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(Sexueller) Missbrauch in der katholischen Kirche

    Der Wert einer Religion wird durch die Qualität der Moral bestimmt, die sie zu begründen vermag.
    Michel Houellebecq

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Da in den letzten Jahren viel Spekulatives und viel Unsinniges zu aktuellen Missbrauchsfällen innerhalb der katholischen Kirche geäußert worden ist, sollen hier einige Fakten genannt werden, die bei der Diskussion berücksichtigt werden sollten. Sie beruhen einerseits auf fachlichem Wissen aus dem Bereich der Psychologie – insbesondere Entwicklungspsychologie – und andererseits auf dem schlichten Hausverstand einer phänomenologischen Analyse aktueller und vergangener Ereignisse in diesem Kontext. Vom Standpunkt des Entwicklungspsychologen aus haben physische Gewaltausübung und sexuelle Übergriffe zahlreiche Berührungspunkte. TäterInnen kommen aus allen sozialen Schichten und häufig aus angesehenen Berufen, die mit einem hohen Image und sozialen Status ausgestattet sind, wie Lehrer, Direktoren, Pastoren, Priester und Bischöfe. Was deren Sexualität betrifft, können sie heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder pädophil veranlagt sein, sodass eine Konzentration des Diskurses auf homosexuelle und pädophile Täter wenig zielführend ist.

    Nach Ansicht von Experten geht ein geistlicher Missbrauch oft dem sexuellem Missbrauch voraus. Der geistliche Missbrauch hat gravierende Auswirkungen auf die emotionale und psychologische Befindlichkeit von Menschen. Dieser geistliche Machtmissbrauch bereitet den sexuellen Missbrauch geistlich-manipulierend vor. Beim geistlichen Missbrauch greifet der Täter in die geistliche Intimsphäre des Opfers ein und erhebt sich häufig selbst zu einer Art göttlicher Position. Geistlicher Machtmissbrauch im Speziellen bedeutet somit die Instrumentalisierung des geistlichen Bereichs des Menschen mit geistlichen Mitteln, die Verzweckung der Gottesbeziehung eines Menschen durch den Täter zur Erfüllung der eigenen Bedürfnisse und Ziele. Neben einer zunehmenden Abkapselung von Familie und Freunden sowie das Gefühl des Ausgeliefertseins macht sich bei den meisten Betroffenen nach einer solchen Erfahrung häufig auch eine große, religiöse Leere breit. Missbrauch wird übrigens nicht immer von einer einzigen Person ausgeführt, sondern häufig auch von einem System.

    Eine der Wurzeln des Missbrauchs in der katholischen Kirche ist auf das durch die Jahrhunderte traditionelle verquere Menschenbild der katholischen Kirche in Bezug auf Mann und Frau zurückzuführen. Das Verständnis vom Menschen der Antike und Spätantike ist von der römisch-griechischen Kultur geprägt. Für Aristoteles etwa ist die Frau ist eigentlich ein misslungener Mann, d. h., nur der Mann ist der richtige Mensch und daher ist das männliche Wesen dem schwächeren weiblichen von Natur aus überlegen. Bei den Römern untersteht die Ehefrau total dem Mann und muss ihm unbedingten Gehorsam leisten, sie kann sich aber im Gehorsam gegenüber dem Mann etwas freier bewegen als bei den Griechen. Im Judentum ist die untergeordnete Rolle der Frau gegenüber ihrem Mann durch den Schöpfungsbericht festgelegt, aus dem man ihre Unterordnung, Minderwertigkeit und ihre Verantwortung für den Sündenfall herauszulesen glaubt. Mitschuldig am negativen Frauenbild ist vor allem Augustinus, denn er wettert über die Frauen als minderwertig und dem Mann nicht ebenbürtig, denn die Frau ist die Ursache allen Übels, ist der Steigbügel Satans und dass Tor zur Hölle. Die Frau war also nicht nur die Verführte, sondern immer auch Verführerin. Daher kommt zu den frauenverachtenden Tendenzen der antiken Kulturen noch die Stigmatisierung dazu, die Frau sei Eingangstor und Ausgangspunkt des Bösen für die Menschheit, respektive für den Mann. Dies führte zu einer frauenverachtenden und frauenfeindlichen Grundtendenz in Kirche und Gesellschaft im Mittelalter und der frühen Neuzeit, teilweise bis hinein in die Moderne. Thomas von Aquin begründet die Daseinsberechtigung der Frauen, weil Männer keine Kinder bekommen können. Erst durch die allgemeinen Menschenrechte der Aufklärung wurde die Situation der Frau erneut zum Thema, denn nun proklamierte die Elite, vorangetrieben durch die Werte der Französischen Revolution und der sozialistischen Bewegung, die prinzipielle Gleichheit von Mann und Frau. Erst im Vatikanum II wurde die Gleichwertigkeit der Geschlechter formal anerkannt (Buser, 2022).

    Der Zölibat als mentale Kastration

    Der Zölibat ist übrigens kein besonders wesentlicher, d.h., unmittelbarer Faktor bei diesen Überlegungen, da er sich innerhalb der katholischen Kirche ohnehin traditionelle „Schlupflöcher“ gesucht hat, und ihm sowohl historisch als auch aktuell faktisch nie eine wesentliche Rolle in Bezug auf Missbrauch zukommt, wenngleich manche aus bestimmten Interessen heraus diesen in die Diskussion eingebracht wissen wollen. Der Zölibat führt jedoch durch die Deformation der eigenen Sexualentwicklung – Kleriker bleiben in der Regel auf einem infantilen bzw. pubertären Stadium – zu einem abstrusen Frauenbild – alle Frauen bis auf die Jungfrau Maria und die eigene Mutter wären potentielle Verführerinnen – und kann daher in einigen Fällen sicher als eine mittelbare Ursache der Pädophilie bzw. Ephebophilie vermutet werden.

    • Sexueller Missbrauch tritt in äußerst unterschiedlichen Formen auf, sodass Einzelfälle nur sehr schwer miteinander vergleichbar sind. Es ist daher problematisch, alle Fälle in denselben Topf „sexueller Missbrauch“ zu werfen. Viele sind schlichte Gewalt, denn
    • sexueller Missbrauch ist in der Regel Gewaltausübung, vor allem aus der Perspektive des Opfers. Soferne geistige Einschränkung oder Unzurechnungsfähigkeit unterstellt werden kann, kann auch ein Täter Opfer sein. Daraus abzuleiten, dass ein System wie die katholische Kirche zwangsweise sexuelle Verklemmung hervorruft und auf Grund solcher Bedingungen beinahe mit Notwendigkeit manche Menschen zu Tätern macht, ist eher auf dem Hintergrund menschlicher Freiheit zu diskutieren.
    • Gewalt ihrerseits als Form der psychischen Energie, die nach Abfuhr verlangt, gleitet im Exzess mittels Gewalteskalation häufig in den sexuellen Bereich (siehe etwa die Folterungen im Irak). Die bei der Gewaltausübung angestrebte Demütigung der Opfer äußert sich in der Regel in Tabubrüchen und Überschreitungen der Schamschranken, die fast immer mit Sexualität und sexueller Gewalt zu tun haben.
    • Sexueller Missbrauch äußert sich in vielen Fällen als psychische Gewalt, indem beim Opfer massive Schuldgefühle und Ängste erzeugt werden.
    • Extreme Gewaltausübung kann im Extremfall als sexuelle Befriedigung erlebt werden, wie sie etwa bei sadistischen und masochistischen Praktiken auftreten.
    • Zwischen Opfer und Täter besteht in der Regel ein Machtgefälle bzw. eine Abhängigkeit, die durch institutionelle Bedingungen befördert und gesteuert werden.
    • Es gibt bei allen Missbrauchsfällen zwei zentrale Komponenten und deren Wechselwirkung: die beteiligten Personen und die Situation, in der sich diese Personen befinden.
      • Personale Faktoren sind die Sozialisation, die Erziehung, die Persönlichkeit der Betroffenen, also der Täter und der Opfer. Zum Teil hat der erzwungene Verzicht auf erotisch-sexuelle Befriedigung auch massive Folgen für anvertraute Abhängige (s.u.).
      • Situationale Faktoren sind die Strukturen, in denen die beteiligten Personen sich befinden, wobei hier vor allem Abhängigkeitsverhältnisse, Hierarchien und eingeforderte Autoritäten zu nennen sind. Durch solche situationalen Faktoren werden Gewalt und Missbrauch unter den Kindern bzw. Jugendlichen ermöglicht und gefördert – es ist nach entwicklungspsychologischen Kenntnissen geradezu ein zynischer Sadismus, pubertierende Jugendliche in dieser Zeit der körperlichen, psychosexuellen und psychosozialen Entwicklung „zusammenzusperren“. In dieser Lebensphase innerer Spannungen an seine physischen und psychischen Grenzen zu gehen ist ein normaler Vorgang, der aber unter zusätzlichem äußeren Druck mit hoher Wahrscheinlichkeit „Unfälle“ produziert. Der epidemische Missbrauch in katholischen Schulen, der etwa in den USA und Irland in den letzten Jahren ans Licht kam, ist der beste Beweis dafür.
        Anmerkung: Leider hat die literarische Aufarbeitung etwa im Törleß oder Frühlingserwachen offensichtlich wenig Wirkung gehabt, aber wer liest heute schon Musil, Wedekind oder gar Fleißner. Und neuere Literatur wie Köhlmeier (Die Musterschüler), Frischmuth (Die Klosterschule), Bernhard (Die Ursache – eine Andeutung)? Oder ganz alte wie die Carmina Burana?
      • Wechselwirkung: Die der menschlichen Natur eigene Form der Zweigeschlechtlichkeit bedingt bei einer Aggregierung in monosexuellen Kontexten wie Klöstern oder auch beim Militär zwangsweise ein Ausweichen in homoerotische Orientierungen. Diese wird vor allem durch die oft lebenslange Dauer fast unausweichlich, wobei die Unterdrückung des Sexualtriebs häufig psychopathologische Folgen nach sich zieht. Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass es durch sexuelle Praktiken wie Selbstbefriedigung praktisch bei allen doch zu einer Triebabfuhr kommt, die bei einem institutionellen Verbot (Sünde) und Pönitenz (Buße) jedoch meist verstärkte psychische Auffälligkeiten hervorrufen wird.
    • Sexueller Missbrauch wie Gewaltausübung kann nur in geeigneten Situationen stattfinden, in den meisten Fällen in einem anderen nicht zugänglichen „Raum“ – Raum hier im metaphorischen Sinne gebraucht. Daher sind Klöster, Kasernen aber auch Internate geradezu „natürliche Orte“ für sexuellen Missbrauch und Gewalt. Bekanntlich finden sowohl Gewalt (Tötungsdelikte findet man meist innerhalb enger sozialer Beziehungen) als auch der „gewöhnliche“ Missbrauch überwiegend im Rahmen der Familien statt (siehe dazu „(K)ein sicherer Ort), also ebenfalls in einem abgeschlossenen Raum. Während aber die Konstellation Familie wohl als gesellschaftlich existenziell betrachtet werden muss, trifft das auf Klöster und Internate nicht zu. Gemeinsam ist diesen Einrichtungen bei aller Unterschiedlichkeit eine gewisse Exklusivität und Abgeschlossenheit gegenüber der Gesellschaft und manchmal auch reformpädagogischer Ansätze. Die Trennung von privat und gemeinschaftlich ist in solchen Institutionen aufgehoben, sodass eine übergroße Nähe zwischen LehrerInnen und SchülerInnen zugelassen wird.
    • Der jetzt von manchen postulierte fließende Übergang zwischen erzieherischem Eros und sexuellem Missbrauch existiert nicht, da in Abhängigkeitssituationen die Kontrolle des „Nein“ vom Machtausübenden mitbestimmt bzw. durch diesen eingeschränkt wird.

    Die katholische Kirche mit ihren Einrichtungen ist auf Grund vieler Faktoren prädestiniert für das Auftreten von sexuellem Missbrauch in Verbindung mit Gewalt, wobei hier nur die m.E. wesentlichen Gründe genannt werden können:

    • Sexueller Missbrauch hat in der katholischen Kirche Tradition, denn Päpste, katholische Kaiser, Könige und Adlige hatten ein Recht darauf in Form der Entjungferung von Mädchen, wobei es grausamste sexuelle Gewalt und Praktiken z.B. in Kreuzzügen und anderen religiös motivierten Kriegen gab.
    • Frauen wurden – nicht nur aber auch im Besonderen in der katholischen Kirche – über Jahrhunderte hinweg mit Sünde und Verführung gleichgesetzt, sodass damit einem Missbrauch Vorschub geleistet wurde.
    • Kinder wurden und werden auch in katholisch geprägten Gemeinschaften oft als Besitz betrachtet, über die in legitimer Weise verfügt werden kann und mit denen alles gemacht werden kann.
    • Die in kirchlichen und kirchennahen Schulen problematische Personalrekrutierung in Verbindung mit dem Zölibat und einem erzieherischen Auftrag, der Nähe und Empathie erfordert, erhöht unter geeigneten exklusiven Rahmenbedingungen die Wahrscheinlichkeit für Fehlverhalten.
    • Neben der Attraktivität für einschlägig problematische Persönlichkeiten kann es in der Phase der normalen pubertären homoerotischen Interessen auch zu einer pathologischen Manifestation kommen.
    • Streng hierarchische Strukturen mit Abhängigkeitsverhältnissen, die vermeintliche Autorität im Sinne von arrogierter Macht erzeugen. Als unabdingbares Komplement zur Macht kommt immer die Ohnmacht. Macht kann in der Regel nur mit Gewalt aufrecht erhalten werden, während Widerstand Gewalt provoziert. Aus diesem Grund ist auch das Militär mit seinen kirchenähnlichen Strukturen besonders anfällig für Gewaltexzesse und auch Missbrauch
    • Geschlossenheit und erzwungene Nähe in einer Art Kastensystem unterstützt durch mangelnde und auch kaum zu befürchtende Transparenz das Überschreiten von natürlichen Schamgrenzen.
    • Ordnungen, die menschlichen Wesenszügen widersprechen, also menschenfeindlich sind, können letztlich nur mittels psychischer und physischer Gewalt aufrecht erhalten werden.
    • Die Ausbildung zum Kleriker erfolgt in vielen Fällen in der Adoleszenz, also in einer Phase, in der normalerweise die Sexualität erwacht. Diese unterdrücken zu müssen führt zu Schuldgefühlen, Ängsten und Zwängen. Die Folgen der Triebabwehr können oft erst viele Jahre danach ihre Auswirkungen zeigen.
    • Gewaltausübung wie sexueller Missbrauch zielen auf Kontrolle über andere Menschen. Ein Kontrollverlust mündet in geschlossenen Systemen in der Regel in Aggression.
    • Aggressionsausübung kann sowohl zur Gewöhnung führen als auch suchtartige Merkmale aufweisen, die nach einer ständigen Erhöhung der „Dosis“ verlangen.
    • Durch diese Geschlossenheit bedingt ist auch die Möglichkeit des langfristigen Missbrauchs. Hier wird Wiederholungstätern geradezu eine Spielwiese bereitet, sowohl in Bezug auf Missbrauch als auf Gewaltausübung.
    • Die Geschlossenheit begünstigt auch unsägliche verteidigende Stellungnahmen im Sinne von: „es ist nicht allein unser Problem“ oder „die sexuelle Revolution war schuld“. Letztere ist vermutlich dafür verantwortlich, dass weniger unter den Teppich gekehrt wird. Die Stellungnahmen einiger weniger Kirchenvertreter deckt sich weitgehend mit den Strategien Krimineller in Verhören oder mit den Argumentationen unreifer Kinder und Jugendlicher, die bei Vorwürfen mit den Fingern reflexartig auf andere zeigen. Auf ähnlichem Niveau befinden sich dialektische Spitzfindigkeiten, etwa indem man sich zwar tief betroffen zeigt, aber sich dann in etymologischen Überlegungen mit dem Wort „Missbrauch“ beschäftigt, statt mit dem „Missbrauch“ als Tat. Siehe dazu die aktuelle „Verarbeitung“ z.B. auf http://www.kath.net/
    • Die Leibfeindlichkeit der katholischen Kirche und eine damit verbundene Unterdrückung der natürlichen Sexualität des Menschen.
    • Da Sexualität als Geschlechtsverkehr und Onanie für Kinder, Jugendliche und Unverheiratete mit dem Makel der Sünde behaftet ist, ist ein Ausleben mit negativen psychischen Folgen verbunden. Da ein Leben ohne Sexualität realistischerweise für einen gesunden Menschen unlebbar ist, sind innerpsychische Konflikte für einen Katholiken vorprogrammiert.
    • Die Tabuisierung der Sexualität in der katholischen Kirche führt in überwiegend katholischen Ländern bei den Gläubigen zu einer auch sprachlichen Verdrängung des Sexuellen im Alltag, die so weit geht, dass sogar das Fluchen Sexualität ausspart und sich auf die Funktion der Ausscheidung konzentriert – Analität statt Sexualität.
    • Die sexuelle Natur des Menschen kann nur mit Hilfe von Unterdrückung und Angst „überwältigt“ werden. Priester und Nonnen sind zunächst einmal auch ganz normale Menschen und haben in den allermeisten Fällen auch ganz normale sexuelle Wünsche und Bedürfnisse. Die katholische Sexuallehre verbietet ihren Gläubigen nicht nur die freie sexuelle Lust, sondern sie verlangt auch noch den Verzicht auf erotisch-sexuelle Liebe für Priester, Mönche und Nonnen. Damit werden diese in seelische und ethische Konflikte gestürzt, weil sie diesen unnatürlichen und unsinnig-abartigen Verzicht nicht durchhalten können und in Versuchungssituationen geraten, denen sie dann mehr oder weniger erliegen – also „sündigen“. Am schlimmsten ist für die Betroffenen ihre unendliche Einsamkeit mit dieser Konfliktsituation.
    • Kinder innerhalb der katholischen Kirche werden von klein auf mit dem Makel der Schuld (Erbsünde, Verstoß gegen Gebote) attribuiert und erleben sich daher auch oft als selbst als schuldig am Missbrauch, da eine erwachsene Vertrauensperson ja gar nicht schlecht sein kann.
    • Viele Kinder definieren die Ereignisse auch gar nicht als Missbrauch, selbst wenn ein unbestimmt negatives Gefühl aufkommt, das sich eben nicht eindeutig definieren lässt und diffus bleibt.
    • Missbrauch wird im Laufe der Zeit stark mit Scham besetzt, wobei bei Knaben in der Pubertät das Bedürfnis hinzukommt, sich selbst als stark zu erleben, während Schwäche als Verlust der eigenen Autonomie und des Selbstbewusstseins erlebt wird. Das führt zur Verdrängung.
    • Zynischerweise empfiehlt man in ihrer natürlichen Not Sündigenden, sich doch Gott anzuvertrauen, der alles sieht und alles verzeiht. Der allwissende Gott ist übrigens eines der gewalttätigsten Machtmittel, um unaufgeklärte Kinder, Jugendliche, aber auch gläubige Erwachsene in Abhängigkeit und vor allem Angst zu halten.
      Siehe dazu auch „Religion, Schuldgefühle und Angst und Sexualität und Katholische Kirche.
    • Innerhalb des Klerus als reine Männergesellschaft ist durch das Verbot von jeglicher Sexualität wie Geschlechtsverkehr und Onanie die Entwicklung zu homoerotischen Präferenzen systemimmanent und vorhersehbar. Missbrauch tritt daher etwa in der BRD (18 von 27 Bistümern sind bisher von einschlägigen Vorwürfen betroffen) beinahe flächendeckend auf.
    • Durch die Rahmenbedingungen innerhalb der katholischen Institutionen sind naturgemäß gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte in der Überzahl. Hier gilt Ähnliches wie für Gefängnisse, in denen der sexuelle Missbrauch an der Tagesordnung ist, der häufig mit Gewalt und einer strengen Hierarchie verbunden ist.
      Aus einem Interview von cath.ch mit Philip Jaffé, Professor für Psychologie an der Universität Genf: Nur zwischen 9 und 40 Prozent der pädophilen Täter haben laut Studien eine homosexuelle Orientierung, die übrigen sind somit heterosexuell. Von denjenigen, die ein Kind missbraucht haben, sind 50 Prozent nicht pädophil, sondern es sind Menschen, deren sexuelle Orientierung unklar und unreif ist. Diese werden in einem bestimmten Kontext übergriffig, etwa, wenn sie mit einem Kind alleine sind. Studien zeigen, dass im Durchschnitt die Mehrheit der missbrauchten Kinder Mädchen sind, doch innerhalb der Kirche ist jedoch das Gegenteil der Fall: Die Mehrheit der Opfer sind Knaben. Das liegt vermutlich daran, dass die Welt der Priester eine Männerwelt, was zweifellos manche Homosexuellen anzieht. Andererseits wird die Frau im katholischen Denken häufig als Objekt der Sünde dargestellt, sodass in gewisser Weise Knaben oder Männer in dieser Beziehung weniger bedrohlich sind. Darüber hinaus wird in kirchlichen Seminaren der Schwerpunkt auf den intellektuellen Aspekt gelegt, zum Nachteil des Körpers und seiner Anziehungskraft.
    • Hinzu kommt eine „latente“ Attraktivität der katholischen Kirche für Pädophile – diese besteht aber in gleicher Weise auch beim Beruf des Heimerziehers, Pflegers oder Lehrers, allerdings unterliegt dieser Bereich in der Regel einer größeren öffentlichen Kontrolle.
    • Da die (katholische) Kirche offiziell sowohl bestimmte Bereiche der Gewalt wie auch bestimmte Formen der Sexualität unter Strafe stellt und damit teilweise an den Einzelnen über die gesellschaftlich tolerierten Grenzen moralische Maßstäbe anlegt und auch einfordert, gerät sie unter diesem besonderen Anspruch notwendigerweise von Zeit zu Zeit in ein unauflösbares moralisches Dilemma.
    Eine Zusammenstellung aktueller und älterer „Fälle“ finde sich bei Rudolf Sponsel „Materialien Sexueller Mißbrauch in den Katholischen und anderen Kirchen„, der schreibt: „Es scheint, als sei 2010 der Damm endgültig gebrochen. Alle rechtswidrigen, kriminellen, hinterhältig-verlogenen Abwehr- und Unterdrückungsmanöver scheinen völlig zusammengebrochen und eine sintflutartige Lawine von vielfältigen Missbrauchsvorwürfen stürzt derzeit über die katholische Kirche an allen Ecken und Enden herein“.

    Link: http://www.sgipt.org/politpsy/krimi/kirche/sexmiskk.htm

    Siegfried Preiser sagt zu der oft ambivalenten Diskussion zum Thema Missbrauch in einer Aussendung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen: „Eine Ursache sehe ich auch in der Erfahrung oder der Angst, nicht ernst genommen zu werden, als „beschmutzt“ zu erscheinen oder gar als Mit-Täter beschuldigt zu werden. Diese Angst ist berechtigt aufgrund von zwei Mechanismen: 1. Das Streben nach kognitiver Konsonanz. Das bedeutet: Informationen, die nicht zum bisherigen Bild, in diesem Fall der positiven Meinung über Lehrer, Pfarrer, Reformschulen und Kirche passen, werden ignoriert, abgewehrt oder als unglaubwürdig abgestempelt, damit das konsistente Weltbild nicht zerstört wird. 2. Der Glaube an eine gerechte Welt: Viele Menschen sind überzeugt, dass es auf der Welt letzten Endes gerecht zugehen muss. Wenn sie nun Zeugen einer Ungerechtigkeit werden und dem Opfer nicht (mehr) helfen können, tendieren sie dazu, dem Opfer eine Mitschuld zu geben („blaming the victim“), weil dann die subjektiv wahrgenommene Ungerechtigkeit nicht mehr so groß ist.“

    Nach Moser (2018) bietet der Begriff „Gender“ im Zusammenhang mit dem Missbrauchssystem in der katholischen Kirche ein Analyseinstrument, das dazu verhelfen kann, die Macht- und Herrschaftsstrukturen innerhalb der Kirche aufzuzeigen und aufzubrechen. Mit der Einführung von Gender als Analysekategorie wird der Blick nämlich frei sowohl für geschlechtsspezifische Gewalt, als auch für die Strukturen, die diese Gewalt begünstigen, wenn nicht sogar hervorbringen. Die Stigmatisierung wissenschaftlicher Geschlechterforschung als Gender-Ideologie durch die römisch- katholische Kirche stellt daher nicht nur eine Diskursverweigerung dar, die eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Vielzahl von Gender Studies unmöglich macht, sondern hindert die römisch-katholische Kirche überhaupt daran, diejenigen Strukturen zu hinterfragen, die den sexuellen Missbrauch begünstigen (Marschütz, 2014). Nach Ansicht von Moser (2018) trägt fünfhundert Jahre nach Luthers Kritik an bestimmten Praktiken der katholischen Kirche die Genderfrage ein Veränderungspotential in sich, das zu einer neuen Reformation geradezu aufruft. Wie vor fünfhundert Jahren befindet sich die römisch-katholische Kirche an einem Wendepunkt, denn immer mehr Verantwortliche in der Kirche erkennen den Preis, den die absolute und uneingeschränkte Machtentfaltung männlicher Herrschaft in der römisch-katholischen kostet, nämlich die Glaubwürdigkeit der katholischen Lehre endgültig zu zerstören.

    Anmerkung: In meiner persönlichen Erinnerung war der sexuelle Missbrauch durch Priester und auch Lehrer in jeder Richtung in den 50er und 60er Jahren ein Tabuthema aber kein Geheimnis. Schon als Jugendliche hatten wir explizites Wissen von konkreten Personen (Kaplane und Lehrer wurden damals „versetzt“), wobei das Tuscheln danach stets allmählich versandete, wenn man selber nicht betroffen war. Auch die in Internaten (hier treffen die beiden für Missbrauch prädestinierten Kontexte Priester und Erzieher oft in Personalunion kombinatorisch aufeinander) herrschende und allgemein bekannte Gewalt war ein beliebtes Drohmittel, „verhaltensauffällige“ Kinder zur Raison zu bringen. Implizit hatte auch die Kombination psychischer (Glaube) und physischer Gewalt (Prügelstrafe) eine wesentliche Bedeutung in der Einschätzung der in Kollegs und Internaten herrschenden Erziehungsmittel für Eltern, da man von der skurrilen Annahme ausging, dass körperliche Gewalt von geweihten Händen einen wesentlich höheren Stellenwert hätte als die von Vater und Mutter. Und auch der Missbrauch durch solche besonderen Hände musste dann mit anderen Maßstäben gemessen werden, wobei in heterosexuellen Verhältnissen ein besonderer Kick dahinter zu stehen schien – man denke an einschlägige Bücher und Filme.
    Der Katechismus mit seiner praktisch durchgehend drohenden Gebärde lastete damals auf den Kindern und Jugendlichen, was zu teilweise bis heute wirksamen psychischen Deformationen von Menschen hinsichtlich ihrer natürlichen Sexualität führte.
    Der salbungsvolle Ton mancher Entschuldigungen und Forderungen nach Aufklärung, aber auch die halbherzigen Schuldeingeständnisse sind ein Zeichen dafür, dass auch diese „Krise“ wenig in der katholischen Kirche ändern wird, die strukturell wohl nur durch eine Auflösung veränderbar ist. Vielmehr ist zu erwarten, dass durch die nun wohl folgende Reduktion auf den „harten Kern“ von Gläubigen, die nicht einmal solche Ereignisse erschüttern oder beirren können, oder gar eine Reformation die Mauern noch höher gezogen werden. Die „Aufarbeitung“ wird mit nun an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von bloß pseudo-kirchenfernen Institutionen und Personen betrieben werden, die kein echtes Interesse haben, diese vermeintliche Säule des Staates tatsächlich zu reformieren. Schließlich ist das Leiden an sich und den anderen ein konstitutionelles Merkmal der katholischen Kirche.
    Bei der Bewertung von sexuellem Missbrauch in Institutionen wie Klosterschulen oder Internaten ist das Phänomen zu beobachten, dass die nichtbetroffenen MitschülerInnen retrospektiv auch das Schöne und Vorteilhafte betonen. Dass in diesen Fällen viele MitschülerInnen vom Missbrauch nicht betroffen waren bzw. nichts wussten, ist meist nur ein ein klares Indiz dafür, dass die Handlungen der TäterInnen tabuisiert und geheim waren. Häufig waren auch die Kinder mit einem guten familiären Rückhalt mit dem Terror und dem Schrecken in der Institution gar nicht konfrontiert, denn es wäre bei diesen anvertrauten Kindern aus der Sicht der TäterInnen viel zu riskant gewesen. SexualtäterInnen entwickeln in solchen abgeschotteten, autoritären Systemen einen psychologischen Spürsinn für besonders hilflose Opfer, d.h., sie können fühlen, welche Kinder besonders wehrlos sind. Dass die vom Missbrauch nicht Betroffenen im Nachhinein sagen, nichts gesehen zu haben, liegt in vielen Fällen auch daran, dass sie damals nichts sehen wollten bzw. diese Vorfälle zum Selbstschutz verdrängen. Diese Verdrängung und Verleugnung des Geschehenen ist auch in Familien, in denen es sexuellen Missbrauch gab, zu beobachten, denn häufig beschreiben etwa die missbrauchten Töchter den Vater als Tyrannen, während die anderen nicht betroffenen Kinder ihn als einen fürsorglichen Vater erlebt haben.

    Michel Foucault hat in seinem Buch Sexualität und Wahrheit die Paradoxie von Kirche und Sexualität sehr schön beschrieben: Durch die Diskursivierung der Sexualität, also dadurch, dass man rund um die Sexualität Gebote und Verbote errichtet und damit dauernd über sie redet, macht man sie überhaupt erst zum zentralen Thema. Es stimmt also nicht die simple Beschreibung, dass Sexualität früher unterdrückt wurde und man sich daher von dieser Unterdrückung jetzt endlich befreien muss, sondern dass man paradoxerweise erst über das massive Aussprechen von Verboten und das Schaffen von mit Sexualität verbundenen Konflikten die Sexualität erst richtig ins Gespräch bringt und ihr Bedeutung und großen Raum gibt.
    Die katholische Kirche mit ihren unzähligen Enthaltsamkeitsforderungen ist ein gutes Beispiel dafür, denn für diese Art von Kirche gibt es wahrscheinlich auf der Welt nichts anderes als Sexualität – und die ist nur im Rahmen ihrer ziemlich willkürlichen Gebote und Verbote erlaubt. Dabei scheut sie sich nicht, auch in Randbereichen der Sexualität etwa in Bezug auf Homosexualität zahlreiche Scharmützel vom Zaun zu brechen, aber auch in Bezug auf ihre dogmatisch eingeführten Sakramente wie der Ehe, wenn sie Geschiedenen den Zugang zu ihren Sakramenten verbietet.

    Vito von Eichborn schreibt am 22. September 2018 zur Thematik des Missbrauchs in der katholischen Kirche unter dem Titel „Ein Bestseller über den Missbrauchsskandal„, dass er einen Autor für einen sicheren Bestseller sucht: „Arbeitstitel: »Der Zölibat züchtet Verbrecher«. Untertitel: Der Irrsinn vom Verhältnis der katholischen Kirche zur Sexualität seit Jahrtausenden – und die Untersuchung, ob der Zölibat verboten werden kann.“ Er nimmt Bezug auf die in letzter Zeit (2017-18) gehäuft aufgedeckten Missbrauchsfälle und kommt zu dem Schluss: „Überall, wo es die katholische Kirche gibt, haben ihre Angestellten sich an Kindern und Jugendlichen »vergangen« – denn im katholischen Codex ist das ein Vergehen, kein Verbrechen.“ Und weiter: „Und die Aufzählung dieser weltweiten Ungeheuerlichkeiten führt nicht zum Aufschrei? Der Zölibat, so zeigen es Untersuchungen, wird zum Fluchtort für Männer, die mit ihrer Sexualität nicht klarkommen, für katholische Priester, die vereinsamt, alkoholabhängig, unreif und labil sind. Die Kirche züchtet folglich psychisch gestörte unfassbare Straftaten. Das alles ist doch nicht zu fassen!“ Mit Bezug auf die aktuelle Situation der katholischen Kirche registriert er die neurotische Entwicklung bis heute: „Über die seelischen Erschütterungen der Kirchenmänner, die durch die Zwänge der Kirche gequält und kaputt gemacht werden? Darüber, was das bei den hunderttausenden Kindern und in der Gesellschaft anrichtet? Und über die Konsequenzen für unseren Rechtsstaat?“


    Im Spiegel Online wird im Juli 2019 berichtet, dass die Anzahl der Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Priester zwischen 2009 bis 2015 in etwa konstant geblieben ist. Das haben Wissenschaftler der Universitäten Mannheim, Heidelberg und Gießen durch die Auswertung von Personalakten der katholischen Kirche herausgefunden. Die errechnete Quote lag demnach in einigen Jahren sogar höher als jene in der männlichen Allgemeinbevölkerung. Dabei ist bemerkenswert, dass die Beschuldigungsquote von Priestern in den vergangenen Jahren nicht zurückgeht, denn bereits 2002 hatte die Katholische Kirche Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker erlassen, die zwischen 2010 und 2013 überarbeitet worden waren. Für die Berechnungen wurden keine Beschuldigungen aus der Vergangenheit einbezogen, sondern nur jene mutmaßlichen Taten berücksichtigt, die im jeweiligen Jahr der Erhebung stattgefunden haben sollen und bei der das Kind zum Tatzeitpunkt jünger als 14 Jahre alt war. Die Auswertung der Personalakten zeigt nach Ansicht der Experten, dass sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Priester ein anhaltendes Problem ist, kein historisches.

    Übrigens schildert Luna Born in ihrem Buch “Missbrauch mit den Missbrauchten: Mehr Träume, als die katholische Kirche zerstören kann ihren langen Weg durch die Instanzen und das Ankämpfen gegen das System Kirche, die klerikalen Widerstände, auf die die Autorin bei ihrem Spießrutenlauf von der Anzeige bis zur Anerkennung gestoßen ist. Das Besondere an Luna Borns Fall: Sie wird letztendlich von einem nicht zuständigen Bistum im Namen der katholischen Kirche als Opfer anerkannt, nachdem das eigentlich zuständige Bistum den Vorgang über Monate hinweg verschleppt hatte. Umfangreiches Beweismaterial eröffnet den Blick auf die ungeheuerliche Dimension eines Skandals. Mit ihrer Geschichte legt Luna Born exemplarisch offen, welche Strukturen in der katholischen Kirche Missbrauch begünstigen und verschleiern.

    Der emeritierte Hamburger Erzbischof Werner Thissen sagt dazu in einem Interview (Kirche+Leben vom 10. November 2019, Nr. 45) zu seinem damaligen Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch: „Wir wussten damals nicht, dass sexueller Kindesmiss­brauch ein weit verbreitetes ge­sellschaftliches Übel ist, an dem wir als Kirche erheblichen Anteil haben. Es war in der Personal­konferenz eher ein Nischenthe­ma. Wir haben das sehr gerne und schnell auf den Arzt und Therapeuten abgeschoben. Es war für uns damals unvorstell­bar, dass der Papst die Vorsitzen­den der Bischofskonferenz der ganzen Welt einmal nach Rom einladen würde, um über sexuel­len Missbrauch in der Kirche zu sprechen. Es wäre uns nie in den Sinn gekommen, dass es einmal eine Missbrauchsstudie gibt, so wie die Bischofskonferenz sie in Auftrag gegeben hat, und deren Ergebnis horrende ist, was die Zahlen und die einzelnen Ver­haltensweisen der Täter betrifft. Das wäre für uns unvorstellbar gewesen. (…) Es lag im System, dass die Perso­nalkonferenz für den Umgang mit Missbrauchsfällen zuständig war. Aber sie war dazu gar nicht in der Lage. Da hätten Fachleute dazu gehört. Es hätte auch einer größe­ren Distanz zu den Tätern bedurft. Diejenigen, die des Missbrauchs beschuldigt wurden, waren ja Priester, die wir gut kannten. Da kommt sehr schnell der Mitleids­effekt auf. In einer Personalkon­ferenz fragte mal jemand: „Muss der Täter denn nicht bestraft wer­den?“ Die übereinstimmende Meinung war: Der hat sich doch durch sein Vergehen am meisten schon selbst bestraft.“


    Der Psychotherapeut Florian Friedrich schreibt unter dem Titel „Homosexualität und trans*Identität in den Kirchen“, dass sich generell Religionen, Kirchen und Freikirchen schwer tun mit Homosexualität, Bisexualität und Trans*Identitäten, aber auch mit Sexualität im Allgemeinen:

    „Viele Menschen, die schwul, lesbisch, bisexuell oder trans* (transgender, transident, transsexuell, genderfluid, non binary, divers) sind, sind religiös und gläubig und suchen Heimat und Unterstützung in den Kirchen, den Religionsgemeinschaften, den christlichen Freikirchen oder den drei großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam). Eine Religionsgemeinschaft oder Kirche kann Halt und Sicherheit geben. Viele LGBT (lesbische Frauen, schwule Männer, bisexuelle Menschen und trans*Personen) hoffen, einen authentischen und menschenwürdigen Umgang in einer Glaubensgemeinschaft oder Kirche zu finden. Doch oft ist das Gegenteil der Fall: LGBTIQA* (Menschen, die schwul, lesbisch, bisexuell, trans*ident, intergeschlechtlich, queer oder asexuell sind) müssen erleben, dass sie gerade in den Kirchen menschenfeindlich, trans*phob und homophob behandelt werden und schweren Diskriminierungen ausgesetzt sind. Dabei handelt es sich um psychische Gewalt.“


    Quellen

    Wissenschaftliches zum sexuellen Missbrauch

    Katholische Kirche und Sexualität

    Literatur zum sexuellen Missbrauch

    Ursachen und Theorien zur Gewalt



    Literatur

    Buser, C. (2022). Frauen zwischen Mitarbeit und Ausschluss in der Kirche – eine kurze Betrachtung der kirchengeschichtlichen Situation.
    WWW: https://www.academia.edu/43044910/
    Marschütz, Gerhard (2014). Wachstumspotential für die eigene Lehre. Herder Korrespondenz, 68, 457-462.
    Moser, Susanne (2018). Über die Verwirrungen hinsichtlich der Genderfrage
    oder braucht die römisch-katholische Kirche eine Reformation? LABYRINTH, 20, 113-150.https://www.literaturcafe.de/buechermachen-xvi-ein-bestseller-ueber-den-missbrauchsskandal/ (18-09-26)
    https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/katholische-kirche-missbrauchsvorwuerfe-gegen-geistliche-sind-nicht-ruecklaeufig-a-1275587.html (19-08-11)
    https://www.bistum-muenster.de/fileadmin/user_upload/Website/Downloads/Aktuelles/Pressemitteilungen/2019/2019-11-06-Thissen-Interview-KircheundLeben.pdf (19-11-07)
    https://www.meinbezirk.at/salzburg/c-regionauten-community/sex-und-sexualitaet-in-den-kirchen_a5894068 (23-03-01)

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    2 Gedanken zu „(Sexueller) Missbrauch in der katholischen Kirche“

    1. Psychoanalytiker Josef-Christian Aigner

      Die Angst der Kirche in puncto Sexualität betrifft laut dem Psychoanalytiker Josef-Christian Aigner vorrangig das Triebhafte, Fremdes und Frauen, wobei die Angst vor dem Triebhaften vor allem mit der Angst vor Kontrollverlust zu tun hat. Es sollte daher eine Kultivierung der Triebe stattfinden, um ein Zusammenleben zu ermöglichen, ohne Angst vor den Trieben zu machen. Geschieht dies zu ängstlich oder zwanghaft, werden sich Triebe in anderer Form äußern, denn es ist kein Zufall, dass so viele zölibatäre Männer und Frauen Missbrauchstäter werden, da d wenigsten sich klar sind, wasihnen da bevorsteht. Lesben, Schwule, Transsexuelle und andere waren immer da, wurden aber unsichtbar gehalten, wobei die aktuelle Genderangst damit stark verbunden ist, denn diese hat ihren Grund auch in einer gewissen Maßlosigkeit der Lobbygruppen. Den Grund für kirchliche Ressentiments gegenüber dem Thema „Gender“ besteht in einer Art Verführungsgefahr, die von LGBTQIA+-Personen ausgeht. Die kirchliche Angst vor der Frau liegt darin begründet, dass Frauen seit jeher als Gefahr und Verführung galten, wo noch eine Angst vor dem gebärfähigen Unterleib der Frau hinzukommt, die Sigmund Freud Gebärneid nannte. Die Folge ist war eine rechtliche Unterwerfung der Frau, wonach Frauen nach der sexuellen Befreiung in den 1960er-Jahren einer sexuellen Marktwirtschaft sowie einem sexualisierten Leistungsdenken ausgesetzt sind. Die Ästhetisierung von Äußerlichkeiten zeigt sich etwa an Phänomenen wie der Intimkorrektur oder einer extremen Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper.
      Quelle: https://www.kathpress.at/goto/meldung/2291758/kav-tagung-kirche-hat-zu-viel-angst-beim-thema-sexualitaet (23-08-17)

    2. Ein Kriminalroman aus der Welt eines bigotten Katholizismus

      Heini Pohlmann ist ein unbescholtener, liebenswerter Zeitgenosse. Umso unverständlicher ist sein grausamer Tod. Gepfählt wird er am Straßenrand gefunden. Seine Frau, die hübsche Frisörin Hanne, ist eine aktive, fromme Katholikin, enge Mitarbeiterin eines erzkonservativen Priesters. Was die Kommissare Böhmer und Bollmann aber zuerst hören: Sie soll auch zahlreiche Liebhaber haben. Liegt dort ein Motiv? Aber warum wurde der Mann so grausam umgebracht? Der Priester praktiziert zum Kummer seiner Vorgesetzten häufig Exorzismus – Teufelsaustreibungen. Kann ein solches Ritual aus dem Ruder gelaufen sein? Die kirchenfernen Polizisten aus dem protestantischen Diepholz tauchen ein in eine Welt voller Bigotterie, Geschäftstüchtigkeit und Doppelmoral in ihrer katholischen Nachbarregion Vechta. Ein Krimi aus der engen Welt eines bigotten Katholizismus und der modernen Landwirtschaft zwischen Existenzangst und großbäuerlicher Überheblichkeit.

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