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Smartphone-Sucht

    Nach Ansicht amerikanischer Forscher hat das ständige Kontrollieren neuer Inhalte auf Social Networks und Nachrichtenkanälen Suchtcharakter. In einer Untersuchung an 300 Versuchspersonen wurden deren ‚Checking Habits‘ sichtbar: E-Mails, Facebook und Nachrichten werden am Handy abgerufen – teils mehrmals pro Stunde und oft im gesamten Zeitraum vom Aufwachen bis zum Bettgehen. Ein Check dauert meist kürzer als 30 Sekunden: Tastensperre aufheben, Programm starten. Bei manchen Nutzern beschränkt sich der Smartphone-Gebrauch fast völlig auf dieses kurze Überprüfen, so die Forscher. Wie die begleitende Befragung zeigte, geschieht dies meist zu bestimmten Zeitpunkten, allen voran bei Langeweile oder während der Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln (s.u.). Trotz der häufigen Nutzung werten die Teilnehmer ihr Verhalten selbst nicht als Abhängigkeit, stoßen sich jedoch durchaus daran und bezeichnen ihren Gebrauch als ‚übermäßig‘. Nach einer US-Studie führt allerdings der Entzug zu Symptomen wie Unruhe und Stress bei Jugendlichen, denn es fällt ihnen schwer, sich ohne Handy zu unterhalten.


    Wie bei Alkohol oder Kaffee ist es so, dass wir ein Problem bekommen, wenn wir es überdosieren. Krankmachend ist beim Digitalen, wenn Symptome der Überdosierung auftauchen. Wenn ich etwa merke, dass es ohne gar nicht mehr geht. Nicht, wenn man sich nur gelangweilt fühlt, wenn man das Handy aus der Hand nimmt – sondern wenn man das Gefühl hat, dass ein Körperteil fehlt. Dann kommt es zu Nebenwirkungen, wir verlernen es, Pausen zu machen. Das Gehirn kann nicht ständig mit Informationen gefüttert werden. Und das gilt auch für Bücher lesen: Manchmal einfach sitzen und schauen, das fehlt beim digitalen Überkonsum. Das ins Narrenkastl schauen fehlt, das Tagträumer-Netzwerk wird nicht aktiviert und es bleibt nur das Grübeln. Das Problem dabei ist, dass wir keine neuen Perspektiven bekommen. Wir verlieren uns in Meinungsblasen im Internet und in Jammerkultur. Das hat auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt, es wird kühler, egoistischer und oberflächlicher, Aufmerksamkeitsstörungen nehmen zu. Aber das sind Nebenwirkungen, die digitale Welt hat natürlich auch Vorteile.
    Neurobiologe Bernd Hufnagl in einem Interview


    Bei der Beurteilung einer Mediensucht ist nicht die Beschäftigungsdauer allein maßgeblich, denn suchtgefährdet sind vielmehr Menschen, die sich gedanklich ständig damit beschäftigen bzw. den Drang verspüren, das Level immer weiter zu erhöhen, so dass die Lebensqualität darunter leidet. Problematisch ist dabei fast ausschließlich die private Nutzung, denn die Medien sind nicht mehr aus dem Berufsleben wegzudenken.

    Mechanismen wie die Vergabe von Likes auf Facebook verlängern die Nutzungszeit, ebenso die Doppelhaken-Funktion auf Whatsapp, denn nach dem Versenden einer Nachricht signalisieren blaue Haken, dass eine Nachricht gesehen wurde. Der Empfänger gerät unter Zugzwang, denn der Sender könnte sich fragen: Warum schreibt mein Gegenüber nicht zurück, obwohl die Nachricht gelesen wurde? Das führt dazu, dass Nachrichten dadurch schneller generiert werden.

    Von einem sehr interessanten Selbstversuch berichtet Luke Atcheson in seinem Weblog: „Ich habe eine Woche lang ohne Smartphone oder soziales Netzwerk verbracht. Und ich schwöre dir auf die Biografie von Steve Jobs: Ohne dieses ständig unterbrechende iPhone waren meine Gedanken am Ende der Woche viel klarer. Ich hatte den Frieden vergessen, den du spürst, wenn nicht ständig ein Gerät in deiner Tasche wegen der kleinsten Spamnachricht vibriert. Und traurigerweise fand ich ohne Facebook sogar meine E-Mails spannend, wie ein Heroinabhängiger Methadon. Facebook und Co. haben nämlich wirklich einen Geniestreich hingelegt, als sie ihrem Kernbusiness den verhängnisvollen Namen „Soziale Medien“ verpasst haben. „Asozial“ wäre wohl weitaus passender gewesen. Lass dich nicht von den lustigen Grafiken aus Silicon Valley verführen: Alleine online vor dem Laptop zu hängen, ist nicht sozial — scheißegal, wie du es auch drehst und wendest.“

    Tipps für rücksichtsvolles Mobiltelefonieren:

    • In öffentlichen Verkehrsmitteln sollten nur kurze Telefonate geführt werden, und das möglichst leise.
    • Unhöflich ist es, ein reales Gespräch durch ein Telefonat zu unterbrechen, das auch später geführt werden könnte.
    • In Restaurants am Tisch zu telefonieren ist unhöflich, daher sollte zum Telefonieren der Raum verlassen werden.
    • Störende Tastentöne auf einem Smartphone sind auf lautlos zu stellen.
    • Man darf ruhig am Telefon zu erkennen geben, wenn man sich gestört fühlt.

    Literatur

    http://www.tripple.net/contator/webwizard/news.asp?nnr=52168
    http://www.vice.com/de/read/ich-und-mein-smartphone-oder-wie-smartphones-unsere-hirne-zerstoeren (13-05-26)
    https://www.derstandard.at/story/2000109188751/psychologe-smartphone-konterkariert-spieltrieb-von-kindern (19-09-30)
    https://www.profil.at/specials/digitale-welt/das-herumspringen-im-gehirn-kommt-von-der-algorithmen-logik/402501679 (23-06-28)




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