Zum Inhalt springen

Die Anfälligkeit für falsche Erinnerungen in einer Zweitsprache ist geringer

    Die Sprache ist eine wichtige Quelle für Erinnerungen, die von falschen Schlussfolgerungen bis hin zu völligen Fehlinformationen reichen. Grant et al. (2023) haben jüngst untersucht, wie sich die Verwendung einer Mutter- oder Fremdsprache auf die Anfälligkeit von zweisprachigen Personen für falsche Erinnerungen auswirkt. Obwohl die Sprache in vielerlei Hinsicht einen Einfluss auf falsche Erinnerungen hat, wurde diese Studie durch neuere Arbeiten zur Entscheidungsfindung inspiriert, dass nämlich die Benutzung einer Fremdsprache Menschen zu einer sorgfältigen Gedächtniskontrolle anregt, die falsche Erinnerungen reduzieren könnte. Diese Hypothese steht im Gegensatz zu der Annahme, dass eine Fremdsprache die Zahl der falschen Erinnerungen erhöht, weil es naturgemäß schwieriger ist, Informationen in einer Fremdsprache zu verarbeiten. Grant et al. (2023) überprüften daher diese Hypothesen anhand von zwei Aufgaben zu falschen Erinnerungen.

    Man nutzte dafür das Deese-Roediger-McDermott-Paradigma, ein Verfahren der kognitiven Psychologie, das zur Untersuchung des falschen Gedächtnisses beim Menschen eingesetzt wird, wobei sich zeigte, dass die Probanden (Studierende in den USA, deren Muttersprache eigentlich Mandarin war) falsche Erinnerungen genauer identifizieren konnten, wenn sie ihre Fremdsprache im Vergleich zu ihrer Muttersprache verwendeten, was mit der Hypothese der Gedächtnisüberwachung übereinstimmt.

    Mit Hilfe der Fehlinformationsaufgabe in Bezug auf ein Video wurde in einem zweiten Experiment festgestellt, dass die Verarbeitung irreführender Informationen in der Fremdsprache falsche Erinnerungen eliminierte, was wiederum die Hypothese stützt, dass eine Fremdsprache den Einsatz der Gedächtnisüberwachung erhöht. Um sprachliche Fehler zu vermeiden, verlassen sie sich weniger stark auf die schnelle, intuitive Informationsverarbeitung, sondern setzen unbewusst eher auf langsame, rationale Denkprozesse. Diese Ergebnisse unterstützen die Überwachungshypothese, die in früheren Studien über Zweisprachigkeit und falsches Gedächtnis übersehen wurde. Allerdings muss noch überprüft werden, ob Menschen, die eine Fremdsprache perfekt beherrschen, ihre Erinnerungen ebenfalls nach dieser Hypothese rekonstruieren.



    Literatur

    Grant, L. H., Pan, Y., Huang, Y., Gallo, D. A. & Keysar, B. (2023). Foreign language reduces false memories by increasing memory monitoring. Journal of Experimental Psychology: General, 152, 1967–1977.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Pädagogen :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert