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Die neuronale Netzwerke der Theory of Mind

    Edmonds et al. (2024) haben in einer umfangreichen Studie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht, welche Hirnaktivität beim menschlichen Perspektivwechsel und der sogenannten „Theory of Mind“ auftritt. Die Ergebnisse zeigen, dass beim Nachdenken über die Gedanken anderer mehrere Hirnregionen des „sozialen kognitiven Netzwerks“ sowie die Amygdala aktiv werden. Interessant ist, dass diese evolutionär unterschiedlich alten Hirnareale in ständiger Kommunikation miteinander stehen, wobei die Amygdala als Teil des „Reptiliengehirns“ dem sozialen Netzwerk wichtige emotionale Informationen zukommen lässt.

    Diese Erkenntnisse liefern wichtige Einblicke in die neuronalen Grundlagen unserer sozialen Kognition und Empathiefähigkeit. Sie deuten darauf hin, dass die Fähigkeit zur komplexen Reflektion über soziale Interaktionen eine relativ neue evolutionäre Errungenschaft des Menschen sein könnte. Die Tatsache, dass das soziale kognitive Netzwerk im Vergleich zur Amygdala leichter zugänglich ist, eröffnet möglicherweise neue Behandlungsmöglichkeiten für Störungen wie Depressionen und Angststörungen. Statt einer direkten Stimulation der tiefer gelegenen Amygdala könnten weniger invasive Methoden wie die transkranielle Magnetstimulation vielversprechend sein, um die Funktionen des sozialen Netzwerks zu verbessern und so die Symptome solcher Erkrankungen zu lindern.

    Die Ergebnisse der Studie von Edmonds et al. sind daher nicht nur für unser grundlegendes Verständnis der sozialen Kognition von großer Bedeutung, sondern könnten auch wichtige Impulse für die Entwicklung innovativer Therapieansätze in der Psychiatrie und Psychologie geben. Weitere Forschung in diesem Bereich verspricht somit nicht nur wissenschaftlich, sondern auch klinisch äußerst wertvolle Erkenntnisse.



    Literatur

    Edmonds, Donnisa, Salvo, Joseph J., Anderson, Nathan, Lakshman, Maya, Yang, Qiaohan, Kay, Kendrick, Zelano, Christina, Braga, Rodrigo M. (2024). The human social cognitive network contains multiple regions within the amygdala. American Association for the Advancement of Science, 10, doi:10.1126/sciadv.adp0453.


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