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Sind Namen tatsächlich Schall und Rauch?

    Namen sind weit mehr als bloße Etiketten – sie können das menschliche Verhalten, Entscheidungen und sogar Lebenswege maßgeblich beeinflussen. So zeigen zahlreiche internationale Studien, dass der eigener Name nicht nur Vorlieben, sondern auch die berufliche Laufbahn und Partnerwahl mitbestimmen kann (Pelham, Mirenberg & Jones, 2002; Jones, Pelham, Carvallo & Mirenberg, 2004). Ein Phänomen, das diesem Einfluss zugrunde liegt, ist das „implizite Egoismusprinzip“, d. h., Menschen neigen dazu, Dinge zu bevorzugen, die sie mit sich selbst in Verbindung bringen. Das betrifft unter anderem Orte, Berufe und Produkte, deren Namen den eigenen ähneln (Pelham et al., 2002). So wählen etwa Menschen mit dem Vornamen Dennis oder Denise überproportional häufig den Beruf des Zahnarztes, und Menschen namens Louis leben auffallend oft in Städten wie St. Louis.

    Auch bei der Partnerwahl scheint der eigene Name mitzuwirken – so heiraten Menschen häufiger Partner mit ähnlich klingenden Namen (Jones et al., 2004). Diese Vorliebe für Selbstähnlichkeit lässt sich auch im Konsumverhalten beobachten, wobei schon der Anfangsbuchstabe eines Namens Kaufentscheidungen beeinflussen kann– etwa wenn Tonya lieber zu einem Twix greift. Der Effekt wird durch Vertrautheit verstärkt, d. h., Wörter oder Namen, die durch Ähnlichkeit zum eigenen Namen geläufig erscheinen, empfindet man als angenehmer, was das Vertrauen steigert.

    Solche Vertrauensvorschüsse zeigen sich auch in experimentellen Situationen. In einer Studie der Universität zu Köln (Zürn & Topolinski, 2017) vertrauten Versuchspersonen virtuellen Mitspielern mit leicht auszusprechenden Namen wie Fleming deutlich mehr Geld an als solchen mit schwierigen Namen wie Tverdokhleb – obwohl das Betrugsrisiko in beiden Fällen gleich war. Leicht auszusprechende Namen erzeugen ein „flüssigeres“ Verarbeitungserlebnis, was zu einem unbewussten positiven Gefühl und damit zu höherem Vertrauen führt.

    Darüber hinaus kann auch die Bedeutung eines Namens eine Rolle für soziale Wahrnehmungen spielen, denn eine Analyse von über 220.000 Profilen des Berufsnetzwerks Xing ergab, dass Menschen mit adelig klingenden Nachnamen wie Fürst, König oder Kaiser häufiger in Führungspositionen zu finden sind als solche mit bodenständigeren Namen wie Becker oder Koch, was ein Hinweis darauf ist, dass soziale Stereotype auch bei der Karriere eine gewisse Rolle spielen.

    Gerade weil die hier beschriebenen Effekte meist unterhalb der Bewusstseinsschwelle wirken, ist es umso wichtiger, sich ihrer Wirkung bewusst zu werden – sei es im Alltag, bei wichtigen Lebensentscheidungen oder im Umgang mit anderen Menschen.



    Literatur

    Jones, J., Pelham, B., Carvallo, M., & Mirenberg, M. (2004). How do I love thee? Let me count the Js: Implicit egotism and interpersonal attraction. Journal of Personality and Social Psychology, 87(5), 665–683.
    Pelham, B., Mirenberg, M., & Jones, J. (2002). Why Susie sells seashells by the seashore: Implicit egotism and major life decisions. Journal of Personality and Social Psychology, 82(4), 469–487.
    Zürn, M., & Topolinski, S. (2017). When trust comes easy: Articulatory fluency increases transfers in the trust game. Journal of Economic Psychology, 61, 74–86.


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