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Der Einfluss von Geschwisterzahl und Geburtenreihenfolge auf die Persönlichkeit

    Die Frage, ob die Geschwisterzahl und die Geburtenreihenfolge den Persönlichkeit beeinflussen, war in der psychologischen Forschung bislang umstritten. Eine aktuelle, groß angelegte Studie von Ashton & Lee (2025) hat jedoch gezeigt, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Geschwisterabfolge und verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen gibt. Die Untersuchung basierte auf den Antworten von etwa 711.000 Erwachsenen, die zu fünf wesentlichen Persönlichkeitsdimensionen befragt wurden: Ehrlichkeit-Bescheidenheit, Emotionalität, Extraversion, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.

    Die Studie ergab, dass Erwachsene, die mit Geschwistern aufgewachsen sind, tendenziell kooperativer sind als Einzelkinder. Besonders kooperativ waren dabei die Mittelkinder, gefolgt von Letztgeborenen, Erstgeborenen und Einzelkindern. Die Kooperationsbereitschaft war bei Menschen mit einer größeren Anzahl von Geschwistern stärker ausgeprägt. Die Forscher vermuten, dass Menschen mit mehr Geschwistern häufiger in kooperativen Situationen agieren müssen, was ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit fördert. Einzelkinder hingegen zeigten im Vergleich zu Geschwisterkindern eine größere Offenheit für neue Erfahrungen, aber auch eine stärkere Tendenz zur Introvertiertheit.

    Darüber hinaus zeigten sich Unterschiede in der Extraversion, wobei Erstgeborene, Mittelkinder und Menschen mit vielen Geschwistern tendenziell extrovertierter waren als Letztgeborene und Einzelkinder. Auch bei der Offenheit für neue Erfahrungen wurde ein umgekehrtes Muster beobachtet: Einzelkinder waren offener als ihre Geschwister. Insgesamt zeigte die Studie, dass die Anzahl der Geschwister und die Geburtenreihenfolge eine Rolle bei der Entwicklung spezifischer Persönlichkeitsmerkmale spielen, wobei die Unterschiede jedoch relativ schwach ausgeprägt sind. Ashton und Lee betonen, dass ihre Untersuchung keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Geschwistern (biologische, Stief- oder Adoptivgeschwister) vornimmt.



    Literatur

    Ashton, M. C. & Lee, K. (2025). Personality differences between birth order categories and across sibship sizes. Proceedings of the National Academy of Sciences, 122, doi:10.1073/pnas.2416709121.


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