Im Rahmen einer Studie von Ferguson et al. (2024) wurde die Hypothese untersucht, ob die Gehirne religiöser Fundamentalisten besondere biologische Merkmale aufweisen. Die Studie basiert auf früheren Erkenntnissen, welche darauf hinweisen, dass Spiritualität und Religion in einem alten Gehirnareal verwurzelt sind. Im Rahmen der Studie wurden die Gehirnstrukturen von 190 Menschen mit unterschiedlichen Hirnschäden analysiert. Zur Untersuchung der Verbindung zwischen Hirnstrukturen und religiösem Fundamentalismus wurde eine Kombination aus Läsionsnetzwerk-Mapping und psychologischen Verfahren angewandt. Die Resultate legen nahe, dass neuronale Netzwerke in der rechten Hirnhälfte, insbesondere im dorsolateralen präfrontalen Cortex, dem unteren Parietallappen und dem rechten orbitofrontalen Cortex, mit religiösem Fundamentalismus assoziiert sind. Diese Gehirnareale sind für die Überprüfung von Argumenten sowie das logische Denken von essenzieller Bedeutung. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Schäden in diesen Hirnregionen eine mögliche Ursache für die Entwicklung von religiösem Fundamentalismus darstellen können. Bei Personen, die Falschinformationen verbreiten, wurden ähnliche Gehirnschäden beobachtet. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine Vielzahl von Faktoren zum Fundamentalismus beiträgt, darunter affektive, kognitive, erfahrungsbezogene, genetische, familiäre, institutionelle, entwicklungsbezogene und kulturelle Variablen.
Literatur
Ferguson, Michael A., Asp, Erik W., Kletenik, Isaiah, Tranel, Daniel, Boes, Aaron D., Nelson, Jenae M., Schaper, Frederic L. W. V. J., Siddiqi, Shan, Turner, Joseph I., Anderson, J. Seth, Nielsen, Jared A., Bateman, James R., Grafman, Jordan, Fox, Michael D. (2024). A neural network for religious fundamentalism derived from patients with brain lesions. Proceedings of the National Academy of Sciences, 121, doi:10.1073/pnas.2322399121.
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