenden, Alyssa N. & Perogamvros, Lampros (2023). Evidence for an emotional adaptive function of dreams: a cross-cultural study. Scientific Reports, 13, doi:10.1038/s41598-023-43319-z.


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