Das Bucharest Early Intervention Project ist eine Langzeitstudie, die in den 1990er Jahren in Rumänien begann und sich auf Kinder konzentrierte, die in staatlichen Waisenhäusern unter oft vernachlässigenden Bedingungen aufwuchsen. Die Studie wurde durchgeführt, um die langfristigen Auswirkungen von Vernachlässigung und mangelnder emotionaler Unterstützung auf die Entwicklung von Kindern erneut zu untersuchen und insbesondere zu verstehen, wie frühe Interventionen die Entwicklung von Kindern beeinflussen können, die in ihren ersten Lebensjahren einen Mangel an emotionaler Bindung und Anregung erfahren haben. Die Studie verglich Kinder, die in Waisenhäusern aufwuchsen, mit Kindern, die in Familien adoptiert wurden, und untersuchte die Auswirkungen gezielter Interventionen auf die kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten der Kinder.
Das „Bucharest Early Intervention Project“ bestätigte im Großen und Ganzen die Bedeutung frühkindlicher Förderung, wobei die Kinder im Alter von 2, 3, 4, 8, 12 und 16 Jahren untersucht wurden. Die Ergebnisse der Studie zeigten erneut, dass eine frühe Heimunterbringung sowohl zu tiefgreifenden Intelligenzdefiziten als auch zu sozial-emotionalen Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Kinder, die in Heimen aufwuchsen, zeigten beispielsweise Defizite im Bindungsverhalten, in der Sprachfähigkeit und neigten eher zu psychiatrischen Auffälligkeiten. Die Kinder, die in Pflegefamilien aufwuchsen, entwickelten sich dagegen besser und unterschieden sich auch in ihrer Intelligenz: Obwohl alle Kinder einen eher niedrigen Intelligenzquotienten aufwiesen, schnitten die Kinder, die vor dem Alter von zwei Jahren in eine Pflegefamilie kamen, in IQ-Tests im Jugendalter besser ab.
Der Unterschied in der Denkfähigkeit der Kinder lässt sich vermutlich auf die Pflegesituation im Kleinkindalter zurückführen, d.h. es könnte eine sensible Phase für die Ausprägung der Denkfähigkeit geben, d.h. ein Zeitfenster, in dem das Gehirn besonders sensibel auf Erfahrungen reagiert. Vermutlich gibt es verschiedene sensible Phasen in der Hirnentwicklung, denn nicht alle Hirnregionen reifen gleich schnell, aber wahrscheinlich schließt sich nach den ersten beiden Lebensjahren ein Zeitfenster für die Entwicklung der Intelligenz, denn je früher ein Kind in eine Pflegefamilie kam, desto besser entwickelte es sich. Offenbar ist es in dieser Phase besonders wichtig, Kontakt zur Umwelt und zu Menschen zu haben, ausreichend Interaktion und Feedback zu erfahren, um die lernfähigen und lernwilligen Teile des Gehirns bestmöglich zu unterstützen.
Link: https://bucharestearlyinterventionproject.org/
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