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Blinzeln unterstützt die Wahrnehmung

    Über den Tag verteilt blinzelt der Mensch sehr häufig, wobei die Häufigkeit variieren kann, aber im Durchschnitt blinzelt der Mensch etwa 15 Mal pro Minute, so dass die Zeit, in der die Augen beim Blinzeln geschlossen sind, insgesamt etwa zehn Prozent der Wachzeit ausmacht. Das Blinzeln dient in erster Linie der Aufrechterhaltung des Tränenfilms für die dauerhafte Benetzung der Hornhaut mit Tränenflüssigkeit, um das Auge vor dem Austrocknen zu schützen. Dabei wird nicht nur die Hornhaut befeuchtet, sondern auch mit Sauerstoff versorgt bzw. werden mit dem regelmäßigen Lidschlag auf das Auge gelangte feine Partikel weggewischt und über den Tränenkanal abtransportiert. Bei normalem Sehen blinzelt der Mensch häufiger, als es für eine gute Befeuchtung der Hornhaut notwendig erscheint, und da das Schließen der Augenlider das Bild auf der Netzhaut stört, wird auch vermutet, dass das Blinzeln die visuelle Verarbeitung beeinträchtigt.

    Blinzeln ist jedoch auch reich an räumlichen Informationen, so dass eine kurze Unterbrechung der Wahrnehmung durch Blinzeln für die Verarbeitung visueller Informationen wichtig sein kann. Wenn Menschen über einen längeren Zeitraum auf einen monotonen Hintergrund blicken, nimmt der Kontrast ab, mit dem die Signale der Sehnerven an das Gehirn weitergeleitet werden, d.h. es tritt eine Art Ermüdungseffekt ein, der die Wahrnehmung verschwimmen lässt.

    Yang et al. (2024) konnten durch die Kombination von hochauflösendem Eye-Tracking bei menschlichen Beobachtern mit der Modellierung von Lidschlag-Transienten und der Spektralanalyse visueller Eingangssignale zeigen, dass Lidschlag die Leistung der Netzhautstimulation erhöht und dass dieser Effekt die Sichtbarkeit trotz der Zeit, die durch die Exposition gegenüber der externen Szene verloren geht, deutlich verbessert. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Blinzeln, ähnlich wie Augenbewegungen, als rechnerische Komponente einer visuellen Verarbeitungsstrategie fungiert, die motorisches Verhalten nutzt, um räumliche Information in den zeitlichen Bereich umzuformatieren.



    Literatur

    Stangl, W. (2024, 28. April). Blinzeln. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
    https:// lexikon.stangl.eu/23550/blinzeln.
    Yang, Bin, Intoy, Janis & Rucci, Michele (2024). Eye blinks as a visual processing stage. Proceedings of the National Academy of Sciences, 121, doi:10.1073/pnas.2310291121.


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