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Gier zeigt sich im Gehirn

    Je nach Standpunkt reichen die Auffassungen von Habgier bzw. Gier von einem wünschenswerten und unvermeidlichen Merkmal einer gut geregelten, ausgewogenen Wirtschaft bis hin zur Wurzel allen Übels. Gierige Individuen streben danach, die gewünschten Güter um jeden Preis zu erlangen. Mussel & Hewig (2019) konnten mithilfe eines Computerspiels zeigen, dass das Persönlichkeitsmerkmal Gier egoistische wirtschaftliche Entscheidungen vorhersagt, die in einem Ressourcendilemma auf Kosten anderer gehen. Die Probanden spielen ein Öffentlichse-Güter-Spiel, bei dem sie gemeinsam mit einem Partner eine gemeinsame Ressource (Fischteich) bewirtschaften. Wenn sich beide Partner an eine gemeinsame Absprache halten, ist der Ertrag insgesamt am höchsten, doch kann durch eigennützige Entscheidungen, also etwa mehr fischen als vereinbart, der individuelle Gewinn auf Kosten des Partners erhöht werden. Spielten die Probandinnen und Probanden um Geld statt um Punkte, war der Effekt noch deutlicher, denn hier zeigte sich, dass Geld das Persönlichkeitsmerkmal Gier aktiviert. Ein ähnlicher Effekt zeigte sich auch in Bezug auf den Partner, d. h., der Effekt von Gier war höher, wenn die Probanden gegen eine reale Person spielten statt gegen einen Computer. Menschen, die sich als weniger gierig einschätzten, waren hingegen deutlich zurückhaltender, wenn sie gegen eine reale Person spielten.

    Auf neuronaler Ebene zeigte sich, dass Individuen mit hoher im Vergleich zu niedriger Habgier eine charakteristische Signatur im Elektroenzephalogramm aufwiesen, denn sie zeigen auf neuronaler Ebene eine verminderte Reaktion auf positive und negative Feedbackreize, was darauf hindeuten könnte, dass sie weniger gut in der Lage sind, ihr Verhalten an entsprechende Reize aus der Umwelt anzupassen. Diese Beziehungen zwischen Gehirn und Verhalten bestätigten die mangelnde Sensibilität für die Verhaltensanpassung als einen möglichen zugrunde liegenden neurokognitiven Mechanismus, der egoistisches und rücksichtsloses Verhalten erklärt, das auf Kosten anderer gehen kann. Das ist übrigens ein Muster, das auch bei Psychopathen beobachtet werden konnte.



    Literatur

    Mussel, P. & Hewig, J. (2019). A neural perspective on when and why trait greed comes at the expense on others. Scientific Reports, 9, doi:10.1038/s41598-019-47372-5.
    https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2019/fup_19_228-studie-gier-mussel-hewig/index.html (21-12-12)


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