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Studie zur menschlichen Gesichtserkennung

    Historisch lebten Menschen in kleinen Gruppen, doch in der modernen Gesellschaft sind sie einer Vielzahl von Gesichtern ausgesetzt. In einer Studie untersuchten Jenkins, Dowsett und Burton (2018), wie viele Gesichter Menschen tatsächlich kennen. Um eine Schätzung der Anzahl bekannter Gesichter zu ermitteln, kombinierte man Daten zur freien Erinnerung (Recall) und Wiedererkennung (Recognition). In getrennten Sitzungen erinnerten sich die Probanden zunächst an persönlich bekannte sowie an berühmte Gesichter, wobei die Anzahl der erinnerten Gesichter extrapoliert wurde, da der Abruf auch nach einer Stunde nicht zum Stillstand kam. Zusätzlich absolvierten die Teilnehmer einen Wiedererkennungstest mit 3441 berühmten Gesichtern in zwei Bildversionen, wobei nur Gesichter, die in beiden Versionen erkannt wurden, als bekannt galten – ein Maß für bildinvariante Wiedererkennung. Aus dem Verhältnis von Recall zu Recognition (1:4,62) wurde eine Gesamtschätzung der Anzahl bekannter Gesichter errechnet. Das Ergebnis zeigt, dass Menschen durchschnittlich etwa 5000 Gesichter kennen, wobei die Spanne der individuellen Werte von rund 1000 bis 10.000 reicht. Die Studie zeigt nicht nur große individuelle Unterschiede, sondern liefert auch eine quantitative Grundlage für Theorien der Gesichtserkennung und bietet Vergleichsmöglichkeiten für maschinelle Gesichtserkennungssysteme. Die Methodik kann zudem auf andere kognitive Domänen wie Orte oder Objekte übertragen werden.



    Literatur

    Jenkins, R., Dowsett, A. J., & Burton, A. M. (2018). How many faces do people know? Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 285, doi:10.1098/rspb.2018.1319.


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