Die Berufswahl, also auch die Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium, hat Auswirkungen auf die Persönlichkeit von Menschen, denn so waren in Deutschland etwa Jugendliche, die nach der zehnten Klasse in das Arbeitsleben einsteigen, gewissenhafter als jene, die weiter zur Schule gingen. Man erklärt dies damit, dass Auszubildende eine Umwelt erleben, in denen es klar definierte Anforderungen und strengere Verhaltensregeln als in der Schule gibt und die Zuverlässigkeit Einzelner für das gesamte Team wichtig sind. Die Ergebnisse der Langzeitstudie (Golle et al., 2018), bei der Jugendliche zunächst zum Zeitpunkt der Entscheidung für eine weiterführende Schule oder berufliche Ausbildung und dann sechs Jahre später befragt wurden, zeigen erneut die Bedeutung der Lernumgebung auf die Entwicklung von Kindern und jungen Erwachsenen auf, und zwar auch jenseits der erworbenen berufsspezifischen Fähigkeiten. Jugendliche, die sich für eine Ausbildung entschieden hatten, interessieren sich nach sechs Jahren aber weniger für forschende Tätigkeiten, zum Beispiel in einem Labor zu arbeiten oder Sachverhalte zu beobachten und zu analysieren, auch zeigten sie weniger Interesse an sozialen Tätigkeiten, wie sich um andere Menschen zu kümmern oder sie zu unterrichten. Das gleiche gilt für unternehmerischen Tätigkeiten, wie etwa ein Team zu führen oder mit anderen zu verhandeln, was in vielen Fällen nicht im Interesse der jeweiligen Arbeitgeber liegen dürfte. Keine Unterschiede zeigten sich bei Persönlichkeitsmerkmalen wie emotionale Stabilität, Verträglichkeit oder Offenheit.
Literatur
Golle, J., Rose, N., Göllner, R., Spengler, M., Stoll, G., Hübner, N., Rieger, S., Trautwein, U., Lüdtke, O., Roberts, B., & Nagengast, B. (2018). School or work? The choice may change your personality. Psychological Science, doi:10.1177/0956797618806298.
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Psychologen :::