Menschen unter Stress oder mit traumatischen Erlebnissen haben oft beunruhigende aufdringliche Gedanken, doch konventionelle Therapien drängen sie dazu, ihre Gedanken nicht zu unterdrücken, da die aufdringlichen Gedanken in ihrer Intensität und Häufigkeit wieder zunehmen und die Störungen verschlimmern könnten.
Mamat & Anderson (2023) konnten hingegen die Hypothese bestätigen, dass ein Training der Gedankenunterdrückung, also der Verdrängung, die psychische Gesundheit verbessern würde. Einhundertzwanzig Erwachsene aus 16 Ländern absolvierten ein dreitägiges Online-Training zur Unterdrückung entweder ängstlicher oder neutraler Gedanken. Die Freiwilligen wurden gebeten, jeden Gedanken zu bewerten, unter anderem den empfundenen Grad der Angst oder die Intensität des Imaginierten, und füllten auch Fragebogen aus, um ihre psychische Gesundheit zu beurteilen. Einige von ihnen hatten Symptome schwerer Depressionen, Angstzustände und pandemiebedingten posttraumatischen Stress. Es kam zu keiner paradoxen Zunahme von Ängsten, vielmehr verringerte die Unterdrückung die Erinnerung an unterdrückte Ängste und machte sie weniger lebendig und angstauslösend. Nach dem Training berichteten die Teilnehmer über weniger Ängste, negative Gefühle und Depressionen, wobei der letztgenannte Vorteil auch nach drei Monaten noch anhielt. Teilnehmer mit hohem Angstniveau und pandemiebedingtem posttraumatischem Stress profitierten am stärksten und dauerhaftesten von der psychischen Gesundheit. Diese Ergebnisse stellen die bisher vertretene Annahme in Frage, dass die Unterdrückung von Gedanken maladaptiv ist, und bieten einen zugänglichen Ansatz zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. Das Training zur Unterdrückung ängstlicher Gedanken verbesserte die psychische Gesundheit, insbesondere bei Menschen mit Angstzuständen und posttraumatischem Stress.
Literatur
Mamat, Zulkayda & Anderson, Michael C. (2023). Improving mental health by training the suppression of unwanted thoughts. Science Advances, 9, doi:10.1126/sciadv.adh5292.
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