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Werden Menschen bei Entscheidungen im Alter langsamer?

    Die Reaktionsgeschwindigkeit bei einfachen Entscheidungsaufgaben nimmt bekanntlich ab dem frühen und mittleren Erwachsenenalter ab, doch sind die bloßen Reaktionszeiten keine tatsächlichen Maße für die geistige Geschwindigkeit, vielmehr stellen sie die Summe mehrerer Prozesse dar. Von Krause et al. (2022) nutzten ein Bayes’sches Diffusionsmodell, um interpretierbare kognitive Komponenten aus Rohdaten zur Reaktionszeit zu extrahieren, wobei sie dieses Modell auf Querschnittsdaten von über eine Million Teilnehmern und Teilnehmerinnen anwendeten, um Altersunterschiede bei den kognitiven Parametern zu untersuchen.

    Um diesen großen Datensatz effizient zu analysieren, wendeten sie eine Bayes’sche Inferenzmethode zur effizienten Parameterschätzung unter Verwendung spezialisierter neuronaler Netze an. So mussten Bilder und Wörter auf einem Bildschirm bestimmten Kategorien zugeuordnet werden, wobei sich zeigte, dass sich ältere Probanden einfach mehr Zeit für nicht entscheidungsrelevante Prozesse nahmen und mehr abwägten als junge Teilnehmer, was sich vor allem im Drücken der Antworttaste bemerkbar machte. Die längeren Reaktionszeiten waren daher eher auf eine größere Vorsicht bei der Entscheidungsfindung zurückzuführen. Die Ergebnisse deuten also darauf hin, dass die Verlangsamung der Reaktionszeit zwar bereits im Alter von zwanzig Jahren einsetzt, dass diese Verlangsamung jedoch auf eine zunehmende Vorsicht bei Entscheidungen und auf langsamere Nicht-Entscheidungsprozesse zurückzuführen ist als auf Unterschiede in der geistigen Geschwindigkeit. Eine echte Verlangsamung der geistigen Geschwindigkeit wurde erst ab einem Alter von etwa 60 Jahren beobachtet.



    Literatur

    von Krause, Mischa, Radev, Stefan T. & Voss, Andreas (2022). Mental speed is high until age 60 as revealed by analysis of over a million participants. Nature Human Behaviour, doi:10.1038/s41562-021-01282-7.


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