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Die Unterschiede zwischen dem Wachbewusstsein und dem Traumbewusstsein

    Man weiß zwar wie, aber nicht warum das menschliche Gehirn im Schlaf aktiviert wird. Hobson (2009) vermutet, dass die Hirnaktivierung im Schlaf die Entwicklung und Aufrechterhaltung von Schaltkreisen ermöglicht, die für höhere Hirnfunktionen, einschließlich des Bewusstseins, notwendig sind. Im Wachzustand können Menschen in den Spiegel schauen und erkennen, dass sie sich selbst und nicht nur eine andere Person betrachten. Sie verstehen dabei den Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen, können ihre motorischen Fähigkeiten koordinieren und nutzen aktiv ihr sekundäres Bewusstsein. Das sekundäre Bewusstsein ist ein komplexer Zustand, der abstraktes, analytisches Denken beinhaltet, während das primäre Bewusstsein nur die Wahrnehmung äußerer Reize und das Empfinden von Emotionen umfasst. Das primäre Bewusstsein ist aufgrund der Art seiner Entstehung eine Art erinnerte Gegenwart, sodass ein Lebewesen mit einem primärem Bewusstsein Dinge und Ereignisse über seine frühere, von Werten bestimmte Erfahrung durch sein Gedächtnis miteinander verbinden kann, wodurch ein Medium entsteht, das das gegenwärtige Handeln des Individuums zu früheren Handlungen bzw. Folgen dieses Handelns in Beziehung setzen kann.  Beim Träumen ist das sekundäre Bewusstsein eher inaktiv, d. h. der Träumende nimmt seine Umwelt wahr und empfindet Emotionen, kann diese aber oft nicht richtig einordnen oder logisch analysieren.

    Die Hirnaktivierung und der Schlaf treten schon früh in der Entwicklung von Säugetieren und Vögeln auf, wobei die Träume eine Erinnerung daran darstellen, dass auch Menschen einmal protobewusst waren und es immer noch sind. In den Träumen sind Menschen immer sie selbst, denn sie fühlen, handeln und empfinden lebhaft in einer völlig fiktiven Welt, die das Gehirn erdacht hat. Dieser protobewusste Zustand des Träumens im REM-Schlaf ist ebenso sehr eine Vorbereitung auf das Wachbewusstsein wie eine Reaktion darauf. Menschen bereiten sich sowohl auf ihr Verhalten als auch auf die Auswirkungen ihres Verhaltens vor. Träume haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den Menschen, denn als Spezies brauchen Menschen die REM-Schlaf-Träume, um gemeinsame Ziele zu erreichen, wie um etwa im Wachzustand bewusstseinsfähig zu sein. REM-Schlaf-Träume können nach Ansicht von Hobson als Mustergenerator für die virtuelle Realität betrachtet werden, mit dem das Gehirn seine Bereitschaft zur adaptiven Interaktion mit der Welt herstellt und erhält. So lernt der Mensch im Traum anhand der Reaktionen des Prototyps auf verschiedenste Situationen, Vorhersagen zu treffen und sein sekundäres Bewusstsein zu perfektionieren.



    Literatur

    Hobson, J. Allan (2009). REM sleep and dreaming: towards a theory of protoconsciousness. Nature Reviews Neuroscience, 10, 803-813.
    Stangl, W. (2010, 27. März). Netzwerk Gehirn und wie es sich entwickelt. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Netzwerk-Gehirn.shtml


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