Die jüngste Studie von Andrews & Brewin (2024) knüpft an das berühmte „Lost in the Mall“-Experiment von Loftus und Pickrell (1995) an, bei dem falsche Erinnerungen implantiert werden. In der irischen Nachfolgeuntersuchung zeigte sich, dass die Untersucher deutlich mehr falsche Erinnerungen bei den Teilnehmern identifizierten als diese selbst berichteten. Dies deckt sich mit Erkenntnissen ähnlicher Studien.
Die Forschenden analysierten erneut die Transkripte der untersuchten falschen Erinnerungen, wobei der Fokus auf sechs Kerndetails lag. Im Durchschnitt erinnerten sich die Teilnehmer lediglich an weniger als zwei Details des vorgetäuschten Ereignisses. Bemerkenswert ist, dass 20% der Teilnehmer mit vollständigen und sogar 58% derjenigen mit teilweisen falschen Erinnerungen angaben, sich gar nicht an den behaupteten Verlust zu erinnern. Die Selbsteinschätzung der Teilnehmer korrelierte dabei mit der Erinnerung an mehr Details. Etwa die Hälfte der Probanden beschrieb möglicherweise wahre Erlebnisse, die vom vorgetäuschten Ereignis abwichen. Diese Gruppe konnte zwar mehr angedeutete Details erinnern, gab diese aber oft anders wieder. Dies legt nahe, dass die Beurteilungen der Untersuchenden einzelne Kommentare der Teilnehmer bei deren Überlegungen zur falschen Erinnerung widerspiegeln, jedoch nicht vollständig erfassen, wie diese Kommentare in die eigenen Erinnerungsentscheidungen integriert wurden.
Insgesamt zeigt die Studie, dass falsche Erinnerungen nicht immer vollständig implantiert werden können und dass die Einschätzungen der Forschenden teilweise von den tatsächlichen Erfahrungen der Probanden abweichen. Dies wirft Fragen zur Zuverlässigkeit von Untersuchungen zu implantieren Erinnerungen auf und unterstreicht den Bedarf an vertieften Erkenntnissen zu den komplexen Mechanismen menschlicher Erinnerungsbildung.
Literatur
Andrews, B. & Brewin, C. R. (2024). Lost in the Mall? Interrogating judgements of false memory. Applied Cognitive Psychology, 38, doi:10.1002/acp.70012
(1995.) The Formation of False Memories.” Psychiatric Annals, 25, 720–725.
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