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Prägen Geschwister die Entwicklung der Persönlichkeit?

    Dudek et al. (2022) haben untersucht, ob das Aufwachsen mit einer Schwester statt mit einem Bruder die Persönlichkeit beeinflusst, und haben eine umfassende Analyse der Auswirkungen des Geschlechts der Geschwister auf die Persönlichkeit Erwachsener vorgenommen, wobei Daten von 85 887 Menschen aus zwölf großen repräsentativen Erhebungen in neun Ländern (Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Australien, Mexiko, China und Indonesien) analysiert wurden. Sie untersuchten dabei die Persönlichkeitseigenschaften Risikotoleranz, Vertrauen, Geduld, Kontrollüberzeugung und die Big Five, und fanden keine bedeutsamen kausalen Auswirkungen des Geschlechts des nächstjüngeren Geschwisters und keine Zusammenhänge mit dem Geschlecht des nächstälteren Geschwisters. Diese über alle Länder konsistenten Ergebnisse in der Gesamtstichprobe und den relevanten Teilstichproben deuten darauf hin, dass das Geschlecht der Geschwister die Persönlichkeit nicht systematisch beeinflusst.

    Downey & Cao (2023) untersuchen in den USA und in China das Phänomen, dass immer mehr Kinder mit wenigen oder keinen Geschwistern aufwachsen. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Kontextmerkmale eine wichtige Rolle bei der Bedeutung von Geschwistern spielen. Sowohl in China als auch in den USA war die Anzahl der Geschwister negativ mit der psychischen Gesundheit verbunden. In China ging es denjenigen am besten, die keine Geschwister hatten, ähnlich wie in den USA, wobei es keine Rolle spielte, ob es sich um Halbgeschwister oder Vollgeschwister handelte, da beide einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit hatten. Allerdings spielte der Altersunterschied zwischen den Geschwistern eine entscheidende Rolle, denn je geringer der Altersunterschied zwischen den Geschwistern war, desto schlechter ging es ihnen, d.h. Geschwister mit einem größeren Altersunterschied waren besser dran. Erklärt wird dies durch die Ressourcenallokationshypothese, die besagt, dass Geschwister um die Ressourcen der Eltern konkurrieren, wobei die elterlichen Ressourcen begrenzt sind. Je mehr Kinder es in einer Familie gibt, desto weniger Aufmerksamkeit und Zuwendung ist für jedes einzelne Kind verfügbar, wobei Geschwister mit geringem Altersabstand stärker um diese konkurrieren. Dennoch gibt es einige europäische Studien, die den positiven Einfluss von Geschwistern bestätigen: Ein Leipziger Forscherteam um Gunda Herberth fand 2002 heraus, dass Kinder mit älteren Geschwistern seltener Verhaltensprobleme haben. Auch Douglas B. Downey und Rui Cao betonen in ihrer aktuellen Studie der Ohio State University nicht nur den negativen Einfluss von Geschwistern. Geschwister können sich vor allem positiv auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen auswirken, was sich auch auf spätere Partnerschaften auswirkt, denn Kinder mit Geschwistern lassen sich seltener scheiden.



    Literatur

    Dudek, Thomas, Brenøe, Anne Ardila, Feld, Jan & Rohrer, Julia M. (2022). No Evidence That Siblings’ Gender Affects Personality Across Nine Countries. Psychological Science, doi:10.1177/09567976221094630.
    Downey, Douglas B. & Cao, Rui (2023). Number of Siblings and Mental Health Among Adolescents: Evidence From the U.S. and China. Journal of Family Issues, 44, doi:10.1177/0192513X231220045.
    Stangl, W. (2024, 18. März). Die Bedeutung von Geschwistern für die psychische Gesundheit. arbeitsblätter news.
    https:// arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/die-bedeutung-von-geschwistern-fuer-die-psychische-gesundheit/


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