Das Impostor-Phänomen ist durch einen extern-instabilen spezifischen Attributionsstil gekennzeichnet, d. h., Impostoren nehmen erfolgreiche Leistungen als zufällig wahr. Bisher wurde dieses Phänomen in keiner Studie in realen Situationen getestet. Brauer & Proyer (2022) haben deshalb untersucht, wie sich das Hochstapler-Phänomen unter realen Prüfungssituationen zeigt und ob es einen Zusammenhang zur Intelligenz der Probanden und Probandinnen gibt. Dafür mussten diese eine Reihe von Intelligenzaufgaben lösen und erhielten im Anschluss an jede Aufgabe über einen Monitor ein positives Feedback, unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung. Danach wurden sie gefragt worauf ihr positives Ergebnis zurückzuführen ist. Es zeigte sich, dass der Grad des selbstberichteten Imposter-Syndroms in keinem Zusammenhang mit ihrer gemessenen Leistung, also der Intelligenz, stand, aber es bestätigte sich auch, dass Menschen mit Neigung zum Hochstapler-Phänomen ihre objektiv gemessenen Leistungen überdurchschnittlich stark abwerten und positive Ergebnisse externen Ursachen wie Zufall oder Glück zuschreiben, d. h., die eigene Leistung hat ihrer Ansicht nach damit nicht viel zu tun. Die Ergebnisse galten übrigens auch, wenn Alter, Geschlecht und tatsächliche Leistung kontrolliert wurden.
Diese Ergebnisse hängen offenbar mit den jeweiligen Attributionsstilen zusammen, also mit Internalität, Stabilität und Globalität. Die Internalität beschreibt dabei, wer oder was für ein Ergebnis verantwortlich ist, was von externen Zuschreibungen wie etwa Glück und Zufall bis hin zu internen Zuschreibungen wie zum Beispiel Fähigkeiten reicht. Die Stabilität zeigt an, ob jemand diese Ursache über andere Situationen hinweg als stabil betrachtet, dass also ein erneutes positives Ergebnis in einer anderen Situation auch wieder nur Zufall war, oder könnten dieses Mal vielleicht die eigenen Fähigkeiten dazu beigetragen haben. Die Globalität zeigt an, ob sich eine Ursache auf eine bestimmte Situation auswirkt oder über Bereiche hinweg verallgemeinert. Diese Attributionsstile hängen davon ab, ob ein Ergebnis positiv im Sinne eines Erfolges oder negativ im Sinne eines Misserfolgs ist. Bei Menschen mit negativem Attributionsstil zeigt sich das dadurch, dass wenn ihnen etwas Gutes zustößt und Erfolg haben, dann hängt das nicht mit der eigenen Person, sondern mit Zufall und Glück zusammen. Passiert ihnen aber etwas Schlechtes, oder haben sie Misserfolge zu verzeichnen, beziehen sie dieses Ergebnis auf sich selbst und ihre Leistungen.
Literatur
Brauer, Kay & Proyer, René T. (2022). The Impostor Phenomenon and causal attributions of positive feedback on intelligence tests. Personality and Individual Differences, 194, doi:10.1016/j.paid.2022.111663
https://www.mdr.de/wissen/hochstapler-phaenomen-meine-guten-leistungen-haben-nichts-mit-mir-zutun-100.html (22-06-12)
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