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Erfolgsprognose im Psychologie Studium – Aufnahmetest oder NC?

    Auf Grund seiner großen Beliebtheit ist der Zugang zum Psychologie Studium stark reguliert. Die Anzahl der Bewerbungen übersteigt die Anzahl der verfügbaren Studienplätze jedes Jahr um ein Vielfaches. Entsprechend benötigen die Universitäten ein Mechanismus, um die verfügbaren Studienplätze an jene Bewerber zu vergeben, welche die Besten Aussichten für ein positiven Studienerfolg nachweisen.

    Das Interesse der Universitäten

    Die Ausbildung der Studenten ist für die Universitäten mit hohen Kosten verbunden. Eine Exmatrikulation auf Grund von nicht bestandenen Prüfungen oder der persönlich gewählte Studienabbruch führt zu entstanden Kosten für den Staat, ohne dass hierfür fertige Psychologen für die gesundheitliche Grundversorgung auf dem Markt zur Verfügung stehen. Um dies möglichst zu verhindern, werden jene Studenten zum Studium zugelassen, die die beste Prognose für einen positiven Studienerfolg nachweisen.

    Verfahren zur Prognose der Studienerfolgs

    An den deutschsprachigen Universitäten haben sich deshalb zur Vergabe der Studienplätze zwei unterschiedliche Modelle etabliert- Während Österreichische Universitäten Zur Vergabe der Studienplätze auf den Psychologie Aufnahmetest setzen, wird in Deutschland der Numerus Clausus (NC) dafür herangezogen.

    NC als Prädiktor für Studienerfolg

    Wird der Studienplatz durch den NC vergeben, erhalten jene Bewerber einen Psychologie Studienplatz, welche den besten Schulabschluss vorweisen können. Der NC kann von Universität zu Universität variieren. Aktuell erhält man einen Psychologie Studienplatz in Deutschland, sofern man eine Matura/Abitur mit einer Abschlussnote , je nach Universität, zwischen 1,0 und 1,7 nachweisen kann (Stand 2023).
    Das NC-Verfahren konnte sich als gutes Prognoseverfahren für den Studienerfolg beweisen (Burton & Ramist, 2001; Baron-Boldt, Schuler & Funke, 1988; Schuler et al., 1990; Robbins, Lauver, Le, Davis, Langley & Carlstrom, 2004; Trapmann et al., 2007; Rindermann & Oubaid, 1999; Schmidt-Atzert, 2005; Steyer, Yousfi & Würfel, 2005).
    Die Vorhersage des Studienerfolgs durch Studienspezifische Eignungstest zeigt ebenfalls hervorragende Prognosewerte für den späteren Studienerfolg (Hell et al., 2007; Trapmann et
    al., 2007), ist aber mit einem Schulnoten hat zwar allgemein eine sehr gute Vorhersagequalität, kann aber von Studienfach zu Studienfach stark variieren (Trapmann etal,2007). Vor allem für das Psychologie Studium, scheint es, als sei der NC für den späteren Studienerfolg nicht ausreichend geeignet. (Schmidt-Atzer, 2005; Steyer, Yousfi & Würfel,2005; Melamed,1992).

    Aufnahmetest als Prädiktor für den Studienerfolg

    Die Regulierung des Studienangebotes durch Studienspezifische Eignungstest zeigt ebenfalls hervorragende Prognosewerte für den späteren Studienerfolg (Hell et al., 2007; Trapmann et al., 2007), ist aber mit einem extremen Mehraufwand für die Universitäten durch Erstellung, Validierung und Auswertung von Aufnahmetest verbunden.

    Bei diesem Verfahren spielen die Abschlussnoten während der Schullaufbahn keine Rolle. Die Teilnehmer mit dem besten Ergebnis beim Aufnahmetest, erhalten auf Grund ihres Ergebnisses einen Studienplatz. Dieses Verfahren wird von vielen jungen angehenden Studenten als fairer bewertet.
    Formazin et al. Konnten in einer Studie im Jahr 2011 zeigen, dass ein studienspezifischer Aufnahmetest für das Fach Psychologie, den Studienerfolg zwei Jahre später sehr gut vorhersagen konnte. Dieses Verfahren wird aktuell an österreichischen Universitäten praktiziert. Aber auch in Deutschland scheint sich einiges hinsichtlich einer faireren Vergabe zu tun. Mit dem Ba-Psy-DGPs wurde in Deutschland ein Eignungstest eingeführt, der bei gutem Abschneiden, die Position des Bewerbers im NC-Verfahren verbessern kann. Somit wird in Zukunft ein Mischverfahren zwischen Aufnahmetest und NC an vielen deutschen Universitäten etabliert, ähnlich wie man es bereits bei der Vergabe von Medizin- Studienplätzen gehandhabt hat.

    Fazit

    Aufnahmetest haben eine vergleichbaren prädiktiven Aufklärungswert für den späteren Studienerfolg im Fach Psychologie wie das NC-Verfahren. In einigen Studien zeigten sich sogar bessere Vorhersagewerte. Dadurch, dass das Verfahren über Eignungstests von der Mehrheit der angehenden Studenten auch als fairer bewertet wird, sollte dies zukünftig als Mittel der Wahl zur Vergabe von Studienplätzen dienen. Aktuelle Entwicklungen an deutschen Universitäten folgen auch klar diesem Trend. Die dadurch entstehenden finanziellen Kosten für die Universitäten können teilweise an die Bewerber weitergegeben werden, oder aber auch bei einem Nachweis von fehlenden finanziellen Mitteln, vom Staat übernommen werden, um einen Nachteil für Struktur-schwächere Individuen auszuschließen.

    Literaturverzeichnis

    Baron-Boldt, J., Schuler, H. & Funke, U. (1988). Prädiktive Validität von Schulabschlussnoten: Eine Metaanalyse. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 2, 79–90.
    Burton, N. W. & Ramist, L. (2001). Predicting success in college: SAT studies of classes graduating since 1980. The College Board Research Report, 2001–2002.
    Formazin, M., Schroeders, U., Köller, O., Wilhelm, O., & Westmeyer, H. (2011). Studierendenauswahl im Fach Psychologie. Psychologische Rundschau.
    Hell, B., Trapmann, S. & Schuler, H. (2007). Eine Metaanalyse der Prognosekraft von Studierfähigkeitstests. Zur Veröffentlichung eingereicht.
    Melamed, T. (1992). Use of biodata for predicting academic success over thirty years. Psychological Reports, 71, 31–38.
    Rindermann, H. & Oubaid, V. (1999). Auswahl von Studienanfängern durch Universitäten – Kriterien, Verfahren und Prognostizierbarkeit des Studienerfolgs. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 20, 172–191.
    Robbins, S. B., Lauver, K., Le, H., Davis, D., Langley, R. & Carlstrom, A. (2004). Do psychosocial
    and study skill factors predict college outcomes? A meta-analysis. Psychological Bulletin, 130, 261–288.
    Schmidt-Atzert, L. (2005). Prädiktion von Studienerfolg bei Psychologiestudenten. Psychologische Rundschau, 56, 131–133.
    SCHULER, H., FUNKE, U. & BARON-BoLDT, J. (1990). Predictive validity of school grades: A metaanalysis. Applied Psychology: An International Review, 39, 89-103.
    Steyer, R., Yousfi, S. & Würfel, K. (2005). Prädiktion von Studienerfolg: Der Zusammenhang zwischen Schul- und Studiennoten im Diplomstudiengang Psychologie. Psychologische Rundschau, 56, 129–131.
    TRAPMANN, S., HELL, B., WEIGAND, S. & SCHULER, H. (2007). Die Validität von Schulnoten zur Vorhersage des Studienerfolgs – Eine Metaanalyse. Zeitschrift fiir Pädagogische Psychologie, 21,11-27.




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