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Früheste Erinnerungen

Die Annahme, dass das autobiografische Gedächtnis, welches die Fähigkeit umfasst, persönliche Erfahrungen aus der Vergangenheit zu erinnern, sich typischerweise um das vierte Lebensjahr entwickelt, ist weit verbreitet. Es besteht die Möglichkeit, dass frühere Erinnerungen durch nachfolgende Gespräche mit Eltern, Betreuern, Fotos oder andere externe Einflüsse modifiziert werden.

Die Forschung belegt, dass das autobiografische Gedächtnis bereits ab einem Alter von drei Jahren vorhanden ist, jedoch in dieser Altersgruppe noch eingeschränkt. Eine interessante Studie demonstrierte, dass Vierjährige in der Lage waren, vergangene Ereignisse zur Lösung gegenwärtiger Situationen zu nutzen. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass Kinder in diesem Alter in der Lage waren, einfache vergangene Ereignisse besser abzurufen als Zweijährige.

Des Weiteren existieren Belege dafür, dass Kinder bereits im Alter von einem Jahr in der Lage sind, einfache Handlungen zu speichern, was jedoch nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie über ein vollständiges autobiografisches Gedächtnis verfügen.

Des Weiteren gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass Kinder ab dem zweiten Lebensjahr offenbar magische Ereignisse erinnern können. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass selbst nach einem Zeitraum von sechs Jahren Kinder sich an ein Ereignis erinnern konnten, welches vor ihrem dritten Lebensjahr stattgefunden hatte. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass solche Erinnerungen fehlerhaft sein können, was darauf hinweist, dass die Genauigkeit von frühkindlichen Erinnerungen in Frage gestellt werden muss.

Insgesamt zeigen sowohl wissenschaftliche Studien als auch anekdotische Berichte, dass Erinnerungen an Ereignisse vor dem dritten Geburtstag möglich sind. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass die Genauigkeit und Authentizität solcher Erinnerungen möglicherweise nicht immer zuverlässig sind.



Literatur

Bauer, Patricia J. & Larkina, Marina (2013). The onset of childhood amnesia in childhood: A prospective investigation of the course and determinants of forgetting of early-life events. Memory. doi: 10.1080/09658211.2013.854806.
Stangl, W. (2019, 22. August). Die Konsistenz frühester Erinnerungen. Stangl notiert …
https:// notiert.stangl-taller.at/forschung/die-konsistenz-fruehester-erinnerungen/
Stangl, W. (2015, 17. April). Infantile Amnesie. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/5740/infantile-amnesie
Stangl, W. (2024, 21. Juli). autobiografisches Gedächtnis. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/18279/autobiografisches-gedaechtnis.


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Ein Gedanke zu „Früheste Erinnerungen“

  1. Experimente zum episodischen Gedächtnis

    Das episodische Gedächtnis ermöglicht es Menschen, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern und sich mit der Planung ihrer Zukunft auseinanderzusetzen. Die Mehrheit der Theoretiker ist der Auffassung, dass das episodische Gedächtnis in der Vorschulzeit entsteht und dass dessen Entwicklung das Ende der kindlichen Amnesie einläuten könnte. In einer Reihe von Experimenten konnte Scarf et al. (2013) nachweisen, dass sowohl 3- als auch 4-jährige Kinder in der Lage sind, episodische Erinnerungen zu bilden. Allerdings zeigte sich, dass 3-jährige Kinder diese Erinnerungen nach einer Verzögerung nicht reproduzieren können. In einem Sandkasten wurde von Kindern eine Schatztruhe entdeckt, die von einem Piraten dort versteckt worden war. Bedauerlicherweise war kein Schlüssel für die Schatztruhe verfügbar, sodass die Gruppe ohne Erfolg wieder abziehen musste. Im Anschluss wurde den Kindern eine gewisse Zeitspanne gewidmet, bevor die Ankündigung erfolgte, zum Sandkasten zurückzukehren. Im Anschluss wurden die Kinder aufgefordert, sich aus einer Auswahl von Gegenständen einen auszusuchen, den sie mitnehmen durften. Unter den zur Auswahl stehenden Gegenständen befand sich auch ein Schlüssel. In nahezu allen Fällen entschieden sich die vierjährigen Kinder für den Schlüssel. Die Dreijährige wählten den Schlüssel hingegen nur in den Fällen, in denen der Fund der Schatztruhe maximal fünf Minuten zurücklag. Die signifikante Modifikation in der Beibehaltung episodischer Erinnerungen zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr lässt die Vermutung zu, dass die Fähigkeit, Episoden aus der frühen Kindheit zu erinnern, in erster Linie durch die Kompetenz, ein episodisches Gedächtnis zu bewahren, und weniger durch die Fähigkeit, ein solches zu entwickeln, eingeschränkt wird.
    Literatur
    Scarf, D., Gross, J., Colombo, M. & Hayne, H. (2013). To have and to hold: episodic memory in 3- and 4-year-old children. Developmental psychobiology, 55, 125–132.

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