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Wie das Gehirn störende Reize ausblendet

    Das menschliche Gehirn besitzt die bemerkenswerte Fähigkeit, durch wiederholte Erfahrungen zu lernen, störende und ablenkende Reize in der visuellen Wahrnehmung zunehmend auszublenden. Mittels Elektroenzephalografie (EEG) untersuchten Duncan et al. (2025) die Veränderungen in den frühen visuellen Verarbeitungsprozessen des Gehirns, die durch wiederholte Konfrontation mit ablenkenden Reizen entstehen. Die Studie verdeutlichte, dass ein ablenkender Faktor tendenziell leichter ignoriert wird, nachdem er wiederholt aufgetreten ist. Diese erlernte Unterdrückung stellt eine essenzielle Komponente des menschlichen visuellen Systems dar, welches ansonsten stark von der willkürlichen Steuerung der Aufmerksamkeit beeinflusst wird. In einer Reihe von EEG-Experimenten mit 24 Probanden analysierte man, wie das Lernen die Aufmerksamkeit gegenüber auffälligen Ablenkungsreizen moduliert, insbesondere wenn diese wiederholt an bestimmten Positionen erscheinen. Die Ergebnisse der Hirnaktivitätsmessungen lieferten übereinstimmende Hinweise darauf, dass Lernprozesse die frühen Reaktionen im visuellen System auf diese Reize verändern.

    In den Experimenten hatten die Versuchspersonen die Aufgabe, ein spezifisches Zielobjekt inmitten ähnlicher Objekte zu identifizieren, wobei ein ablenkendes Reizobjekt wiederholt an derselben Position platziert wurde. Die Analyse der EEG-Daten zeigte, dass das Gehirn mit der Zeit begann, die Verarbeitung visueller Informationen an dieser bekannten Position des Störreizes bereits in den initialen Phasen der Wahrnehmung abzuschwächen. Bemerkenswerterweise schnitten die Probanden signifikant besser bei der Suche nach dem Zielobjekt ab, wenn der ablenkende Reiz an der zuvor gelernten Position erschien, verglichen mit Situationen, in denen der Störreiz an einer neuen Stelle auftauchte. Diese Befunde unterstreichen, dass das Gehirn nicht nur automatisch auf auffällige Reize reagiert, sondern durch Erfahrung lernt, ablenkende Informationen effizienter zu filtern. Ergänzend dazu beobachtete man eine abgeschwächte visuelle Verarbeitung sogar bei Zielreizen, wenn diese an der Position präsentiert wurden, an der zuvor häufig der Störreiz aufgetreten war.

    Man vermutet daher, dass eine konsistente Gestaltung von Umgebungen, beispielsweise im Straßenverkehr, potenziell zur Erhöhung der Sicherheit beitragen könnte, dass aber auch etablierte Benutzeroberflächen oder Layouts etwa in Lehrbüchern von Menschen automatisch erlernt und als nützlich empfunden werden, dasich dieser Effekt bereits in der grundlegenden visuellen Verarbeitung widerspiegelt.



    Literatur

    Duncan, D. H., Forschack, N., van Moorselaar, D., Müller, M. M. & Theeuwes, J. (2025). Learning modulates early encephalographic responses to distracting stimuli: a combined SSVEP and ERP study. Journal of Neuroscience, doi:10.1523/JNEUROSCI.1973-24.2025.


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