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Interferenz

    Interferenz bedeutet allgemein Überlagerung. In der Psychologie bezeichnet es die Überlagerung von bereits gelerntem Stoff durch neuen.
    1. Definition
    1. „(Physik) Überlagerung beim Zusammentreffen zweier od. mehrerer Wellenzüge.“
    2. „Biol.; Med.) Hemmung eines biologischen Vorgangs durch einen gleichzeitigen u. gleichartigen anderen (z.B. Hemmung des Chromosomenaustausches in der Nähe eines bereits erfolgten Chromosomenbruchs, einer Virusinfektion durch ein anderes Virus o. A.)“
    3. „(Sprachw.)
    a) Einwirkung eines sprachlichen Systems auf ein anderes, die durch die Ähnlichkeit von Strukturen verschiedener Sprachen od. durch die Vertrautheit mit verschiedenen Sprachen entsteht;
    b) falsche Analogie beim Erlernen einer Sprache von einem Element der Fremdsprache auf ein anderes (z.B. die Verwechslung ähnlich klingender Wörter)
    c) Verwechslung von ähnlich klingenden [u. semantisch verwandten] Wörtern innerhalb der eigenen Sprache.“

    Ohne Autor (2007). Duden – das Femdwörterbuch
    Online im Internet: WWW: http://www.duden-suche.de/suche/artikel.php?
    shortname=d5&artikel_id=1856700 (07-10-22)

    2. Definition
    die Überlagerung von (Wellen-) Vorgängen durch andere, die diese löschen; ps. die Erscheinung, daß ein psychischer Prozeß durch einen gleichzeitigen anderen gehemmt oder gelöscht werden kann. (Hehlmann 1965, S. 251)

    3. Definition
    wechselseitige Beeinflussung von alten und neuen Gedächtnisinhalten, die im Zusammenhang gesehen werden müssen mit den Merkmalen, Kategorien und Oberbegriffen, die beim Lernen von Bedeutung sind. Diese schaffen die „Rahmenbedingungen“, unter denen die Gedächtnisinhalte gespeichert werden. Ob neues Material leicht oder schwer zu erlernen ist, hängt auch davon ab, ob diese Ordnungsmerkmale schone durch früher gelernte Material „besetzt“ sind. In diesem Fall wird das Erlernen des neuen Materials erschwert. Man bezeichnet diesen Vorgang als proaktive Hemmung. Von retroaktiver Hemmung spricht man hingegen, wenn die Reproduktion früher erlernter Materialien durch das Erlernen neuer Inhalte erschwert wird. Die Ordnungskategorien und Bezugssysteme werden in diesem Fall von den neu zu lernenden Materialien besetzt, so daß der Zugriff zu älteren Gedächtnisinhalten erschwert wird. (Wewes & Wildgube 1992, S. 166)

    4. Definition
    Die Thematik der Arbeiten zum Konflikt-Thema eicht von den an sich geringfügigen Schwierigkeiten, die sich z.B. dann ergeben, wenn Instruktionen oder eigene Vorsätze das Abgehen von mehr oder minder fest verwurzelten Gewohnheiten verlangen, bis zu Strategiekonzepten, mit deren Hilfe Streit geschlichtet (Deutsch 1976) bzw. ein dritter Weltkrieg vermieden werden soll. Im ersten Fall ist an die Willensexperimente von Ach (1935) und dessen Schülern zu denken oder auch an den Interferenztest von J.R. Stroop, bei dem Versuchspersonen (Vpn) eine Reihe von Farbnamen zu lesen haben, die jeweils in einer anderen Farbe – das Wort „blau“ z.B. in roter Farbe – gedruckt sind (Hörmann 1960).
    Im Grunde handelt es sich bei den einschlägigen Untersuchungen um Konkretisierungen der von Herbart in der „Psychologie als Wissenschaft“(1824/1825) völlig abstrakt entwickelten „Mechanik“, die den einzelnen Vorstellungen eine Tendenz zuschrieb, sich in das Bewußtsein zu drängen und einander dabei im Falle der Gegensätzlichkeit gegenseitig zu hemmen bzw. „zu verdunkeln“. Modellannahmen dieser Art finden sich sowohl in der psychoanalytischen Lehre von den Abwehrmechanismen (A. Freund 1936) als auch in Festingers „Theorie der kognitiven Dissonanz“ (1957; Einstellung, S. 110f.).

    5. Definition
    Grundsätzlich ist „Transfer“ fast ausschließlich mit positiver Konnotation verbunden, dennoch sind auch negativer Transfer bzw. Interferenz denkbar (vgl. Pennington & Rehder, 1995). Wenn neues Lernen oder Problemlösen durch vorangegangenes Lernen erleichtert wird, spricht man von positivem Transfer, wirkt sich das frühere Lernen hemmend auf die Lösung neuer Aufgaben aus, so hat negativer Transfer stattgefunden. Letzterer besteht darin, daß die Veränderung von Wissen bzw. Verhalten durch bereits verfügbare Kenntnisse und Fertigkeiten beeinträchtigt wird. So ist beispielsweise häufig nach der Vermittlung von Regeln bzw. Problemlösestrategien zu beobachten, daß es anschließend zu Übergeneralisierungen und damit Fehllösungen neuer Aufgabenanforderungen kommt. Neben mangelnden Kenntnissen über die Grenzen der Anwendbarkeit des neu Erworbenen könne auch eine psychische Sättigung bzw. Demotivierung für bestimmte Handlungen oder auch eine Deautomatisierung ehemals hochautomatisierter Handlungsroutinen (zumindest vorübergehend) zu schlechteren Handlungskompetenzen führen (vgl. z.B. Hasselhorn & Mähler, 1993).



    Literatur
    Hehlmann, W. (1965). Wörterbuch der Psychologie. Stuttgart: Alfred Körner Verlag
    Herrmann T. & Hofstätter P. & Huber H. & Weinert F. (1977). Handbuch psychologischer Grundbegriffe. München: Kösel-Verlag
    Ohne Autor (2007). Duden – das Femdwörterbuch
    Online im Internet: WWW: http://www.duden-suche.de/suche/artikel.php?
    shortname=d5&artikel_id=1856700 (07-10-22)
    Rost (Hrsg.). (2006). Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim, Basel, Berlin: Beltz Verlag
    Wewes U. & Wildgrube K. (1992). Psychologie-Lexikon. München, Wien: Oldenbourg Verlag


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