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T-Shirts, die nach der Mutter riechen, fördern die neuronale Synchronität zwischen Säugling und Fremden

    Mütterliche Körpergerüche dienen als wichtige sicherheitsfördernde und soziale Erkennungssignale, aber sie haben vermutlich auch eine wichtige Rolle bei der menschlichen Gehirnreifung.

    Unter Verwendung ökologischer Paradigmen und dualer Elektroenzephalographie-Aufzeichnungen untersuchten Endevelt-Shapira et al. (2021) die Auswirkungen mütterlicher Chemosignale auf die Gehirn-zu-Gehirn-Synchronität während der Interaktionen zwischen Säuglingen im Alter von rund sieben Monaten und Mutter sowie zwischen Säugling und Fremden mit und ohne Anwesenheit mütterlicher Körpergerüche. Es zeigte sich, dass wenn diese Babys  mit einer ihnen unbekannten Person interagierten und ein getragenes T-Shirt ihrer Mutter vor ihnen lag, gegenüber der fremden Person aufmerksamer und aufgeschlossener waren und sich ihre Gehirnwellen in ähnlichem Maße mit denen ihres Gegenübers synchronisierten wie sonst mit den Gehirnwellen ihrer Mütter. Unter der Bedingung mütterlicher Chemosignale zeigten die Babys deutlich mehr soziale Aufmerksamkeit, positive Erregung und Sicherheits- bzw. Annäherungsverhalten, was offenbar die neuronale Synchronität zwischen Säugling und Unbekanntem verstärkte. Obwohl bei allen drei Merkmalen in Anwesenheit des mütterlichen Körpergeruchs ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen war, stand nur die visuelle Aufmerksamkeit in direktem Zusammenhang mit dem Anstieg der Gehirnsynchronisation zwischen Säugling und fremder Person, sodass der mütterliche Körpergeruch offenbar eine erhöhte Aufmerksamkeit der Säuglinge für soziale Reize wie Blicke, Gesichtsausdrücke, Lachen und Gesten bewirkt, was wiederum eine Neueinstellung der Hirnwellen auslöst.

    Auch wenn man bei der Festlegung, welche Hirnareale an dieser Synchronisation vor allem beteiligt sind, vorsichtig sein muss, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass unter anderem daran Teile des Schläfenlappens beteiligt sind, die eine wichtige Rolle bei sozialen Interaktionen spielen.



    Literatur

    Endevelt-Shapira, Yaara, Djalovski, Amir, Dumas, Guillaume & Feldman, Ruth (2021). Maternal chemosignals enhance infant-adult brain-to-brain synchrony. American Association for the Advancement of Science, 7, doi:10.1126/sciadv.abg6867.


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