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Das Gehirn während eines Traumas

    Bei einem Trauma sind drei Bereiche des Gehirns besonders stark betroffen: die Amygdala, der präfrontale Cortex und der Hippocampus.

    Die Amygdala, unser Angstzentrum, ist mit dem Überlebensinstinkt verbunden und wichtig für die Analyse potenzieller Gefahren. In potenziell gefährlichen Situationen sendet sie Signale an das Großhirn, das die Situation mit den Erinnerungen abgleicht und sie bewertet. Im Falle einer Gefahr werden verschiedene Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet. Besteht keine Gefahr, hemmt das Großhirn die Amygdala und der Stress lässt nach. In Extremsituationen wird diese Kommunikation nun unterbrochen, auch Dissoziation genannt. Um die Reaktionszeit zu beschleunigen, schüttet die Amygdala Stresshormone aus, ohne auf eine Interpretation und Bestätigung der Gefahr durch das Großhirn zu warten. Während man diese Funktion bei der Flucht vor Säbelzahntigern sicher nicht missen möchte, führt sie bei der posttraumatischen Belastungsstörung zu unverhältnismäßigen körperlichen Stressreaktionen, die von den Betroffenen nicht bewusst beeinflusst werden können. Solche Symptome können lange nach dem traumatischen Ereignis auftreten und durch scheinbar triviale Auslöser ausgelöst werden. Verantwortlich dafür ist unter anderem eine Überaktivität der Amygdala. Der Prozess der Dissoziation verfestigt sich, Reize gelangen ohne Beteiligung oder Bewertung durch das Großhirn in die Amygdala und lösen enorme Stresshormonausschüttungen aus.

    Der präfrontale Cortex ist ein hoch entwickelter Bereich unserer Großhirnrinde, der für die Einordnung und Steuerung diverser Prozesse im Gehirn zuständig ist. Um seine Aufgaben wie Handlungsantizipation, Emotionsregulation und Impulskontrolle erfüllen zu können, benötigt er eine einwandfreie Kommunikation mit anderen Hirnarealen. Eine hohe Konzentration von Stresshormonen, wie sie die Amygdala bei traumatischen Ereignissen produziert, stört diese Kontakte. Der präfrontale Cortex zeigt eine deutlich geringere Aktivität. Die Folge ist eine mangelhafte Angstkontrolle.

    Der Hippocampus bildet die Schaltstelle zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis. Er sortiert die über unsere Sinnesorgane aufgenommenen Informationen nach ihrer Wichtigkeit und entscheidet, ob sie verworfen oder gespeichert werden. Ein Übermaß an Stresshormonen kann hier zu komplexen Schädigungen führen. Dadurch wird das Großhirn vom Nachrichtenfluss abgekoppelt und es kann keine langfristige rationale Bewertung des Erlebten erfolgen.
    Dissoziative Amnesie

    Ohne eine funktionierende Verbindung zwischen Amygdala, präfrontalem Cortex und Hippocampus landen die meisten Erinnerungen im impliziten statt im expliziten Gedächtnis, wie sie es normalerweise tun würden. Hier können sie nicht bewusst abgerufen werden, werden aber dennoch Teil der automatischen Prozesse im Gehirn und beeinflussen das Verhalten. Im schlimmsten Fall führt die Dissoziation zu einem Gedächtnisverlust, einer dissoziativen Amnesie. Je nach Schwere des Traumas können die Gedächtnislücken unterschiedlich stark ausgeprägt sein – vom Verlust der räumlichen und zeitlichen Orientierung bis zum Vergessen ganzer Erlebnisse, Tage oder sogar Jahre. Manche Betroffene sind sich nicht einmal der Existenz ihres Traumas bewusst. Aufgrund der Überfunktion der Amygdala, die Zugriff auf das implizite Gedächtnis hat und entkoppelt von Hippocampus und Großhirn agiert, reagieren sie jedoch auf Auslöser mit enormem Stress.




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