Es gibt viele Arten von Schlafstörungen, die unbehandelt zu Tagesmüdigkeit mit erhöhter Unfallgefahr führen,und Depressionen auslösen können.
- Psychophysiologische Schlafstörungen: Ursachen können erhöhte körperliche oder seelische Anspannung sein. Auch nächtliches Grübeln gehört dazu.
- Narkolepsie: Durch eine Regulationsstörung im Wach-Schlaf-Zentrum im Gehirn kommt es zu plötzlichen Schlafattacken unter Tags. Man schläft z.B. im Kino, beim Fernsehen und bei anderen eintönigen Tätigkeiten ein. In der Nacht wacht man immer wieder auf. Davon sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen.
- Schlafapnoe-Syndrom: Es betrifft meist Schnarcher und ist gekennzeichnet durch viele nächtliche Atemaussetzer für mehr als zehn Sekunden. Die Sauerstoffsättigung im Blut fällt ab, die Leute fühlen sich am Morgen wie gerädert. Das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzrhythmusstörungen kann sich dadurch erhöhen.
- Restless-legs-Syndrom: Diese Gefühlsstörungen in den Beinen, die vorwiegend in Ruhe und nachts auftreten, lassen die Betroffenen nicht einschlafen. Diese haben das Bedürfnis, die Beine immer zu bewegen. In Europa leiden sechs bis zwölf Prozent der Bevölkerung darunter.
Übrigens: Einen Vorteil haben Schlafstörungen, den sie sind die beste Voraussetzung dafür, sich an seine Träume zu erinnern. Siehe dazu Erinnerung an Träume.
Ohrwürmer als Ursache für Schlafstörungen
Viele Menschen glauben, dass Musik das Einschlafen erleichtert. Scullin et al. (2021) haben nun untersucht, wie Musikhören den Schlaf beeinflusst und konzentrierten sich dabei auf unwillkürliche musikalische Bilder, also Ohrwürmer. In einer ersten Studie berichteten Menschen, die häufig Musik hören, über anhaltende nächtliche Ohrwürmer, die mit einer schlechteren Schlafqualität verbunden waren. In einer zweiten Studie wies man jedem Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip zu, ob er vor dem Schlafengehen im Labor eine Text- oder eine reine Instrumentalversion eines populären Songs (Taylor Swifts ‚Shake It Off‘, Carly Rae Jepsens ‚Call Me Maybe‘ und Journeys ‚Don’t Stop Believin‘) hören sollte, und fand heraus, dass Instrumentalmusik das Auftreten nächtlicher Ohrwürmer erhöht und die polysomnographisch gemessene Schlafqualität verschlechterte. Menschen, die sich einen Ohrwurm eingefangen hatten, hatten aber nicht nur größere Probleme beim Einschlafen, sondern auch häufigeres nächtliches Erwachen und waren längere Zeit in den leichten Schlafstadien. In beiden Studien traten die Ohrwürmer vor allem während des Aufwachens auf, was darauf hindeutet, dass das schlafende Gehirn weiterhin musikalische Melodien verarbeitet. Eine dritte Studie schließlich untermauerte diese These, indem man einen signifikanten Anstieg der frontalen langsamen Oszillationsaktivität fand, einen Marker für schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung. Besonders dominant waren dabei die langsamen Oszillationen im primären auditorischen Cortex, also jener Region, die auch im Wachzustand durch Ohrwürmer aktiviert wird. Offenbar können einige Arten von Musik den nächtlichen Schlaf stören, indem sie lang anhaltende Ohrwürmer induzieren, die durch spontane Gedächtnisreaktivierungsprozesse aufrechterhalten werden. Überraschend war auch, dass Instrumentalmusik zu einer schlechteren Schlafqualität führte, allerdings war die in den Studien verwendete Musik sehr speziell, sodass man diese Ergebnisse nicht auf klassische Musik oder eigens zur Entspannung komponierte Musik generalisieren kann.
Gefühlte und tatsächliche Schlafdauer
Bei vielen Menschen stimmen die gefühlte und die tatsächliche Schlafdauer nicht immer überein, denn gerade Menschen, die generell das Gefühl haben, schlecht zu schlafen, wachen morgens oft mit diesen diffusen Erinnerungen an eine durchwachte Nacht auf. Würde man sie jedoch im Schlaflabor untersuchen, würde man wahrscheinlich feststellen, dass sie einen beträchtlichen Teil der Nacht schlafen, was vor allem bei Menschen mit einer Schlafstörung der Fall ist. Insomniker schlafen im Durchschnitt nur unwesentlich kürzer, denn wenn man eine Gruppe von Insomnikern im Schlaflabor übernachten lässt und ihre Schlafdauer mit der von ebenso vielen guten Schläfern vergleicht, ergibt sich ein durchschnittlicher Unterschied von 25 bis 30 Minuten pro Nacht. Um diesen Unterschied zu sehen, braucht man allerdings eine große Stichprobe, da die Varianz sehr hoch ist, d.h. jeder Einzelne schläft von Nacht zu Nacht unterschiedlich lang, und zwischen den Individuen ist die Differenz natürlich noch viel größer. Gemessen an der subjektiven Beeinträchtigung, die für die Betroffenen katastrophal sein kann, ist die im Labor gemessene Schlafdauer also nur wenig verändert. Die Diagnose einer Insomnie beruht in der Regel auf rein subjektiven Angaben, denn wenn eine Person angibt, über mehrere Wochen schlecht geschlafen zu haben und deshalb tagsüber unter starker Müdigkeit und z.B. Konzentrationsproblemen leidet, wird auf eine Insomnie geschlossen. Die Betroffenen bilden sich ihre Schlafprobleme aber nicht ein, sondern es liegt eine starke Beeinträchtigung vor, die in jedem Fall ernst zu nehmen ist.
Kognitive Beeinträchtigungen durch Schlafapnoe
Nach einer Studie des Boston Medical Center von Dominique Low wirkt sich Schlafapnoe negativ auf die Gedächtnisleistung und das kognitive Denken aus. An der Studie nahmen 4.257 Personen teil, wobei die Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllten, in dem sie nach der Schlafqualität sowie nach Gedächtnis- und Denkproblemen gefragt wurden. Im Hinblick auf den Schlaf wurden die Teilnehmer nach Schnarchen, Keuchen oder Atempausen im Schlaf gefragt, zum Thema Gedächtnis und Denken wurden den Teilnehmern Fragen zu Erinnerungsschwierigkeiten gestellt. Von allen Teilnehmern berichteten 1 079 über Symptome von Schlafapnoe, wobei von denjenigen mit Symptomen 357 Personen oder 33 % über Gedächtnis- oder Denkprobleme berichteten, verglichen mit 628 Personen oder 20 % der Personen ohne Schlafapnoe-Symptome. Nach Berücksichtigung anderer Faktoren, die sich auf Gedächtnis- und Denkprobleme auswirken könnten, wie Alter, Rasse, Geschlecht und Bildung, stellte man fest, dass Menschen, die über Schlafapnoe-Symptome berichteten, mit etwa 50 % höherer Wahrscheinlichkeit auch über Gedächtnis- oder Denkprobleme berichteten als solche, die keine Schlafapnoe-Symptome aufwiesen. Diese Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Forscherin, wie wichtig eine frühzeitige Untersuchung auf Schlafapnoe ist. Allerdings stammen die Daten nur aus einer Umfrage und die Teilnehmer haben ihre Symptome selbst berichtet, anstatt von medizinischem Fachpersonal beurteilt zu werden, sodass weitere Studien erforderlich sind, um die Symptome der Schlafapnoe, des Gedächtnisses und des Denkens über einen längeren Zeitraum zu verfolgen.
Kurioses: Neu auf dem Markt sind „Weighted Blankets“, künstlich beschwerte Decken, die sich wie eine Umarmung um den Körper schmiegen. Gefüllt sind sie mit Granulat, das mit der Bewegung des Körpers mitgeht und ihn umhüllt. Entwickelt wurden diese Decken schon Ende der 1990er Jahre für hyperaktive Kinder, die unter der acht bis zehn Kilogramm schweren Last abends angeblich leichter zur Ruhe kommen, doch in letzter Zeit werden sie aber auch von Erwachsenen mit Schlafproblemen gekauft, die sich darunter geborgener fühlen.
Literatur
Scullin, Michael K., Gao, Chenlu & Fillmore, Paul (2021). Bedtime Music, Involuntary Musical Imagery, and Sleep. Psychological Science, doi:10.1177/0956797621989724.
Bernd Feige, Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Neurophysiologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.
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Dass manche Menschen auf Reisen oder im Urlaub vor allem in der ersten Nacht schlecht schlafen, liegt daran, dass die linke Gehirnhälfte in der ungewohnten Umgebung in einer Art Habacht-Stellung verharrt und wacher bleibt als die rechte. Untersuchungen in einem Schlaflabor in der ersten und der achten Nacht zeigten, dass in der ersten Nacht die linken Hirnhälften in der sonst erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase besonders leicht anzusprechen waren. Um Schlafstörungen der ersten Nacht zu entgehen oder sie zumindest zu lindern, empfiehlt es sich daher, das eigene Kopfkissen mitzunehmen.
Narkolepsie kann schnell unhöflich wirken, z.B. wenn die betroffene Person einschläft, während man ihr was erzählt.