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Mit der AVATAR-Therapie gegen Stimmenhören

    Etwa jeder Zehnte hört gelegentlich Stimmen, die sonst niemand wahrnimmt. Während viele Menschen damit gut zurechtkommen, sind die Stimmen für manche Betroffene eine Belastung, weil sie in bestimmten Situationen stören und die Bewältigung des Alltags erschweren. Die AVATAR-Therapie gegen Stimmenhören ist eine innovative Behandlungsmethode für Menschen, die unter akustischen Halluzinationen leiden, die häufig mit Schizophrenie oder anderen psychischen Störungen einhergehen. Bei dieser Therapie interagieren die Betroffenen mit einem computergestützten virtuellen Avatar, der die Stimmen repräsentiert, die sie hören.

    Der Avatar wird vom Therapeuten gesteuert und kann so programmiert werden, dass er positive und unterstützende Botschaften sendet, um die negativen Stimmen zu neutralisieren oder zu reduzieren. Die Idee hinter dieser Therapie ist es, den Betroffenen zu helfen, eine neue Beziehung zu den Stimmen aufzubauen und ihnen positive Bewältigungsstrategien zu vermitteln, indem sie lernen, die Stimmen anders zu interpretieren und mit ihnen umzugehen.

    Mar Rus-Calafell bietet in Deutschland im Rahmen einer Studie eine VR-Therapie an, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AVATAR-Studie gemeinsam mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten einen digitalen Körper gestalten, der der Stimme entspricht, die sie am häufigsten wahrnehmen. So erhalten sie ein Gegenüber, mit dem sie sprechen und dem sie auch widersprechen können, d.h. es geht darum, die Stimme zu kontrollieren bzw. ihr selbstbewusst entgegenzutreten. Die AVATAR-Therapie ist ein relativ neuer Ansatz und muss daher noch weiter erforscht werden, um ihre Wirksamkeit und Anwendbarkeit zu bestimmen, aber es gibt Hinweise darauf, dass sie für einige der Betroffenen vielversprechend sein könnte.

    Informationen zur Studie: https://www.digital.psy.ruhr-uni-bochum.de/cpdp/forschung/studien/avatar.html.de

    Die Wirksamkeit der AVATAR-Therapie wurde bereits in mehreren internationalen Studien nachgewiesen: Eine Untersuchung zeigte, dass die Teilnehmenden nach der Therapie ihre Stimme seltener hörten und sich weniger durch sie belastet fühlten. In einigen Fällen verstummte die Stimme sogar. Wenn sie mehrere Stimmen hörten, führte der Dialog mit dem Avatar der Hauptstimme dazu, dass auch die anderen Stimmen leiser wurden. Ziel der aktuellen Studie ist es, erstmals die Wirksamkeit der AVATAR-Therapie bei deutschen Psychose-Patienten im Frühstadium zu belegen und die Therapie durch neue immersive VR-Umgebungen zu verbessern, um den Betroffenen zu helfen, ihre Stimme in sozialen Situationen besser zu kontrollieren.



    Literatur

    Craig, Tom KJ, Rus-Calafell, Mar, Ward, Thomas, Leff, Julian P, Huckvale, Mark, Howarth, Elizabeth, Emsley, Richard, Garety, Philippa A. (2018). AVATAR therapy for auditory verbal hallucinations in people with psychosis: a single-blind, randomised controlled trial. The Lancet Psychiatry, 5, 31-40.


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