Eine Studie von Ponsonnet, Coupé, Pellegrino, Garcia Arasco & Pisanski (2024) untersuchte, ob die akustische Form von Interjektionen, die grundlegende menschliche Emotionen wie Schmerz, Ekel und Freude ausdrücken, weltweit ähnliche Muster aufweist. Insbesondere wurde analysiert, ob sich die phonetischen Merkmale dieser Empfindungswörter mit den Lautäußerungen aus der vorsprachlichen Kommunikation, wie sie bei Tieren und Menschen zu beobachten sind, decken.
In der Untersuchung wurden insgesamt 600 Ausdrücke aus 131 verschiedenen Sprachen verglichen, die jeweils Schmerz, Ekel oder Freude ausdrücken. Zusätzlich wurden 500 Klangschnipsel vorsprachlicher Lautäußerungen, die dieselben Emotionen wiedergeben, herangezogen. Ziel war es, die akustischen Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachäußerungen und den vorsprachlichen Lauten zu identifizieren. Dabei fokussierten sich die Forscher auf bestimmte Vokale, die typischerweise mit bestimmten Emotionen verbunden sind: Bei Schmerz erwarteten die Forscher weit geöffnete Vokale wie „a“, bei Freude hellere Vokale wie „i“ oder „e“, und bei Ekel Schwa-Laute, die in unbetonten Silben auftreten.
Das Ergebnis der Analyse zeigte, dass sich Schmerzausdrücke weltweit tatsächlich in ihrer Klangfarbe ähneln, was auch mit den Lautäußerungen in der vorsprachlichen Kommunikation übereinstimmt. Diese Ausrufe enthalten häufig offene Vokale wie „a“ und fallende Diphthonge, ähnlich dem deutschen „Au!“. Im Gegensatz dazu fanden die Forscher bei Ausdrücken für Freude und Ekel weniger klare akustische Gemeinsamkeiten über die verschiedenen Sprachen hinweg, obwohl auch hier einige klangliche Überschneidungen festgestellt wurden.
Die Forscher waren überrascht, dass die Ähnlichkeiten für Freude und Ekel nicht so ausgeprägt waren wie für Schmerz, da auch diese Emotionen als universell gelten. Zukünftige Studien sollen untersuchen, ob sich bei einer größeren Zahl von Sprachen und zusätzlichen Emotionen weitere akustische Überschneidungen finden, wobei neben Vokalen auch Konsonanten, Silbenstrukturen und Sprachmelodie berücksichtigt werden.
Literatur
Ponsonnet, M., Coupé, C., Pellegrino, F., Garcia Arasco, A. & Pisanski, K. (2024). Vowel signatures in emotional interjections and nonlinguistic vocalizations expressing pain, disgust, and joy across languages. The Journal of the Acoustical Society of America, 156, 3118–3139.
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