Psychologische Begriffe wie „Trigger“, „toxisch“ oder „narzisstisch“ werden zunehmend im Alltag verwendet, oft jedoch ohne fundiertes Wissen und in vereinfachter oder falscher Weise. Zwar ist es erfreulich, dass das Bewusstsein für psychische Gesundheit wächst und Menschen offener über ihre Gefühle und Beziehungen sprechen, andererseits birgt diese Pop-Psychologie Risiken, da sie komplexe Zusammenhänge auf einfache Schlagworte reduziert und problematische Muster auf andere abschiebt, anstatt eine tiefere Auseinandersetzung zu fördern. Einerseits kann Pop-Psychologie also helfen, Menschen für psychologische Themen zu interessieren und ihr Bewusstsein für mentale Gesundheit zu stärken, andererseits wird sie oft für ihre Übervereinfachung oder Fehlinformationen kritisiert, denn manche Inhalte können irreführend sein oder unrealistische Erwartungen wecken.
Soziale Medien spielen dabei eine nicht unwesentliche Rolle, da sie psychologische Themen schnell konsumierbar und emotional ansprechend aufbereiten. Dies führt nicht nur zur Verbreitung von Halbwissen, sondern auch dazu, dass selbsternannte Coaches und Berater mit zweifelhaften Methoden Profit aus der Unsicherheit von Menschen schlagen. Besonders problematisch ist dies für Menschen mit tatsächlichen psychischen Störungen, die durch unseriöse Angebote retraumatisiert werden oder dringend notwendige professionelle Hilfe nicht in Anspruch nehmen.
Die Verwendung des Begriffs „toxisch“ als Sammelbezeichnung für unangenehme Menschen oder Situationen ist ein Beispiel für diese problematische Entwicklung. Dadurch wird nicht nur die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen vereinfacht, sondern es besteht auch die Gefahr, dass tatsächlicher Missbrauch verharmlost oder in einen Modebegriff verpackt wird. Ebenso wird der Begriff „Narzissmus“ oft missverstanden, da eine echte narzisstische Persönlichkeitsstörung nur einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung betrifft, während viele Menschen aus subjektiver Sicht unerwünschtes Verhalten vorschnell als narzisstisch einstufen.
Ein weiteres Problem dieser Entwicklung ist die Pathologisierung alltäglicher Erfahrungen. Begriffe wie „Trauma“ oder „Depression“ werden oft leichtfertig genutzt, obwohl sie in der Psychologie klar definierte Krankheitsbilder beschreiben. Dies führt dazu, dass normale emotionale Schwankungen oder belastende Lebenserfahrungen fälschlicherweise als psychische Störungen wahrgenommen werden, was gesunde Menschen verunsichern kann. Gleichzeitig wird dadurch die Bedeutung dieser Begriffe für tatsächlich Betroffene abgeschwächt.
Trotz des wachsenden Interesses an psychischer Gesundheit bleibt der Zugang zu professioneller Psychotherapie für viele schwierig. Während einige Gruppen nach wie vor zu selten therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, nutzen andere unpassende Angebote, weil sie durch populäre Konzepte in sozialen Medien in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Eine seriöse Psychotherapie kann jedoch keine Heilversprechen geben, sondern arbeitet mit realistischen Prognosen und individuellen Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität. Maximale Heilsversprechen, wie sie in unseriösen Angeboten oft zu finden sind, sollten daher kritisch hinterfragt werden.
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