Zum Inhalt springen

Gibt es eine Psychologie von Außerirdischen?

    Die Frage nach der Psyche außerirdischer Lebewesen ist faszinierend, aber auch spekulativ, da Menschen bisher bekanntlich noch keinen direkten Kontakt hatten, so dass jede Diskussion darüber daher auf Hypothesen basiert und mehr ode minder wissenschaftliche Vermutungen darstellen. Außerirdische könnten sich in ihrer biologischen Struktur und ihrem Bewusstsein erheblich von Menschen unterscheiden. Ihre Psychologie, falls sie eine haben, könnte somit auf völlig anderen Grundlagen beruhen, wobei andere Umgebungen  zu abweichenden Wahrnehmungen, Denkweisen und Verhaltensmustern führen könnten.

    Sollten Außerirdische soziale Wesen sein, könnten ihre Kulturen und sozialen Strukturen radikal von unseren abweichen, d. h. ihre gesellschaftlichen Normen, Werte und Kommunikationsformen könnten sich stark von unseren unterscheiden, was wiederum ihre Psyche prägt.

    Ähnlich wie auf der Erde könnte auch die Psychologie außerirdischer Spezies von evolutionären Prozessen geprägt sein, d. h., ihre grundlegenden Bedürfnisse, Instinkte und Verhaltensweisen wären dann an ihre spezifische Umwelt und Geschichte angepasst, was sie von Menschen auf der Erde unterscheidet.

    Hypothetisch betrachtet, könnten außerirdische Lebewesen eine völlig andersartige Beziehung zu Maschinen und künstlicher Intelligenz entwickelt haben oder sogar über ganz neuartige kognitive Fähigkeiten verfügen.

    Einige Wissenschaftler und Philosophen argumentieren, dass Menschen die Schwierigkeiten haben könnten, deren psychologische Verfassung zu verstehen, da sie womöglich außerhalb unserer konzeptionellen und sprachlichen Reichweite liegen. In Science-Fiction-Werken werden die Psychologien von außerirdischen Wesen häufig dargestellt, wobei die Autoren und Regisseure verschiedene Szenarien entwerfen, die oft als Spiegelbild menschlicher Ängste, Hoffnungen und Fantasien dienen. Da es keinen direkten Kontakt zu Außerirdischen gibt, kann man derzeit nur spekulieren, wie andersartige Lebensbedingungen zu gänzlich fremden psychologischen Strukturen führen könnten, basierend auf menschlichem Verständnis von Leben und Intelligenz auf der Erde.

    Die Frage nach der Psychologie außerirdischer Lebewesen ist daher ein äußerst faszinierendes, wenn auch spekulatives Thema, das Wissenschaftler und Science-Fiction-Autoren gleichermaßen beschäftigt. Obwohl es keine konkreten Beweise für die Existenz intelligenter außerirdischer Lebensformen gibt, haben sich einige interessante Überlegungen zu diesem Thema entwickelt. Eine hypothetische außerirdische Psychologie könnte sich in vielerlei Hinsicht grundlegend von der menschlichen unterscheiden. Außerirdische könnten völlig andere kognitive Strukturen besitzen, mit Denkprozessen und Problemlösungsstrategien, die auf ganz anderen Prinzipien beruhen als unsere. Ihr Bewusstsein und ihre emotionalen Erfahrungen, falls vorhanden, könnten für uns unvorstellbar sein. Die sozialen Strukturen und Dynamiken außerirdischer Zivilisationen wären möglicherweise stark von ihren biologischen und evolutionären Ursprüngen geprägt und könnten Formen annehmen, die weit von menschlichen Gesellschaftsstrukturen entfernt sind. Ihre Wahrnehmung der Umwelt könnte durch völlig andere Sinnesorgane erfolgen, was ihr psychologisches Erleben fundamental beeinflussen würde. Auch ihr Verständnis und ihre Erfahrung von Zeit, ihre Grundbedürfnisse und Motivationen sowie ihre Kommunikationsformen könnten sich drastisch von unseren unterscheiden. Ethische und moralische Konzepte außerirdischer Wesen könnten auf völlig anderen Grundlagen basieren als die menschlichen. Wissenschaftliche Disziplinen wie Astrobiologie, SETI und die Kognitionswissenschaften versuchen, mögliche Formen außerirdischer Intelligenz und Psychologie zu erforschen. Obwohl diese Überlegungen spekulativ bleiben, können sie unser Verständnis für die Vielfalt möglicher Bewusstseinsformen erweitern und uns helfen, unsere eigene Psychologie aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

    Es gibt übrigens an der Universität Bamberg mit Niklas Döbler einen Psychologen, der sich ernsthaft mit dieser Thematik beschäftigt. Niklas Döbler hat sich in seinem Buch „Psychologie der Außerirdischen“ mit diesem spekulativen, aber faszinierenden Thema auseinandergesetzt. In seinem Werk versucht Döbler, eine systematische Herangehensweise an die mögliche Psychologie außerirdischer Lebensformen zu entwickeln.

    Aufbauend auf den Arbeiten von Exopsychologie-Pionier Albert A. Harrison, stellen Niklas Döbler und Marius Raab die These auf, dass die Suche nach „Intelligenz“ im Universum ein eher undankbares Ziel ist. Sollten wir tatsächlich auf technologisch versiertes außerirdisches Leben treffen, dann können wir nicht unbedingt daraus schließen, dass dieses unseren Vorstellungen von „intelligent“ entspricht. Vorrangig sind es kognitiv hochentwickelte und zu bewussten Handlungen fähigen Bewohner, die uns im Universum begegnen mögen. Die Menschheit kennt derweilen nur ein einziges Lebewesen, das Weltraumforschung betreibt: sich selbst. „Argumentieren wir vorsichtig und wissenschaftlich fundiert, können wir aus unserer Existenz auf mögliche physische und psychische Konfigurationen von Außerirdischen schließen“ führt Raab aus. Dass das auch andersherum geht, zeigen die unzähligen Darstellungen von Außerirdischen in Film und Fernsehen und die dort eher als Projektionsfläche für allzu menschliche Themen und Konflikte (Rassismus, Fremdheit, Kolonialismus) dienen. „Außerirdische sind schon längst psychologisch präsent. Durch das Nachdenken über sie können wir auch eine Menge über uns selbst lernen und das ist ja genau das, was die Psychologie will“ so Döbler weiter. Die Exoposychologie ist daher ein weiteres Beispiel für die innovativen und Ansätze, die der Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre verfolgt um unsere Spezies besser zu verstehen.

    Döbler argumentiert, dass wir, um über die Psychologie von Außerirdischen nachzudenken, zunächst unsere eigenen kognitiven Beschränkungen und anthropozentrischen Vorurteile erkennen und überwinden müssen. Er betont, dass unsere Vorstellungen von außerirdischem Leben oft stark von unseren irdischen Erfahrungen und evolutionären Hintergründen geprägt sind. Ein zentraler Punkt in Döblers Überlegungen ist die Idee, dass die Psychologie von Außerirdischen eng mit ihrer Biologie, ihrer Umwelt und ihrer evolutionären Geschichte verknüpft sein würde. Er spekuliert, dass Faktoren wie die physikalischen Bedingungen auf ihrem Heimatplaneten, ihre Sinnesorgane und ihre Art der Fortpflanzung einen erheblichen Einfluss auf ihre psychologischen Prozesse haben könnten.

    Döbler diskutiert auch die Möglichkeit, dass außerirdische Lebensformen völlig andere Formen von Bewusstsein oder Kognition entwickelt haben könnten. Er stellt die Frage, ob Konzepte wie Individualität, freier Wille oder sogar das Selbst, wie wir sie verstehen, universell sind oder ob sie spezifisch für die menschliche Psychologie sein könnten. In Bezug auf Emotionen und soziales Verhalten spekuliert Döbler, dass diese bei Außerirdischen möglicherweise ganz anders ausgeprägt sein könnten als bei Menschen. Er argumentiert, dass Emotionen und soziales Verhalten evolutionäre Anpassungen sind und daher bei Außerirdischen, die sich unter völlig anderen Bedingungen entwickelt haben, ganz anders aussehen könnten. Döbler betont auch die Bedeutung der Kommunikation für die Psychologie. Er spekuliert über mögliche alternative Kommunikationsformen, die Außerirdische entwickelt haben könnten, und wie diese ihre Denkweisen und sozialen Interaktionen beeinflussen würden.

    Döbler betont in seinem Werk dabei immer wieder, dass unsere Vorstellungen von außerirdischem Leben und außerirdischer Psychologie letztlich mehr über uns selbst und unsere eigenen kognitiven Grenzen aussagen als über tatsächliche Außerirdische.



    Literatur

    Döbler, N. A. & Carbon, C.-C. (2023). Affordances in outer space: Forms of life, material engagement, and meaning within space exploration and SETI. Acta Astronautica, 210, 350–363.
    Döbler, Niklas Alexander & Raab, Marius (2021). Thinking ET: A discussion of exopsychology. Acta Astronautica, 189, 699- 711.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Pädagogische Neuigkeiten für Psychologen :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert