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Flexible Umverteilung in kognitiven Netzwerken: Wie das Gehirn auf Störungen reagiert

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    Hartwigsen (2018) betrachtet kognitive Funktionen des menschlichen Gehirns als das Ergebnis großräumiger neuronaler Netzwerke und lenkt den Fokus auf deren Fähigkeit, auf fokale Störungen flexibel zu reagieren. Während frühere Arbeiten vor allem die Netzwerkorganisation betonten, blieb bislang unklar, wie diese Netzwerke Ausfälle einzelner Regionen kompensieren können. Hartwigsen schlägt hierfür eine neue Perspektive vor, nach der kognitive Netzwerke ihre interne Aufgabenverteilung dynamisch anpassen. Er argumentiert, dass die relative funktionale Gewichtung einzelner Hirnareale innerhalb eines Netzwerks rasch verändert werden kann, sodass andere Regionen stärker zur Aufrechterhaltung der Leistung beitragen. Zentrale Bedeutung hat dabei die Annahme einer asymmetrischen Kompensationsfähigkeit unterschiedlicher Netzwerktypen. Domänenübergreifende, also flexibel einsetzbare Kontroll- und Aufmerksamkeitsnetzwerke, können demnach zumindest teilweise die Beeinträchtigung spezialisierter kognitiver Funktionen ausgleichen. Umgekehrt ist eine solche Kompensation nicht möglich, da domänenspezifische Netzwerke nicht in der Lage sind, die Funktionen domänenübergreifender Systeme zu übernehmen. Die Berücksichtigung dieser ungleichen Kompensationspotenziale innerhalb und zwischen Netzwerken liefert ein vertieftes Verständnis funktioneller Anpassung und neuronaler Reorganisation nach Hirnläsionen und eröffnet somit neue theoretische Zugänge zur Erklärung großräumiger Netzwerkdynamiken im menschlichen Gehirn.

    Literatur

    Hartwigsen, G. (2018). Flexible redistribution in cognitive networks. Trends in Cognitive Sciences, 22(8), 687–698.

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